Kreis Heinsberg 250 weitere Flüchtlinge bis morgen

Kreis Heinsberg · Im Laufe der kommenden Woche könnte der Kreis Heinsberg vorübergehend mit Kaserne Niederheid, Turnhalle Erkelenz und Britensiedlung Petersholz fast 750 Flüchtlingsplätze vorhalten. Langsam stoßen Kapazitäten an Grenzen.

 Die Erkelenzer Turnhallen (Eingang mit Sichtschutz) sind eine Notlösung. Ab Freitag sollen Flüchtlinge von Erkelenz nach Petersholz umziehen. Faltblätter mit Adressen der Flüchtlingshilfe liegen in Banken und Rathäusern.

Die Erkelenzer Turnhallen (Eingang mit Sichtschutz) sind eine Notlösung. Ab Freitag sollen Flüchtlinge von Erkelenz nach Petersholz umziehen. Faltblätter mit Adressen der Flüchtlingshilfe liegen in Banken und Rathäusern.

Foto: JÜRGEN LAASER

Drei Busse mit weiteren 150 Flüchtlingen sind in der Nacht zu Mittwoch vor der Turnhalle an der Erkelenzer Westpromenade eingetroffen. Der Hilferuf kam vom Land: Der Kreis Heinsberg möge bitte im Wege der Amtshilfe bis Freitag Platz für 250 weitere Flüchtlinge schaffen. "Aktuell liegt eine krisenhafte Zuspitzung der Anzahl neuankommender Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen vor", teilte die Bezirksregierung Köln Dienstagnachmittag mit, berichtet Kreis-Pressesprecher Ulrich Hollwitz. Da keine Entspannung der Flüchtlingssituation in Sicht ist, sieht die Kreisverwaltung allerdings bald die Grenze der Belastung erreicht.

Die Turnhallen des kreiseigenen Berufskollegs, betont indes der Kreis Heinsberg, seien nach wie vor als vorübergehende Notlösung zu betrachten. Schuldezernent Philipp Schneider, gleichzeitig stellvertretender Leiter des Stabes zur Bewältigung der Flüchtlingsaufgaben, sagt es deutlich: "Die Turnhallen in Erkelenz können nicht dauerhaft zur Flüchtlingsunterbringung genutzt werden. An einer Schule mit über 2200 Schülern muss irgendwann wieder ein Angebot an Sportunterricht möglich sein. Ähnliches gilt für die Vereine, die die Hallen sonst nutzen."

Die am Dienstag registrierten überwiegend aus Syrien stammenden Asylbewerber waren schon einen Tag später nicht mehr vollzählig in der Erkelenzer Halle, so dass mit Stand Mittwoch, 8 Uhr, hier 204 Menschen lebten. Schon am Wochenende könnten die ersten 100 Neuankömmlinge nach Petersholz umziehen, wo der Kreis in sieben Wochen Bauzeit für das Land sieben Häuser in der ehemaligen Britensiedlung hergerichtet hat. Die ehemaligen Offizierswohnungen bieten Platz für 50 Betten pro Gebäude, die Räume verfügen über jeweils acht Schlafplätze. "Diese Notunterkünfte in Wegberg sowie in Geilenkirchen sind besonders für Familien geeignet", erklärte Kreis-Sprecher Ulrich Hollwitz. Niederheid ist mit 200 Menschen jetzt voll ausgelastet. Die Stimmung sei dennoch gut, die Atmosphäre entspannt, sagen laut Hollwitz die betreuenden Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes. "Die Zimmer bieten Privatsphäre, die Flüchtlinge können einen separaten Aufenthalts- und einen Gebetsraum nutzen, sie werden in vier Ärztezimmern untersucht, die Essensausgabe findet in einem beheizten Kirmeszelt statt", berichtet er. Auch in dem von den Johannitern geführten Petersholz gebe es keine Konflikte.

Gestern begann in Erkelenz die Registrierung des nächtlichen Zuwachses. Das bewältigen Kreis-Bedienstete mit Dolmetschern und per Laptop. Vor eine anspruchsvolle Aufgabe sieht sich das Erkelenzer Hermann-Josef-Krankenhaus gestellt: Alle Neuen müssen geröntgt werden. Darin haben die Mitarbeiter Abläufe erprobt mit den 150 von der Stadt Erkelenz in Lövenich untergebrachten Asylbewerbern - nach Registrierung, Erstuntersuchung und mit Zuordnung sollen Thorax-Bilder Tuberkulose (TBC) ausschließen. "Das ist eine Leistung, die uns organisatorisch fordert", sagte Geschäftsführer Jann Habbinga auf Nachfrage. "Morgens vor dem Routinebetrieb kommen täglich in Kleinbussen 15 Personen. Die empfängt eine Mitarbeiterin, die mehrere Sprachen spricht. Eine Kollegin fertigt die Bilder, ein Arzt befundet sie."

Ludwig Schöpgens, Leiter des Stabes zur Bewältigung der Flüchtlingsaufgaben: "Die einzigen räumlichen Möglichkeiten, die wir noch haben, sind in Petersholz. Alle übrigen in Betracht gezogenen Räumlichkeiten haben sich als nicht realisierbar erwiesen." Immer mehr Erstaufnahmeplätze in immer kürzerer Zeit schaffen, so die einhellige Meinung der für die Bewältigung von Flüchtlingsaufgaben im Kreis Verantwortlichen, wird so nicht gehen. Auch die personellen Ressourcen der Hilfsorganisationen seien nicht unendlich. Zehn Prozent der Kreis-Bediensteten sind zurzeit neben ihrem normalen Dienst auch in Flüchtlingsaufgaben eingebunden.

(RP)
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