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Erkelenz/Wegberg Der beherzte Griff zur Gratis-Tüte

Erkelenz/Wegberg · Seit 1. Juli sind Plastiktüten kostenpflichtig. Seitdem hat sich der Verbrauch von Gassibeuteln deutlich erhöht. Kinder und Jugendliche nutzen die Hundekotbeutel, um daraus Wasserbomben zu basteln.

 140.000 Hundekotbeutel wurden 2015 in Erkelenz benötigt, in Wegberg waren es rund 90.000.

140.000 Hundekotbeutel wurden 2015 in Erkelenz benötigt, in Wegberg waren es rund 90.000.

Foto: bsen (Archiv)

In Erkelenz sind in den ersten sieben Monaten "signifikant mehr Hundekotbeutel" benötigt worden, die Hundehalter an Spendern für das große Geschäft ihrer Tiere entnehmen können, als im Vorjahr. Waren es 2015 insgesamt 140.000 Beutel, so sind es jetzt schon genauso viele. Ein Grund ist, dass die Zahl der Beutelspender erhöht worden ist, das kann aber nicht der alleinige sein, sagt Bürgermeister Peter Jansen auf Nachfrage unserer Redaktion. Wo der Grund genau liege, sei noch zu überprüfen. Ob ein Zusammenhang mit der Selbstverpflichtung des deutschen Einzelhandels bestehe, der seit Anfang Juli die Herausgabe von Plastiktüten an seine Kunden zugunsten des Umweltschutzes reduziert, konnte die Stadt Erkelenz noch nicht ermitteln. Für Peter Jansen ist diese Frage und auch die Kostenfrage, immerhin dürfte Erkelenz anstelle der 1000 Euro im vergangenen Jahr in diesem bis zu 2000 Euro für die Beutel ausgeben, weniger wichtig als eine andere Frage: "Muss für den Hundekot eine andere Lösung als die Beutelspender her? Denn: Plastikmüll ist Plastikmüll." Er meine, in Erkelenz sollte die Politik vor dem Hintergrund der Selbstverpflichtung des Einzelhandels ihr eigenes Tun noch einmal überdenken.

Als erster großer Lebensmittelhändler in Deutschland hatte Rewe entschieden, flächendeckend auf den Verkauf von Plastiktüten zu verzichten und stattdessen auf die Mehrfachverwendung von alternativen Tragetaschen und Einkaufskartons zu setzen. Dadurch sollen 140 Millionen Plastiktüten pro Jahr weniger im Müll landen, teilt das Unternehmen mit. In den Rewe-Märkten kaufen wöchentlich rund 27 Millionen Kunden ein. Ein Großteil der Verbraucher befürworte den Verzicht auf die Plastiktüte. Über 65 Prozent wollen laut Rewe zu mehrfachverwendbaren Tragetaschen oder Einkaufskartons greifen.

In Wegberg nehmen einige Einzelhändler seit dem 1. Juli Gebühren für die Herausgabe von Plastiktüten, berichtet Ulrich Kirch von der Werbegemeinschaft. Die Empfehlung des Einzelhandelsverbandes sei an alle Mitglieder der Werbegemeinschaft weitergeleitet worden. "Viele haben aber schon länger umweltfreundliche Papiertüten herausgegeben, so dass sich seit dem 1. Juli kaum etwas verändert hat", berichtet er.

Insgesamt 18 Hundekotbeutelspender, so genannte Dog Stations, gibt es in Wegberg. Einen signifikant gestiegenen Verbrauch seit der Selbstverpflichtung des Einzelhandels zum 1. Juli haben die zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung bislang nicht festgestellt. Die Dog Stations werden in der Mühlenstadt jährlich mit insgesamt rund 90.000 Beutel ausgestattet, die Kosten dafür beziffert die Verwaltung auf rund 1000 Euro. Dass nach der Selbstverpflichtung des Einzelhandels die Hundekotbeutel als Einkaufstüten zweckentfremdet werden, kann man sich bei der Wegberger Stadtverwaltung nicht vorstellen. "Dafür sind die Beutel viel zu klein. Außerdem sind sie nicht reißfest genug, um darin Einkäufe unterzubringen, höchstens vielleicht ein paar Brötchen", sagt eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung.

Allerdings haben ihre Kollegen eine andere Beobachtung gemacht, die einen höheren Verbrauch der Hundehygienebeutel vor allem während der Sommerferien erklären könnte: Kinder und Jugendliche nutzten die Beutel offenbar rege dazu, um daraus Wasserbomben zu basteln. Es sei schade, wenn die Hundekotbeutel zweckentfremdet würden, da die Dog Stations eine sinnvolle Sache sei, die von vielen Bürgern genutzt werde, meint die Mitarbeiterin der Stadt Wegberg.

(RP)
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