Krefeld Zangs - der rastlose Promi-Sammler

Krefeld · Der Krefelder Künstler Herbert Zangs war ein Rastloser, vielleicht ein Getriebener. Er arbeitete ohne Unterlass, fand gar keine Zeit, seine Kunstwerke zu lagern, zu sortieren, zu katalogisieren. Er malte und malte, produzierte und produzierte. Und stets dann, wenn sich die so genannte Branche für ihn interessierte, nahm er neue Ziele ins Visier - inhaltlich wie geografisch. Zangs reiste in viele Länder, traf viele Menschen und fühlte sich überall zu Hause - unter Brücken in Paris ebenso wie in New York am Times Square. Dort, wo er nach eigenen Aufzeichnungen als Straßenmaler ein paar Münzen verdienen wollte, traf er einen "Kollegen, der zur Avantgarde gehörte". Mit dem Kollegen meinte der 2003 gestorbene Krefelder die Folk-Legende schlechthin - Bob Dylan. Der vielfach für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagene und seit vielen Jahren auf einer "Never ending Tour" befindliche Musiker und Sänger begleitete Zangs Malerei seinerzeit am Times Square mit Gitarrenklängen und rauer Stimme. Nachzulesen im neuen Katalog "Herbert Zangs - Frühe Arbeiten" zu den Ausstellungen des Auktionshauses Ketterer in Düsseldorf und Berlin.

Zangs sei schillerndes Genie, legendärer Exzentriker und ein bedingungsloser Avantgardist gewesen. Ausgewählte Werke seiner richtungsweisenden frühen Jahre zeigt Ketterer Kunst nun in einer Wanderausstellung ab Freitag, 2. September, bis zum 30. September an der Malkastenstraße 11 in der Landeshauptstadt, anschließend vom 8. bis 29. Oktober in der Bundeshauptstadt an der Fasanenstraße 70.

Die Ausstellung mit 37 Exponaten beschreibt Zangs, das "Enfant terrible" der Kunstszene, als Pionier der neuartigen, experimentellen Nachkriegskunst, als Innovator und als verkannten Bahnbrecher. Denn ob Zero-Kunst oder Richtungsweisendes von Joseph Beuys bis Piero Manzoni, Zangs hatte Vieles in verblüffender Prägnanz vorweggenommen. Tatsächlich aber war und ist er ein Fall für Kenner. Das ist nicht verwunderlich, denn Herbert Zangs, der 1924 in Krefeld geboren wurde, mit 21 Jahren bereits vier Jahre als Flieger im Krieg gedient hatte und danach vier Jahre lang an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, war ein leidenschaftlich polternder Charaktertyp, exzessiv, egozentrisch und absolut undiplomatisch. Zangs arbeitete oft wie im Rausch, doch gerade dann, wenn seine Anwesenheit dringend nötig gewesen wäre, um Aufträge zu erhalten, war er oft urplötzlich verschwunden. Das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit stand für ihn immer an erster Stelle.

Wahrscheinlich ist es gerade diese absolute Kompromisslosigkeit, die sein Werk so besonders macht, ebenso wie die Tatsache, dass im Kern dieser eindrucksvollen Urgewalt auch ein hoch sensibler Charakter steckte, ein stilles, melancholisches, ja geradezu poetisches Wesen. So offenbaren seine berühmten "Verweißungen", seine Reliefgemälde und auch die gefalteten und geknüpften Objekte einen Künstler von urtümlicher Kraft, aber auch von spröder, versteckter Feinfühligkeit. "Es freut mich sehr, dass es uns dank großzügiger Leihgaben gelungen ist, diese eindrucksvolle Schau mit hochwertigsten Werken aus der besten Schaffensphase von Zangs zusammenzutragen und die Pioniertaten dieses unbequemen Ausnahmekünstlers zu würdigen", sagt Robert Ketterer, Inhaber und Geschäftsführer von Ketterer Kunst.

Zur Eröffnung der Ausstellung "Herbert Zangs - Frühe Arbeiten" am 2. September in Düsseldorf und am 7. Oktober in Berlin spricht Professor Dr. Erich Franz, Honorarprofessor an der Kunstakademie Münster. Im Katalog, der anlässlich der Ausstellung erscheint, findet sich unter dem Titel "Bild als Energiezustand" auch eine kenntnisreiche Auseinandersetzung mit dem Frühwerk von Zangs.

Über die kulturhistorisch relevanten Analysen und Festlegungen des Experten hinaus bietet der Katalog einen interessanten Einblick in Zangs' Persönlichkeit, die ihm offenbar leicht Zugang zu prominenten Zeitgenossen finden ließ. So soll sich auch der US-Star Jane Fonda um den Krefelder bemüht und ihm sogar eine Galerieausstellung bei Leo Castelli vermittelt haben. "Doch der unstete Krefelder reiste noch vor der geplanten Schau unverrichteter Dinge wieder ab und verzichtet auf den möglichen Durchbruch in den USA", heißt es in dem Kapitel "ruhmreiche Bekanntschaften".

(sti)
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