Krefeld Zauberhafte Klänge aus dem Nebel der Färöer-Inseln

Krefeld · Eine Stimme und eine Gitarre: Bei Gudrid Hansdottirs Auftritt in der Kulturrampe gab es andächtige Momente.

 Sieht gemütlich aus und klingt auch so: Gudrid Hansdottir beim Auftritt in der Kulturrampe.

Sieht gemütlich aus und klingt auch so: Gudrid Hansdottir beim Auftritt in der Kulturrampe.

Foto: Thomas Lammertz

Ein Konzert von selten gewordenem Zauber war jetzt in der Kulturrampe zu erleben. Die von den Färöer-Inseln stammende Singer-Songwriterin Gudrid Hansdottir gastierte zum dritten Mal in Krefeld, diesmal nicht mit Band, wie 2012 beim Folklorefest, sondern ganz allein mit ihrer Gitarre.

Wenn es auf den Färöern etwas im Überfluss gibt, dann ist es Nebel, und von dem handelten auch Gudrid Hansdottirs ersten zwei Songs. Man soll auch nicht auf sein Verschwinden hoffen, denn der Nebel lässt das Weideland gedeihen, und die Viehzucht spielt auf den Inseln eine große Rolle. Die Künstlerin fühlt sich einerseits der Ära verbunden, in der das Singer-Songwriter-Genre aus der anglo-amerikanischen Folk-Szene erwuchs, nämlich den 1960er Jahren in den Clubs des New Yorker Viertels Greenwich Village. Aber sie ist nicht bloß Adeptin, sondern schreibt sich mit ihrer eigenen Handschrift in die Chronik dieser jungen Tradition ein. Und dabei wird auch das eine oder andere folkloristische Element aus Europa hörbar. So mischte sie auf ihrer Gitarre unterschiedliche Zupf- und Anschlagtechniken, oftmals auch innerhalb eines Titels, und bot so eine schlichte und doch melodisch wie rhythmisch abwechslungsreiche Begleitung zu ihrem Gesang. Und auch den hielt sie frei von Klischees. Keine Spur von jenem nordischen Mystizismus, der allzu leicht zur Masche wird.

Mit ganz natürlicher Stimme, überwiegend in den hohen Lagen zwar, doch mit nuancenreicher und lebendiger Phrasierung, sang Hansdottir ihre meist eigenen Texte in färöischer und englischer Sprache und auch zwei stimmungsvoll gelungene Übersetzungen von Heinrich Heine-Gedichten.

Neben den lyrischen Inhalten spielte dabei natürlich auch das Thema Liebe eine Rolle. Ein Lied erzählte davon, wie wunderbar es ist, im März verliebt zu sein. Zwei sehr bittere Abgesänge auf einen Verflossenen waren auch dabei, und nachdem sie schon erwähnt hatte, dass sie vor sieben Monaten Mutter geworden ist, war man erleichtert, an späterer Stelle zu erfahren, dass diese beiden Songs nicht dem Vater ihres Babys galten. Der ist mit auf Tour und hütet das Baby, während Mama singt.

Besonders andächtig wurde "A Faroese Fisherman Speaks Of Drowning" aufgenommen, große Freude löste auch ihr Frühwerk "Sleeping With Ghosts" aus.

(RP)
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