Krefeld Zwei Frauen namens Boy lassen ihre Fans träumen

Krefeld · Zwei Frauen, zwei Gitarren und wunderschöne Stimmen - das Hamburg-Züricher-Duo Boy war zu Gast in der Kulturfabrik. Und verbuchte von Anfang an einen sicheren Sieg auf Seiten des Publikums.

 "We were here": Der Titel ihres Hits leuchtete auf der Kufabühne, als das Duo Boy und seine Band zur Wohlfühlmusik einluden.

"We were here": Der Titel ihres Hits leuchtete auf der Kufabühne, als das Duo Boy und seine Band zur Wohlfühlmusik einluden.

Foto: Thomas Lammertz

Kurz nach Neun geht das große Saallicht aus und Jubel brandet auf. Valeska Steiner und Sonja Glass betreten die Bühne, ganz ohne Knall oder Effekte. Sie sind hier, weil sie Musik machen, ihre Botschaften in die Herzen der Zuschauer tragen wollen. Wer eine große Show erwartet, der ist in der fast ausverkauften Kulturfabrik an der falschen Adresse. Es gibt Pop, wundervolle Melodien, verträumte Songs, neue und alte Lieder, die von der Kritik gefeiert werden, weil sie wunderbar "zum Morgen nach einer Party" passen. Sanft plätschert die Musik vor sich hin, sanft singen die Krefelder die Texte mit. Es wird nicht gebrüllt oder die Band gar durch zu aufdringliches Mitklatschen oder Mitsingen gestört. Das Publikum hört zu, wippt im Takt mit und wendet die Augen kaum eine Sekunde von der Bühne ab - auf der so gut wie nichts passiert. Und die dennoch so faszinierend ist. Zwei Frauen, eine wirklich gute Band. Bodenständig, ehrlich.

Vor vier Jahren waren sie das letzte Mal in Krefeld. Leider haben sie an den Tag keine guten Erinnerungen. Die Sängerinnen verkrachten sich, Valeska stritt sich mit ihrer Freundin am Telefon, der Keyboarder bekam auch Ärger ab. "Das war ein ganz komischer Tag", sagen die Sängerinnen. Und sind froh, dass es diesmal zu keinen Auseinandersetzungen hinter der Bühne kam. Und vor allen Dingen, dass das Publikum vor vier Jahren nichts davon gemerkt hat.

Sie singen "We were here", "Seven little numbers" und natürlich auch "Drive Darling". Und sie sind sichtlich überrascht über den Jubel, der zwischen den Liedern aufbrandet: "Ein Reporter hat uns erzählt, dass das Krefelder Publikum sehr schwierig sei. Man brauche lange, um zu überzeugen. Ihr scheint heute sehr, sehr nett zu uns zu sein." Nett, ja das sind die Krefelder. Aber wie können sie auch anders, bei einer so netten Band auf der Bühne?

Viel zu schnell, nach anderthalb Stunden, ist das Konzert zu Ende. Und es fühlt sich so ein bisschen an, als ob jemand einem an einem kalten Wintermorgen die Bettdecke wegzieht. Die Zuschauer wollen mehr, aber nach zwei Zugabeblöcken ist Schluss. Bleibt zu hoffen, dass der Band Krefeld diesmal in besserer Erinnerung bleibt und sie bald wieder in die Kufa kommt. Mitbringen darf sie dann gerne auch noch mal die deutsch-englische Vorband "Small Fires" aus Hamburg. Sie machen eingängigen, sehr atmosphärischen Indie-Sound. Und nette Jungs sind sie auch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort