Krefeld Zu warm, zu trocken: Probleme mit Vater Rhein

Krefeld · Weil der Rheinpegel so niedrig ist, kann die Seglervereinigung ihre Boote nicht aus dem Hafenbecken herausheben.

 Diese Rampe fährt normalerweise ins Wasser und nimmt die Schiffe auf - dazu muss die Rampe aber mindestens einen Meter im Wasser sein; zurzeit reicht sie gerade mal zehn Zentimeter in den Rhein hinein.

Diese Rampe fährt normalerweise ins Wasser und nimmt die Schiffe auf - dazu muss die Rampe aber mindestens einen Meter im Wasser sein; zurzeit reicht sie gerade mal zehn Zentimeter in den Rhein hinein.

Foto: Thomas Lammerts

Der ungewöhnlich warme November und die derzeitige Wetterlage machen auch den Seglern auf dem Rhein zu schaffen. Der Pegelstand des Flusses ist so niedrig, dass er die Mitglieder der Krefelder Seglervereinigung mit Sitz im Wendebecken des Uerdinger Hafens an der Latumer Straße vor ungeahnte Probleme stellt: Sie können ihre Boote nicht aus dem Wasser heben und in ihr Winterquartier an Land bringen, weil ihr Kran nicht weit genug ins Hafenbecken hineinreicht.

 Der Hafenmeister der Seglervereinigung, Erhard Cziczkus, zeigt, wie hoch das Wasser normalerweise steht, damit die Rampe ordentlich arbeiten kann: bei der Marke 1,50 Meter.

Der Hafenmeister der Seglervereinigung, Erhard Cziczkus, zeigt, wie hoch das Wasser normalerweise steht, damit die Rampe ordentlich arbeiten kann: bei der Marke 1,50 Meter.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der Wasserspiegel liegt lediglich zehn Zentimeter über der Plattform des vereinseigenen Hebekrans, mit dem die Seglervereinigung die Boote ihrer Mitglieder aus dem Wasser heraushebt. "Momentan könnten wir lediglich ein Schlauchboot mit unserer Anlage aus dem Wasser heben", sagt Vorsitzender Paul Tünißen. Zehn Zentimeter, das entspricht der berühmten "Handbreit Wasser unter dem Kiel", jenem bekannten Satz der Segler, die sich Hals- und Beinbruch wünschen - gemeint ist damit, dass er nicht auf Grund laufen möge, sondern dass immer noch knapp zehn Zentimeter Wasser unter dem Schiffsrumpf sein soll.

Gut einen Meter höheren Wasserstand müsste das Hafenbecken haben, um die Motorboote auf den Kran fahren zu können und sie dann herauszuheben. Bei den Segelbooten müsste das Wasser sogar eine Tiefe von mindestens 1,50 Metern haben. Der Unterschied liegt in der Bauart des Unterbodens der beiden Bootstypen: Motorboote haben in der Regel einen relativen flachen Rumpf, bei den Segeljachten ragt die meist fest montierte Kielflosse wie ein Schwert noch entsprechend tief ins Wasser hinein. Nun ist es zumindest bei der aktuellen Witterungslage nicht weiter tragisch, dass die Boote noch im Wasser liegen. "Es müsste schon über Wochen richtig knackig frieren, bis an den Booten etwas passiert", sagt Tünißen, "und dann sind auch erst einmal nur Holz- oder Kunststoffboote gefährdet. An den Stahlbooten passiert so schnell nichts."

Allerdings entgehen der Vereinigung derzeit Einnahmen - zwar nicht die Welt, aber immerhin. Denn der Liegeplatz im Wasser ist günstiger als eine Unterstellmöglichkeit in den Lagerhäusern für den Winter. Und die Besitzer der Boote müssen mit ihren Winterarbeiten warten - viele Bootseigentümer nutzen die Zeit, um ihre Boote von unten zu warten, Reparaturen vorzunehmen oder den Rumpf zu reinigen oder neu zu streichen.

Zurzeit überlegen die Segler nun, wie sie weiter vorgehen sollen, um die Boote aus dem Wasser zu bekommen. Ihren eigenen, fest montierten Kran, der immerhin 15 Tonnen heben kann, einfach weiter nach vorne ins Wasser hineinzulassen, ist nicht so ohne weiteres möglich. "Eigentlich müsste der Kran etwa drei Meter tiefer ins Becken hinein gelassen und dort montiert werden", sagt Tünißen. "Das geht aber nicht so problemlos, weil der Kran dann unterhalb der Sohle des Beckens stehen würde." Und einen entsprechend großen Kran zu mieten, wäre auch dementsprechend teuer.

So bleibt Paul Tünißen und seinen Vereinskollegen vorerst wohl nur eins: auf kräftigen Regen zu hoffen - mit Tauwasser aus den Bergen ist zurzeit nicht zu rechnen.

(RP)
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