Kreis Heinsberg Fünf Unfallopfer in nur sechs Wochen

Kreis Heinsberg · Fünf Menschen sind im Kreis Heinsberg seit Jahresbeginn bei Verkehrsunfällen tödlich verunglückt. Die Opfer waren zwischen 29 und 63 Jahre alt. Kreispolizei und Straßenverkehrsamt versuchen, Unfallhäufungsstellen zu entschärfen.

In einer Übung trainieren die Hückelhovener Rettungskräfte auf der abschüssigen Ludovicistraße, wie ein Verletzter nach einem Verkehrsunfall aus seinem Pkw befreit werden kann.

In einer Übung trainieren die Hückelhovener Rettungskräfte auf der abschüssigen Ludovicistraße, wie ein Verletzter nach einem Verkehrsunfall aus seinem Pkw befreit werden kann.

Foto: Laaser (Archiv)

Vor zwei Jahren starben auf den Straßen im Kreis Heinsberg sechs Menschen. Ein historisch niedriger Wert. In den ersten sechs Wochen dieses Jahres sind bereits fünf Menschen bei Verkehrsunfällen tödlich verunglückt. Wahrscheinlich, dass dieses Jahr der historische Tiefststand von 2014 nicht gehalten werden kann, der möglicherweise schon 2015 keinen Bestand mehr hatte. Zahlen dazu veröffentlicht die Kreispolizei heute.

Ähnlichkeiten bei den fünf tödlichen Unfällen in diesem Jahr bestehen kaum, sagt Michael Okuhn, bei der Polizei im Kreis Heinsberg stellvertretender Leiter der Direktion Verkehr. Auch bestünden zwischen den Unfallstellen nur wenige Zusammenhänge: "Es gab drei Alleinunfälle außerorts und auf freier Strecke mit einem Abkommen von der Fahrbahn, denen gemeinsam ist, dass sie während der Dunkelheit passierten und bei denen die Folgen mit einem Auftreffen auf ein Hindernis am Fahrbahnrand, es handelte sich um Bäume, eintraten." Bei einem vierten Unfall starb ein Fußgänger, beim fünften ein Rollstuhlfahrer. Der Fußgänger war nachts auf der Kreisstraße 27 in Richtung Boscheln auf freier, unbeleuchteter Strecke unterwegs und dunkel gekleidet. Er habe die Straße gequert und sei dabei von einem Auto erfasst worden, hatte die Polizei nach diesem Unfall berichtet. Der Rollstuhlfahrer sei am 23. Januar gegen 12.20 Uhr von einem Fahrzeugführer bei der Ausfahrt von einem Tankstellengelände in Karken übersehen worden. "In allen Fällen laufen noch staatsanwaltliche Ermittlungen", erläutert Polizeisprecher Karl-Heinz Frenken.

Zwischen 2012 und 2014 ereignete sich eine Reihe von tödlichen Verkehrsunfällen im Kreis Heinsberg auf wiederkehrenden Straßenabschnitten: zwei auf der L 117 zwischen Wassenberg und Rothenbach (2012/2014), zwei auf der L 19 zwischen Erkelenz und Gerderath (2012), zwei auf der B 221 bei Geilenkirchen (2013/2014) sowie über die gesamte L 228 verteilt fünf Unfälle. "Lediglich auf der L 228 kam 2015 ein tödlicher Verkehrsunfall hinzu, allerdings nicht in dem Fahrbahnabschnitt, der als Unfallhäufungsstrecke klassifiziert ist. In allen anderen genannten Bereichen passierte 2015 kein tödlicher Verkehrsunfall. Weitere Unfallhäufungsstrecken haben sich unter Berücksichtigung der Zahlen aus 2015 nicht ergeben", erklärt Okuhn auf Anfrage zu bisherigen Mehrfach-Unfallstellen, und er verweist in dem Zusammenhang auf die Unfallkommission im Kreis Heinsberg und deren Arbeit, um solche Häufungsstellen - sowohl mit als auch ohne tödlichen Ausgang der Unfälle - zu entschärfen: "2015 wurden 22 Unfallhäufungsstellen aus straßenbaulichem und straßenverkehrsrechtlichem Blickwinkeln analysiert. Hierbei wurden zum Beispiel Fragen zu Abbiegespuren, Kreisverkehren, Beseitigung von Sichtbehinderungen erörtert, aber auch das Aufstellen von Beschilderungen, Aufbringen von Fahrbahnmarkierungen oder Aufstellung von Lichtsignalanlagen geprüft. Für alle Unfallhäufungsstellen wurden Maßnahmen getroffen und zum Teil bereits umgesetzt. In diesem Zusammenhang konnten schon sieben der Unfallhäufungsstellen entschärft werden."

Als Unfallhäufungsstellen werden Straßenabschnitte nur dann definiert, wenn Typ, Ursache und Verlauf von Unfällen übereinstimmen und sie sich am selben Fleck oder in einem Bereich von maximal 500 Metern ereignet haben, erklärte Alfred Theißen, Leiter des Straßenverkehrsamtes. "Die Unfallkommission, die im Frühjahr tagt, arbeitet nicht mit Zahlen, sondern schaut hinter die Zahlen", so Theißen weiter. Wie waren die Abläufe und Kriterien? Gibt es unfall-begünstigende Faktoren und kann man die abstellen? Jeder Unfall müsse ausgewertet werden, auch anhand von Zeugenaussagen und Sachverständigen. "Wir schauen, ob die Ursache beim Fahrzeugführer gelegen hat oder ob es in der Örtlichkeit Faktoren gibt, die es Fahrern erleichtern, Fahrfehler zu begehen."

Plakate mit Schockbildern am Straßenrand wie "Wir sind es leid" oder "Raser stoppen" sollen vor allem Fahranfänger beeindrucken und zur Umsicht am Steuer mahnen. Alfred Theißen erklärte die Philosophie der Polizeikampagnen: "Das soll junge Fahrzeugführer, die noch nicht über viel Erfahrung verfügen, auf der emotionalen Ebene packen." Folgenschwere Unfälle aber, so zeigen die jüngsten tragischen Ereignisse, passieren nicht nur Anfängern.

(RP)
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