Krefeld Wirbel um Denkmalwert der Eisenbahnbrücken

Krefeld · Das Rheinische Denkmalamt hat die Krefelder Eisenbahnbrücken untersucht und kommt zu verblüffenden Ergebnissen: Die innerstädtischen Bauwerke haben Denkmalwert, ähnliche in den Stadtteilen nicht. Kippt jetzt der Sanierungsplan?

 Die Brücke am Voltaplatz gilt als Nadelöhr, das keine Vierspurigkeit zulässt. Stadtplaner würden Spannbreite und Durchfahrtshöhe gern vergrößern.

Die Brücke am Voltaplatz gilt als Nadelöhr, das keine Vierspurigkeit zulässt. Stadtplaner würden Spannbreite und Durchfahrtshöhe gern vergrößern.

Foto: Lammertz Thomas

Die Eisenbahnbrücke Hausbend ist wahrscheinlich die erste Brücke, die auf der Bahnstrecke Duisburg - Krefeld - Mönchengladbach entstanden ist. Sie ist ein markantes Zeugnis für den technischen Jugendstil, der um 1900 entstanden ist und seine bekanntesten Spuren im deutschsprachigen Raum in Wien hinterlassen hat - an den eleganten U-Bahn-Stationen. Doch die Bogenbrücke an Hausbend hat keinen Denkmalwert. So hat es das Landesamt für Denkmalpflege im Rheinland in seiner Ersteinschätzung beschieden. Die Meinung der Experten vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) sorgt in Krefeld für Irritation. Denn Hausbend weist ähnliche Merkmale auf wie die Bogenbalkenbrücken am Hauptbahnhof über die Kölner Straße und über die Gladbacher Straße. Und die sind - ebenso wie die Brücke am Voltaplatz - als Denkmal erkannt worden. Morgen wird sich der Denkmalausschuss mit der Einschätzung des LVR beschäftigen.

Hintergrund: Die mehr als 100 Jahre alten Eisenbahnbrücken in Krefeld sind in schlechtem Zustand und oft der verkehrlichen Situation nicht mehr entsprechend. Die Modernisierung würde Krefeld geschätzte 30 Millionen Euro kosten. Stadt und Deutsche Bahn Netz AG müssen klären, welche Brücken ertüchtigt, abgerissen oder neu gebaut werden, wo eine größere Spannweite und Durchfahrtshöhe notwendig ist. Dazu muss klar sein, welche Brücken Denkmal sind und nur restauriert werden sollen.

 Aufwändige Gestaltung und typische Jugendstilformen am Geländer.

Aufwändige Gestaltung und typische Jugendstilformen am Geländer.

Foto: Lammertz Thomas

Das Urteil der Landesdenkmalbehörde sagt: Denkmalwert sind die drei innerstädtischen Bogenbrücken und der seit 1907 hochliegende Bahndamm zwischen den Brücken" wegen ihrer "zeitgenössischen aufwändigen Stahlkonstruktion und ihrem dem Historismus und dem Jugendstil abgeleiteten repräsentativen Sandstein-Schmuckwerk". Bau- und architekturgeschichtlich sowie städtebaulich seien sie von hohem Rang. "Mit der Verkehrsanbindung Krefelds an das europäische Schienennetz wurde der wesentliche Grundstein für die industriegeschichtliche Entwicklung der Stadt gelegt", heißt es. Auch das Stellwerk an der Saumstraße und die Stützmauern des Bahndamms seien Denkmal.

 Auch die Stützpfeiler und Mauern sprechen die Sprache ihrer Zeit.

Auch die Stützpfeiler und Mauern sprechen die Sprache ihrer Zeit.

Foto: Lammertz Thomas

Anders sieht es in den Stadtteilen aus: Das Stellwerk Kuhleshütte und die Brücken Am Röttgen, Alte Krefelder Straße, Weiden, Trift, Hafenbahn, Dießemer Bruch, BAB 57 und Hausbend werden nicht als denkmalwert eingeschätzt. Die Begründungen wird erst das abschließende Gutachten liefern. Dessen Erstellung, teilt die Verwaltung, werde "dort aufwändig eingeschätzt", kann also dauern. Stadt und DB haben geplant 2018 mit den Arbeiten zu starten. Dieser Zeitplan ist nun gefährdet.

(RP)
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