Krefeld Widerstand gegen Schließung des Bürgerbüros Linn

Krefeld · Nach 55 Jahren steht den Bürgern in Linn dieser Service des Bürgerbüros nicht mehr zur Verfügung. In einer "Nacht- und Nebelaktion" seien an dem Sitz des Linner Bürgerservice die Schilder abmontiert worden und die Büroräume aufgelöst worden, nachdem das Haus in der Rheinbabenstraße 110 verkauft worden war, kritisierte der Linner Bürgerverein auf seiner letzten Mitgliederversammlung.

Es sind viele alltägliche Dienstleistungen, mit denen die dezentralen Bezirksverwaltungsstellen die Krefelder Bürger entlasten. An- und Abmeldungen, das Einsammeln von Altbatterien, Aufenthaltsbescheinigungen, Anträge auf Ausbildungsförderung, Behindertenausweise, Beglaubigungen, Führungszeugnisse, Fundsachen, Gelbe Säcke, Hundekotbeutel, Kinderreisepässe, Meldebescheinigungen, Personalausweise, Reisepässe und Wohngeld können die Bürger der einzelnen Stadtteile bequem über die gut erreichbaren Bürgerbüros beantragen. Den weitaus größten Teil der Anträge machten Pass- und Personalausweisangelegenheiten aus.

Anders als üblich sei mit der Schließung keine Übergangsfrist eingeräumt worden; einen Hinweis, wohin sie sich nun wenden sollen, suchten die Bürger vergebens. Bereits im Januar hatte der Bürgerverein an den Krefelder Oberbürgermeister in einem Schreiben auf die Problematik einer Schließung hingewiesen, aber keine Antwort erhalten. Linn ist der Krefelder Vorort mit der höchsten Lebenserwartung. Der Anteil alter Menschen ist in Linn höher als anderswo. Linner Senioren werde mit der Schließung des Bürgerbüros ein Stück Mobilität genommen, ohne dass ein nachhaltiger Spareffekt erzielt würde. Der Bürgerverein fordert, den Vor-Ort-Bürgerservice weiter auszubauen.

Viele Bürger zeigten sich erstaunt, dass sich die Bezirksvertretung Oppum/Linn erst auf ihrer jüngsten Sitzung am Donnerstag mit der Problematik befasste, obwohl das Thema, durch Auflösung der Bürgerbüros Geld einzusparen, bereits jahrelang diskutiert worden war. Mathias Schütze, Leiter des Krefelder Bürgerservice, bedauerte vor der Bezirksvertretung Oppum-Linn, dass er die betroffenen Linner Bürger und den Linner Bürgerverein nicht rechtzeitig habe unterrichten können. Über die Gründe könne er nicht reden. Er stellte die mangelnde Auslastung der Bürgerbüros in den Vordergrund. Der sporadische Gang zum Bürgerbüro sei eben nicht mit dem Gang zum Bäcker um die Ecke vergleichbar. Heidrun Hillmann (CDU) hielt Schütze entgegen, dass es im Vorfeld der Schließung Zusagen gegeben habe, auf die man sich verlassen müsste. Claudia Heitmann (FDP) hielt Schützes Auslastungszahlen die erheblich höheren Auslastungserhebungen entgegen, die die Verwaltung einem anderen Ratsausschuss vorgelegt hatte.

Mit der Aussage Schützes, dass man die Aufgaben der Bürgerbüros derzeit neu überlege und deshalb über eine endgültige Auflösung des Linner Bürgerbüros noch nicht entschieden sei, wurde die Diskussion vertagt. Die Bürgerfragestunde zeigte aber, dass man in Linn eine Schließung des Bürgerbüros nicht hinnehmen wird.

(RP)
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