Krefeld Wirbel um Park-Knöllchen am Baumwollweg

Krefeld · Seit über 30 Jahren parken Anwohner des Baumwollwegs vor ihren Häusern. Jetzt hat das Ordnungsamt dort erstmals Park-Strafzettel verteilt. Eine Verkehrsschau soll die Situation nun klären, auch die Bezirksvertretung ist eingeschaltet.

 Sieht aus, wie ein Parkplatz, ist aber offiziell keiner: Fünf Autos passen auf die Fläche zwischen Hecken, Holzbohlen und Verteilerkasten. Seit 30 Jahren stehen Anwohner hier mit ihren Wagen; jetzt gab's erstmals ein Knöllchen.

Sieht aus, wie ein Parkplatz, ist aber offiziell keiner: Fünf Autos passen auf die Fläche zwischen Hecken, Holzbohlen und Verteilerkasten. Seit 30 Jahren stehen Anwohner hier mit ihren Wagen; jetzt gab's erstmals ein Knöllchen.

Foto: cpu

An einen schlechten Scherz glaubt Anita Chopelin, als sie aus dem Urlaub zurückkommt und an ihrem Wagen ein Knöllchen vorfindet: Zehn Euro Verwarngeld wegen "Verbotswidrigem Parken in verkehrsberuhigtem Bereich". Chopelins Auto parkt vor ihrem Haus am Baumwollweg - und zwar genau auf dem Platz, an die Hausbesitzerin ihren Wagen seit mehr als 30 Jahren jeden Tag abgestellt hat. Auch die Nachbarn sind verwarnt worden, fünf Autos insgesamt. "Wir waren völlig perplex", erzählt auch Ilona Nakaten, die mit ihrem Mann Wolfgang seit 1982 dort wohnt.

Tatsächlich ist der Baumwollweg, was man landläufig "Spielstraße" nennt. Parken ist also nur in markierten Bereichen erlaubt. Auf dem ausgeblichenen Pflaster muss man schon sehr genau hinschauen, um zu sehen, dass die Fläche, auf der die Wagen parken, keine Stellplatzmarkierungen hat. Dennoch ist die Anmutung, dass hier Stellplätze sind, nicht von der Hand zu weisen. Denn die Fläche ist nach Süden hin von der befahrbaren Fläche mit alten Eisenbahnschwellen abgetrennt. Die gehören der Stadt und seien schon beim Einzug vor 30 Jahren dort gewesen, sagen die Nachbarn. Außerdem steht noch ein Kasten der Post quer. Durchfahren konnte an dieser Stelle noch nie jemand. Und die geparkten Wagen seien kein Hindernis, die Straßenfläche sei breit genug: "Hier kommt sogar jedes Jahr der Martinszug problemlos durch", berichtet Ilona Nakaten.

 Anita Chopelin und Ilona Nakaten glaubten zuerst an einen Scherz, als sie die Strafzettel vorfanden.

Anita Chopelin und Ilona Nakaten glaubten zuerst an einen Scherz, als sie die Strafzettel vorfanden.

Foto: Carola Puvogel

Die Nachbarn glauben daher, dass es sich um ein Versehen handeln muss. Dass an dieser Stelle eigentlich Stellplätze vorgesehen waren, aber vergessen wurde, andersfarbige Steine zu verlegen. Das meint auch Bernd Albrecht, Vorsitzender des Bürgervereins Süd-West. Er will nun in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung, in der er selber für die FDP vertreten ist, beantragen, dass hier ganz offiziell Parkflächen eingerichtet werden. Wolfgang Nakaten ist vom Fach und bietet sogar an, die Markierungssteine selber zu verlegen. Der Parkdruck in dem Wohngebiet ist groß, berichten die Nachbarn übereinstimmend: "Für 28 Häuser gibt es nur sechs offizielle Parkplätze", berichtet Nakaten. Hinzu kommt eine Garage pro Haus.

Das 10-Euro Knöllchen wollen die Nachbarn erst mal nicht bezahlen. "Ein Anwalt für Verkehrsrecht hat uns geraten, nicht zu zahlen und dann den Anhörungsbogen auszufüllen, sagt Ilona Nakaten. "Es geht uns nicht um die zehn Euro, sondern wir wollen der Sache auf den Grund gehen."

Die Krefelder Verwaltung teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit, der Außendienst habe dort aufgrund einer Beschwerde aus der Anwohnerschaft kontrolliert und auch geahndet, da auf den Flächen, auf denen verwarnt wurde, das Parken nicht erlaubt sei. "Beim Baumwollweg handelt es sich um einen verkehrsberuhigten Bereich. Hier darf lediglich auf den durch Pflasterwechsel dargestellten Parkflächen geparkt werden."

Mitarbeiter des Fachbereichs Tiefbau hätten sich jetzt die umstrittene Fläche angesehen. "Sie sind zu dem Entschluss gekommen", teilt Stadtsprecher Manuel Kölker mit, "das Thema in einer der kommenden Verkehrschauen zu beraten".

(RP)
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