Kreis Heinsberg Beistand mit Bibel und Teddybär

Kreis Heinsberg · Das Team der Ökumenischen Notfallseelsorge fuhr 2015 zu mehr als 80 Einsätzen. Weniger Helfer, Nachwuchs gesucht.

 Der Notfallkoffer enthält auch einen Teddy für Kinder.

Der Notfallkoffer enthält auch einen Teddy für Kinder.

Foto: Kirchenkreis Jülich

Ob es sich um einen plötzlichen Todesfall im Haus handelt, um die Folgen eines schweren Verkehrsunfalls oder um ein Großschadensereignis - die etwa 30 evangelischen und katholischen Mitarbeitenden der Ökumenischen Notfallseelsorge im Kreis Heinsberg stehen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung, um Erste Hilfe zu leisten. Allerdings hat sich die Zahl der Mitarbeitenden bei gleichbleibend hoher Einsatzzahl verringert, so dass jetzt neue Interessierte gesucht werden.

Alarmiert durch die Rettungsleitstelle des Kreises Heinsberg rücken die Notfallseelsorger aus, um gemeinsam mit der Polizei eine Todesnachricht zu überbringen, von einem Todesfall betroffenen Menschen in den ersten Stunden zur Seite zu stehen, praktische Handreichungen in der Notsituation zu leisten, bei den Betroffenen zu bleiben, bis Angehörige oder Freunde kommen. Die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger hören zu, führen Gespräche, beten auf Wunsch mit Hinterbliebenen oder lesen einen tröstlichen Text aus der Bibel, vermitteln Kontakte zu Ortspfarrerinnen und Ortspfarrern sowie zu Selbsthilfegruppen.

Der Notfallkoffer, den sie mit sich tragen, enthält wichtige Hilfsmittel für die Arbeit: die Bibel, das Gesangbuch/Gotteslob, eine Kerze, aber auch den Teddybär, den Kinder brauchen, um sich in einer Katastrophe daran festhalten zu können. Fuhr das Team 2001 noch zu etwa 40 Einsätzen pro Jahr, so waren es 2015 schon über 80 Einsätze, die Tendenz bleibt auf hohem Niveau stabil. Betroffene, aber auch die Rettungsdienste, Polizei und Feuerwehr haben die Arbeit der Mitarbeitenden schätzen gelernt. Finanziert wird die Arbeit durch die beiden beteiligten Kirchen, durch Spenden und durch Sponsoring der Kreiswasserwerke Heinsberg.

Die Organisation der Dienstpläne liegt in den Händen der beiden Koordinatoren: Patoralreferent Wolfgang Sybrandi für die katholische Kirche sowie Pfarrer im Ruhestand Manfred Jung für den Evangelischen Kirchenkreis Jülich. Die beiden kümmern sich auch um Fortbildung und Supervision für die Mitarbeitenden. Und sie achten darauf, dass die Mitarbeitenden auch für sich selbst gut sorgen, damit sie bei ihrer schwierigen Arbeit nicht auf der Strecke bleiben. So organisieren sie nach besonders belastenden Einsätzen die Möglichkeit einer zeitnahen Betreuung durch eine Supervisorin oder einen Supervisor.

Die Jahresstatistik 2015 verzeichnet unverändert viel Arbeit für eine kleinere Zahl von Helferinnen und Helfern. Gut 30 Mitarbeitende waren auch im vergangenen Jahr im Einsatz. Zahlenmäßig an der Spitze lag die Hilfe bei häuslichen Todesfällen, gefolgt von Todesbenachrichtigungen in Zusammenarbeit mit der Polizei. Auch Suzidfälle oder Einsätze bei Unfällen, nach plötzlichem Kindstod oder Einsätze im Krankenhaus erforderten die Hilfe durch die 20 Hauptamtlichen und elf Ehrenamtlichen der Notfallseelsorge. Die Gesamtzahl der Einsätze war im Vergleich zu den Vorjahren fast unverändert hoch. Das bedeutet: Notfallseelsorge erfüllt nach wie vor eine wichtige und unverzichtbare Aufgabe im Kreis Heinsberg.

Aber nicht nur in der Bewältigung bereits eingetretener Katastrophen stehen die Mitarbeitenden ihre Frau oder ihren Mann. Auch an der Präventionsveranstaltung "CrashKurs NRW" für junge Autofahrerinnen und -fahrer, die bisher über 10.000 Schülerinnen und Schüler erreichte, war und ist die Notfallseelsorge beteiligt.

(RP)
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