Kreis Heinsberg Bei Sorge und Angst mit dem Herzen zuhören

Kreis Heinsberg · Die Telefonseelsorge Düren-Heinsberg-Jülich hat im Vorjahr 22.372 Anrufe angenommen und 12.861 Seelsorgegespräche geführt. Es gingen 394 Mails von 85 Ratsuchenden ein. Thema Nr. 1: depressive Stimmung.

 Anrufende in seelischer Not können am anderen Ende der Leitung auf einen Menschen zählen, der zuhört und sie ernst nimmt.

Anrufende in seelischer Not können am anderen Ende der Leitung auf einen Menschen zählen, der zuhört und sie ernst nimmt.

Foto: ANDREAS WOITSCHÜTZKE (ARCHIV)

Das Jubiläum "35 Jahre" prägte das Vorjahr für die Telefonseelsorge Düren-Heinsberg-Jülich. "12.792 Tage und Nächte Dienst der vergangenen 35 Jahre sind Gewissheit und Ausdruck davon, Sorgen und Ängste mit anderen Menschen teilen zu können", unterstrichen die Leiterinnen Margot Kranz und Pfarrerin Kirsten Prey. Ehrenamtler sind auch nach vielen Jahren noch mit Freude dabei. "Es freute mich, als eine Anruferin sagte, dass sie gern bei der Telefonseelsorge anrufe, weil dort Menschen mit dem Herzen zuhören." Das sagt Claudia S., 65 Jahre, Telefonseelsorgerin nach 35 Jahren Dienst.

Einsam sind viele Menschen, die die SOS-Nummer in psychischer Not wählen. 22.372 Anrufe gingen 2015 bei der Telefonseelsorge Düren ein, dazu 394 Mails von Ratsuchenden. Von den Anrufern - der überwiegende Teil Frauen - leben 62 Prozent allein. Depressive Stimmung ist das häufigst genannte Thema. Konflikte, schwere Krankheit oder Verlust eines geliebten Menschen, Gewalterfahrungen oder Mobbing nehmen Menschen ihre sonst üblichen Möglichkeiten der Stressbewältigung. "Solche und andere Schwierigkeiten fühlen sich häufig so groß an, dass wir glauben, sie alleine nicht schaffen zu können. Dann kann es helfen, sich jemanden anzuvertrauen - vielleicht einem guten Freund, der Partnerin oder einer unabhängigen Person der Telefonseelsorge", so Leiterin Margot Kranz. Ratsuchende unter 30 Jahren schreiben eher eine E-Mail. "Über seine Ängste zu schreiben, wenn sie drohen, einen zu überschwemmen, kann helfen", meint ihre Stellvertreterin, Pfarrerin Kirsten Prey.

1980 hatten 22 Ehrenamtliche nach ihrer qualifizierten einjährigen Ausbildung gemeinsam mit drei Hauptamtlichen den Dienst in der Telefonseelsorge aufgebaut. Heute stehen rund und um die Uhr 60 Ehrenamtliche zur Verfügung. Alle unterliegen der Schweigepflicht, sind sorgfältig ausgewählt und mindestens ein Jahr lang ausgebildet. Die Beratung ist anonym und kostenfrei. Selbst die Telefonkosten aus dem Fest- oder Mobilnetz übernimmt die Telekom. Waren es in den Anfängen etwa 1150 Gespräche im Jahr, so stehen dem heute rund 23.000 Anrufe mit 50 bis 60 Gesprächen pro Tag und Nacht gegenüber - zumeist mit Menschen zwischen 40 und 59 Jahren. Darüber hinaus gestalten fünf Ehrenamtliche in Form der MailSeelsorge nicht nur einen einmaligen, sondern über einen begrenzten Zeitraum kontinuierlichen Kontakt. Auf diesem Weg wird auch öfter Selbstmord thematisiert. Die Telefonseelsorge hat einen festen Platz in der gemeindenahen psychosozialen Versorgung als Einrichtung zur Suizidvorbeugung.

12.861 Seelsorgegespräche kamen im Vorjahr zustande, was 57 Prozent der Anrufe entspricht. Bei 308 Anrufen wurde geschwiegen. 6897 Anrufe hatten die Anrufenden kurz nach Aufnahme des Gesprächs mit Auflegen beendet. Die Telefonseelsorger müssen auch die 2.306 Anrufe (zehn Prozent der Kontakte) aushalten, die "nicht dem Auftrag der Telefonseelsorge entsprechen". Im Klartext: Scherze oder Anrufe zur sexuellen Stimulation.

Telefonseelsorge rund um die Uhr: Telefon 0800 1110111 oder 0800 1110222; www.telefonseelsorge-dueren.de

(gala)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort