Krefeld Wie die Krefelder ihr Museum entdecken
Krefeld · Hunderte Besucher - eine einhellige Meinung: Unser KWM ist fantastisch. Und viele genossen es, das Museum in seiner puren Schönheit zu erleben. Dabei machten sie ganz unterschiedliche Entdeckungen. Einige Szenen vom ersten Tag..
Pünktlich zur Eröffnung haben sich CDU und FDP für die Erhaltung der beiderseitigen Durchfahrt vor dem Museum ausgesprochen. Der Westwall müsse auch in südlicher Richtung für den Individualverkehr offen bleiben. Dies sei für die Erreichbarkeit der Geschäfte im südlichen Teil der City enorm wichtig. Nur so könne die Erreichbarkeit des Südwalls, der südlichen Königstraße, des südlichen Ostwalls von Norden sichergestellt werden.
Die jetzige Verkehrsführung um das KWM herum führe zu einer Erhöhung von Schadstoffemissionen. Die Fahrspur unmittelbar vor dem Museum könnte aufgepflastert verkehrsberuhigt werden. Damit könne den Gestaltungsgesichtspunkten des "neuen" KWM entsprochen werden. Gegebenenfalls sei auch eine Verkehrsführung in Nord-Süd-Richtung in Höhe des Museums über die östliche Westwallseite in Betracht zu ziehen. Die Straßenbreite dort würde einen Verkehr in beiden Richtungen ermöglichen.
Heide Gerritzen, Vorsitzende des Vereins der Freunde der Museen Burg Linn, zeigte sich begeistert von der Sanierung des KWM: "Wir haben ein tolles Museum. Die Beleuchtung gefällt mir ausnehmend gut, und wir haben jetzt sehr viel Platz." Besonders freut sie sich über die Wandmalerei im Thorn-Prikker-Raum: "Man sollte dieses Kunstwerk erhalten und nicht wieder verstecken. Zusätzlich könnten moderne Krefelder Künstler eingebunden werden und in dem Raum ausstellen", schlägt sie vor. "Das KWM sollte wieder zu einem Bürgermuseum gemacht werden."
Die meisten Gratulationen galten gestern Museumsdirektor Martin Hentschel - nicht nur, weil er mit Planung, Planung, Planung und jahrelangem Umgang mit Übergangslösungen klarkommen musste. Er hatte gestern auch Geburtstag. Ein gut gewähltes Datum. Denn an diesem Tag hatte er eine kleine Verschnaufpause. Ab Montag muss er den Umzug der Kunst ins neue Museum organisieren.
Kunst ist... in jedem Detail die Bedeutung zu sehen und sie in einen neuen Sinnzusammenhang zu stellen. So wird es Ulrich Helbig machen. Der Künstler aus Hüls hat sich das rote Band gesichert, das Oberbürgermeister Frank Meyer zur Eröffnung symbolträchtig durchschnitten hat. "Das werde ich in eine meiner Kunstaktionen einbinden. Ich ha da schon so eine erste Idee", sagte er auf Nachfrage.
Am großen Ereignis kam gestern niemand vorbei, der sich in der Innenstadt aufhielt. Auf dem Neumarkt hatte die Kunst-Polizei Position bezogen. Als Ordnungshüter in Uniformen (den abgelegten grünen) sprachen zwei Akteure die Passanten an und schickten sie mit Charme und Nachdruck auf eine Umleitung - direkt Richtung Museum. Auch heute wird es Performances auf dem Neumarkt geben. Ingrid Krusat-Dahmen und Silvia Westenfelder wollen mit dem Kreschtheater eine Kunstaktion um Piet Mondrian und Yves Klein in der Stadt und vor dem KWM veranstalten. So viel steht fest: Es wird bunt - und ganz sicher auch blau.
Eine Erkenntnis können Ausstellungsmacher im noch leerstehenden KWM gewinnen: Kunst ist sogar spannend, wenn sie noch gar nicht da ist. Viele spekulierten gestern schon, an welcher Wand sich Gerhard Richters monumentales Bild "1024 Farben" wohl gut ausnimmt, in welchem Raum der "Tar Roofer" von George Segal demnächst aufgestellt werden könnte und wo man künftig Claude Monets "Houses of Parliament" sehen möchte.
Film- und Fotokunst hat schon vor der ersten Ausstellung ihre große Berechtigung gezeigt. In jedem Raum fanden die Besucher gestern reichlich Gelegenheit, ihre Handys zu zücken, zu fotografieren und zu filmen. Nein, die beliebtesten Motive waren nicht Selfies mit der Botschaft: "Guck mal: Ich im Museum". Am häufigsten wurden die Decken abgelichtet - vor allem dort, wo sie aus Glas sind. In den Oberlichtsälen ist bei Kaiserwetter ein traumhaftes Lichtspiel zu erleben, das die weißen Wände in zarte Rosé- und Goldtöne hüllt. Ein Schauspiel, wie es die Impressionisten nicht schöner gemalt haben.