Krefeld Wie Senioren zu Künstlern werden

Krefeld · Im "Haus im Park" haben Bewohner aus Porenbeton bunte Skulpturen hergestellt. Die Currenta fördert das Projekt.

 Künstlerin und Gerontotherapeutin Yvonne Wilczynski (hintere Bildmitte) hat mit den Senioren, die im Haus im Park leben, künstlerisch gearbeitet. Die Figuren aus Porenbeton werden jetzt ausgestellt.

Künstlerin und Gerontotherapeutin Yvonne Wilczynski (hintere Bildmitte) hat mit den Senioren, die im Haus im Park leben, künstlerisch gearbeitet. Die Figuren aus Porenbeton werden jetzt ausgestellt.

Foto: Thomas Lammertz

"Wir wollen es probieren" - für viele Wochen war das der Leitspruch im Altenheim "Haus im Park". Seit Februar haben sich die Bewohner damit beschäftigt, aus Porenbeton Kunstgegenstände zu fertigen. Jetzt können die vollendeten Stücke im Haus betrachtet werden. Das Projekt wurde von Chempark-Betreiber Currenta als Kunstpate unterstützt.

Bei der großen Eröffnung wurde besonders der Mut der Teilnehmer hervorgehoben, die bei dem Projekt über sich selbst hinausgewachsen seien. Zum Beispiel Eckhard Lossen: "Am Anfang hatte ich große Bedenken. So etwas habe ich ja noch nie gemacht", erzählt er. Der 76-Jährige hat aus dem Beton-Klotz eine Schnecke geschaffen und ist von seinem Ergebnis selbst überrascht. Wie viele der Senioren hatte er sich die künstlerische Arbeit zunächst nicht zugetraut. Doch durch die motivierende Unterstützung von Yvonne Wilczynski hat er es geschafft und ist jetzt stolz auf sein Werk.

 Marga Degen hat eine Tulpenblüte hergestellt.

Marga Degen hat eine Tulpenblüte hergestellt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Wilczynski ist Künstlerin sowie Gerontotherapeutin und Mitglied des Vereins Kunstpaten. Während der Arbeiten war sie Ansprechpartnerin für die Senioren und auch ein bisschen ihr "verlängerter Arm". Zuerst habe sie Naturmaterialien als Inspirationen ausgelegt. "Natur liefert einen schönen Zugang, jeder kann etwas damit anfangen und es ist einfach schön anzusehen", erklärt sie. Anschließend wurden von den Bewohnern Skizzen angefertigt, damit zuerst Drucke gemacht, bevor sie vergrößert wurden und als Schablone für den Beton dienten. Dies war der einzige Arbeitsschritt, den Wilczynski übernahm, denn für das Schneiden des Betons braucht es viel Kraft. Sie schnitt jedoch nur eine grobe Form heraus - das restliche In-Form-Bringen übernahmen die Bewohner selbst. Auch in der Farbgestaltung waren sie ganz frei.

Eckhard Lossen entschied sich bei seiner Schnecke für einen dunklen Anfang, der dann immer heller wird. "Das ist wie das Bild des Lebens - wie mein Leben: Wir fangen alle ganz klein und im Dunkeln an und gehen dann ins helle Leben", erklärt er seine Idee. Irmgard Molina hatte sich für einen bunten Schmetterling entschieden. Auch sie ist begeistert von dem Projekt: "Die Aktion ist schmetternd." Besonders naturgetreu sollte das Werk von Richard Lenzen werden. Der Blumenliebhaber hatte sich für eine Rose entschieden und malte sie grün-rot an. Auch er verglich die Blume mit dem Leben: "In der Natur erblüht alles und verblüht irgendwann auch wieder - wie bei uns." Eine andere Seniorin, Irmgard Parzianka, hatte anfangs ebenfalls große Bedenken. "Ich war nicht so mit dem Malen", schmunzelt sie, "aber das hier ist etwas anderes, so etwas haben wir früher in der Schule gar nicht gemacht." Auch sie stellte eine Blume her. Insgesamt waren es elf Teilnehmer, die in zwei Gruppen aufgeteilt kreativ tätig waren. Leider, so berichten die Teilnehmer, sei nach Projektbeginn eine Teilnehmerin verstorben - ihre Arbeit wurde jedoch von den anderen weitergeführt und vollendet.

 "Meine Schnecke ist wie das Bild meines Lebens", sagt Eckhard Lossen.

"Meine Schnecke ist wie das Bild meines Lebens", sagt Eckhard Lossen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Irmgard Molina mit Schmetterling: "Die Aktion ist schmetternd!"

Irmgard Molina mit Schmetterling: "Die Aktion ist schmetternd!"

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

"Häufig kommunizieren die Menschen hier nicht mehr miteinander, durch so eine Aktion wird wieder miteinander geredet", sagt Wilczynski. Besonders gefreut hat sie sich darüber, dass sich die Neu-Künstler untereinander geholfen haben. "Derjenige, der nicht mehr gut sehen konnte, half dem, der seinen Arm nicht mehr richtig bewegen konnte, und umgekehrt." Damit bestätigt sich das, was sie von Anfang an gesagt hatte: "Für kreatives Arbeiten gibt es keine Grenzen."

(RP)
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