Krefelder Zoo Wenn Tiere in die Jahre kommen

Krefeld · Im Krefelder Zoo leben zahlreiche betagte Tiere. Ihre Pflege ist kosten- und zeitintensiv, aber auch eine Verpflichtung. Einer der bekanntesten Senioren im Zoo ist der 35 Jahre alte Pony-Hengst Mickey.

 Jungspund trifft alten Recken: Während Kidogo mit seinen 14 Jahren im besten Mannesalter ist, genießt der 44-jährige Massa seinen Ruhestand im Affentropenhaus. Sein Kopfhaar ist schütter geworden, das Gesicht zeichnet tiefe Furchen und seine Haut ist faltig.

Jungspund trifft alten Recken: Während Kidogo mit seinen 14 Jahren im besten Mannesalter ist, genießt der 44-jährige Massa seinen Ruhestand im Affentropenhaus. Sein Kopfhaar ist schütter geworden, das Gesicht zeichnet tiefe Furchen und seine Haut ist faltig.

Foto: Zoo Krefeld

Im Frühling, wenn die Natur zu neuem Leben erwacht, kann sich der Krefelder Zoo alljährlich über tierischen Nachwuchs freuen. Besonders beliebt bei Besuchern sind junge Tiger, Nashorn-Babys oder Affenkinder. Doch was ist, wenn Tiere in die Jahre kommen, altersschwach werden und Fortpflanzung kein Thema mehr ist? "Dann pflegen wir sie, solange ein Leben ohne Schmerzen für diese Tiere möglich ist", erklärt Zoo-Sprecherin Petra Schwinn. Genau wie jeder private Tierhalter habe auch ein Zoo die Verpflichtung, sich bis zum Lebensende gewissenhaft um seine Schützlinge zu kümmern. "So gibt es immer wieder Jahre, in denen wir keinen spektakulären Nachwuchs haben. Dazu stehen wir auch. Wir wollen nicht mit jungen Tieren Kasse machen", betont Schwinn.

Besucher werden mit Schildern an den Gehegen auf das Alter der dort lebenden Tiere und ihre dadurch bedingten Eigenarten hingewiesen. Die Menschen sollen verstehen, warum beispielsweise im Affentropenhaus der 44-jährige Silberrücken Massa häufig erschreckt. Er sieht nicht mehr so gut. Eine Erkrankung wie der Graue Star konnte nicht festgestellt werden. Es ist einfach ein Altersgebrechen. Genau wie sein empfindliches Verdauungssystem und die Bauchspeicheldrüsenschwäche. "Wir geben ihm Hormone, und haben ihn inzwischen gesundheitlich wieder gut stabilisiert. Aber er ist natürlich gebrechlich. Sein Gesicht und seine Haut sind faltig, die Muskelmasse ist weniger, sein Bindegewebe schwächer geworden. In der freien Wildbahn wäre er wahrscheinlich tot", schätzt Biologin Schwinn.

Auch einen anderen Star des Zoos suchen Besucher in diesen Tagen häufig vergebens. Tiger Beludru hat nur noch wenig Lust, über die Anlage zu streifen. Immer wieder hat der 15-jährige Kater Magenprobleme. Zwar hatte er sich zwischenzeitlich berappelt, momentan sieht es jedoch wieder eher schlecht aus. "Beludru geht nicht mehr gerne raus. Er darf frei wählen. Derzeit bekommt er Schmerzmittel gegen seine Gelenkschmerzen. Und Magenschoner, um die Nebenwirkungen der Schmerzmittel zu mildern. Genau wie wir es auch aus der Humanmedizin kennen."

Zehn bis zwölf Jahre alt werden Tiger in der freien Wildbahn, im Zoo können sie sogar bis zu 20 Jahre alt werden. Eine typische Erkrankung alter Katzen ist die Nierenschwäche, wie sie auch Beludru hat. Da sein Zustand im Moment eher kritisch ist, werden die Tierpfleger ihm keine junge Gefährtin mehr zur Seite stellen, um Beludru nicht noch zusätzlich zu belasten. "Die Pflege unserer Senioren ist ein wichtiger Bestandteil des Zoo-Programms. Das lassen wir uns auch einiges kosten. Die Tierpfleger kennen ihre Schützlinge sehr genau und wissen daher, womit sie ihnen im Alter helfen können", erklärt Petra Schwinn.

Alle Altersrekorde knacken zwei Siamangs, die 1974 zur Welt kamen. Die stimmgewaltigen Affen sind inzwischen sehr empfindlich bei unbekannten Geräuschen und plötzlichen Bewegungen. Sind sie gestresst, reagieren sie darauf mit Durchfall und Erbrechen. "Auf dem alten Schild war das Höchstalter der Siamangs mit 25 angegeben, inzwischen haben wir das auf dem neuen Schild mit 40 nach oben korrigiert. Aber auch diese Marke haben die beiden bald geknackt. Tatsächlich weiß keiner so genau, wie alt die zwei noch werden können", sagt die Zoo-Sprecherin und schmunzelt.

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Foto: dpa, rwe htf

Einer der bekanntesten Senioren im Zoo ist Pony-Hengst Mickey, der inzwischen gut 35 Jahre auf seinem staubigen Buckel hat. Da er sehr wenig Zähne im Maul hat, kann er nur noch eingeweichtes Spezialfutter fressen. Dramatisch wird es, wenn Besucher meinen, den Senior mit Äpfeln oder Möhren füttern zu müssen - was generell streng verboten ist. "Mickey kann das harte Futter nicht zerkauen und erleidet einen Schlundverschluss. Das ist jetzt schon ein paar Mal passiert. Der Verschluss hat den Hengst dann so gestresst, dass es zu einer Embolie gekommen ist. Daran kann er eingehen", warnt Schwinn. Wer jedoch meint, das alte Pony würde nur noch lustlos auf seiner Koppel stehen, der irrt. Biologin Petra Schwinn sieht Mickey täglich von ihrem Büro-Fenster aus und weiß: "Er dreht ganz gemächlich seine Runden und sucht Kontakt zu den Eseln und den Besuchern. Wenn Kinder ihm dann den Staub aus seinem Fell klopfen, macht er einen richtig glücklichen Eindruck."

(RP)
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