Erkelenzer Land Die Kunsttour als facettenreiches Kaleidoskop

Erkelenzer Land · 34 Ateliers und 14 weitere Ausstellungsorte boten den Kunstfreunden im Kreis am Sonntag wieder die Qual der Wahl.

 Eine der vielen Kunstschaffenden im Kreis Heinsberg, die gestern bei der "Kunsttour 2016" zum Atelierbesuch einluden: Karin Soot-Böhmer.

Eine der vielen Kunstschaffenden im Kreis Heinsberg, die gestern bei der "Kunsttour 2016" zum Atelierbesuch einluden: Karin Soot-Böhmer.

Foto: Resch-Rüffer

Das Angebot ist groß, zu groß, um alles an einem Tag zu sehen! Vor 14 Jahren startete die erste Kunsttour im Kreis Heinsberg. Seit 2002 wurde am Konzept gefeilt, einiges weiterentwickelt. So wurde dieser Tag zum festen kulturellen Bestandteil des Kreises.

34 Ateliers öffneten gestern ihre Türen, 14 Ausstellungen luden zum Besuchen ein. Die Spannbreite des künstlerischen Angebots war erstaunlich. Grafik, Illustration, Malerei waren genauso zu finden wie Installation, Bildhauerei, Skulptur oder Fotografie. Stellvertretend für jede Kunstrichtung werden hier drei Künstlerinnen beispielhaft vorgestellt, zwei sind zum ersten Mal bei der Kunsttour mit dabei.

Für den Bereich Malerei, Bildhauerei und Installation steht Karin Soot-Böhmer, die gemeinsam mit der Künstlergruppe "Kunst x 7" ihre Arbeiten in Erkelenz-Fronderath ausstellt und zum zweiten Mal bei der Kunsttour dabei ist. Sie hat sich auf die Bildhauerei spezialisiert und arbeitet mit Holz, Stein, Gips, Ton, mit allen Materialien, die sich dafür anbieten. Zunächst absolvierte sie ein Basisstudium für Bildhauerei in Bonn, aktuell ist sie noch in der Aufbauklasse tätig. Vor 16 Jahren hat sich die Künstlergruppe gefunden, und seither stellt Soot-Böhmer mit weiteren fünf Damen gemeinsam im Atelier in Fronderath aus und trifft sich mit ihnen ein- bis zweimal pro Woche zum Austausch und gemeinsamen Arbeiten. Bevorzugt arbeitet sie momentan mit der Kettensäge. Ihre Themen sind gesellschaftskritisch. Sie setzt sich mit dem Mensch in der Gesellschaft auseinander - Themen sind Politik, Wirtschaft und Soziales.

"Nicht jedes Thema bietet sich an, mit der Kettensäge umgesetzt zu werden", erklärt sie. "Zuerst entstehen Bilder im Kopf, die aber nicht genauso in Kunstwerke umgesetzt werden. Es sind eher die Emotionen und Gefühle, die dabei entstehen und ins Material und das Arbeiten miteinfließen." Für ihre Arbeit braucht sie Raum und Bewegungsfreiheit. Das hat sie in ihrem Atelier in Jüchen. "Der Umgang mit der Kettensäge bietet sich meist bei den Wutattacken an, damit kann man die Energie ganz gut umleiten."

Im Bereich Fotografie stellt Birgit Merle ihre Arbeiten dieses Jahr erstmals in ihrem Atelier in Wegberg-Dalheim im Rahmen der Kunsttour aus. Gemeinsam mit ihrem Modell Nina Stricker hat sie eine Serie zu den Jahreszeiten der Frau geschaffen. "Saison de la vie" benennt sie diesen Bilderzyklus. Sie beschäftigt sich dabei mit den Themen Frauen und Alter, Frauenbilder, Frauen und Veränderung. Über 1,5 Jahre haben die Beiden an der Serie gearbeitet. "Das ist das Besondere, eine Frau kann alle Frauen darstellen", erklärt sie. "Wir sind alles: lieblich, sexy, bunt". Jeweils zwei Sets zu jeder Jahreszeit stellt sie aus und beleuchtet darin diesen Lebenszeitraum. Der Winter stellt sich schön, rein und ruhig dar. Der Frühling ist die Aufbruchszeit, das Kitschige, Rosarote und Ungestüme. Im Sommer erkennt man Fruchtiges, Vollblütiges, Reichhaltiges. Der Herbst ist kriegerisch, zeigt das Verblühen. Die Kostüme, das Make-up und alle Kleiderideen hat Nina Stricker mitgebracht, mit der Merle das Konzept entwickelt hat. Herausforderung für Modell und Fotografin.

Birgit Merle arbeitet kaum mit Photoshop. Für sie liegt der Schwerpunkt in der gestalterischen Vielfalt der Lichtführung in ihrem Atelier. Sie nutzt die fotografischen Möglichkeiten, um das Bild zu modellieren.

In Hetzerath stellt die Künstlerin Anne-Kathrin Stricker Grafik, Malerei und Skulptur aus. Erst seit drei Jahren lebt sie hier im Kreis und stellt nun erstmals im Rahmen der Kunsttour aus. Sie studierte am Kunstinstitut in Frankfurt Kunst im Stil der alten Meister und erhielt ein Stipendium an der Städelschule Frankfurt. In Hamburg arbeitete sie dann nach einem Grafik-Design-Studium viele Jahre in einer Agentur und begann 2007 wieder zu malen.

In ihren Wohn- und Atelierräumen stellt sie ihre neuen und aktuellen Arbeiten aus. Sie zeigt Illustrationen zu Geschichten und Märchen. Beispielsweise zu Ringelnatz zwei Ameisen, die nach Amerika reisen wollten, oder Rübezahl. Auch das Märchen "Der Froschkönig" findet sich in ihren Arbeiten, jedoch mit alternativem Ende. Anne-Kathrin Stricker lässt ihn einen Cocktail trinken. Ihre Zeichnungen sind sehr grazil und feingliedrig. Details bringt sie zart hervor. Bleistift und Polychromos sind ihre benutzten Stifte.

Doch auch die Technik des Ölmalens zeigt sie. "Es entsteht meine persönliche Interpretation von Alice im Wunderland", stellt sie die großen Leinwände vor, deren Sujets in die Fantasierichtung gehen. Ihre Arbeiten sind natürlich nicht nur für Kinder gedacht.

(rerü)
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