Wegen hoher Gewerbesteuer Weng verlegt Kunsthandel nach Monheim

Krefeld · Nach Fressnapf-Gründer Torsten Toeller mit seiner Firma Devario Invest verlässt auch der internationale Kunsthändler Rüdiger K. Weng wegen der hohen Gewerbesteuer den Standort Krefeld.

Rüdiger K. Weng ist mit seinem internationalen Kunsthandel von der Kimplerstraße in Fischeln an die Rheinpromenade nach Monheim gezogen.

Rüdiger K. Weng ist mit seinem internationalen Kunsthandel von der Kimplerstraße in Fischeln an die Rheinpromenade nach Monheim gezogen.

Foto: Lammertz

Die börsennotierte Weng Fine Art AG hat ihren Unternehmenssitz von Krefeld-Fischeln nach Monheim an die feine Adresse Rheinpromenade 8 verlegt. Die Ursache liegt für Geschäftsführer Rüdiger K. Weng auf der Hand. Nach der Erhöhung der Gewerbesteuer durch die Politik in Krefeld sei er ins Grübeln geraten. Nachdem Monheim im Gegenzug den Gewerbesteuerhebesatz sogar ein weiteres Mal gesenkt habe, sei die Sache für ihn klar gewesen. Statt 480 Prozentpunkte in Krefeld werde er in Monheim zukünftig nur mit 265 Prozentpunkten veranlagt.

"Durch den Unterschied spare ich sozusagen die Miete für Büros und Lagerräume", erklärt Weng und macht damit die Dimension und die Bedeutung des Stabdortwechsels gleichermaßen deutlich. "Und wir reden von Nettobeträgen", sagte Weng. Die müssten erst einmal erzielt werden und seien einem Vielfachen an Umsatz gleichzusetzen.

Für seine Tätigkeit als international agierender Kunsthändler spiele der Standort eine untergeordnete Rolle. Auch privat - der gebürtige Bockumer Weng wohnt in Oberkassel - seien mit dem Unternehmenssitz Monheim keine Nachteile verbunden. "Fahrtstrecke und Fahrzeit sind nahezu identisch", erklärte Weng.

Der Firmengründer ist nicht der Erste, der wegen der deutlich geringeren Gewerbesteuer den Weg ins rechtsrheinische Monheim suchte. Ende 2013 hat Fressnapf-Gründer Torsten Toeller einen Teil seiner Toeller-Holding abgespalten und seinem Unternehmen Devario West in Monheim angegliedert. Auf Anfrage, warum er Teile seiner Geschäfte nach Monheim verlagert hat, ließ Toeller seinerzeit über einen Sprecher ausrichten, dass "die niedrigen Gewerbesteuern in Monheim sicherlich kein Hindernis gewesen sind".

Bislang hat die Anhebung der Gewerbesteuer in der Stadt Krefeld noch nicht den finanziell erwünschten Effekt gezeigt. Kämmerer Ulrich Cyprian erklärte bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs für dieses Jahr, dass der "wirtschaftliche Aufschwung und die brummende Konjunktur, die in Bund und Ländern zu Rekordsteuereinnahmen geführt haben, in Krefeld noch nicht in vollem Umfang angekommen sind". Das Ergebnis für 2014 blieb mit rund 110 Millionen Euro hinter den Planzahlen zurück. Nach der Steuererhöhung 2015 seien die Einnahmen zwar gestiegen, jedoch nicht in dem Maße wie angenommen. Die Stadt habe die 2016 zu erwartenden Einnahmen deshalb nach unten korrigiert und auch die übrigen Steuereinnahmen unterhalb der Prognosewerte der Steuerschätzer angesetzt.

Die Weng Fine Art AG ist eines der führenden deutschen Kunsthandelsunternehmen. Seit 1994 hat das Team um Rüdiger K. Weng mehr als 16.000 Gemälde, Skulpturen, Papierarbeiten sowie Druckgrafik von über 800 international bedeutenden Künstlern des 20. Jahrhunderts verkauft. Wichtigste Vertriebskanäle sind der internationale Handel sowie Auktionshäuser, darunter die Weltmarktführer Sotheby's und Christie's. Im Fokus stehen marktgängige Künstler wie Picasso, Matisse, Warhol, Lichtenstein, Richter und Hirst - allerdings keine Arbeiten mit sechs- oder siebenstelligem Wert, sondern Objekte aus dem mittleren Preissegment, die einen schnellen Umschlag ermöglichen. Zusätzlich zum B2B-Segment bedient Weng seit 2015 auch den Retail-Mark: Die neu gegründete Tochtergesellschaft WFA Online AG vertreibt über eine Plattform im In- und Ausland Druckgrafik und Multiples der wichtigsten zeitgenössischen Künstler.

(RP)
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