Krefeld Weltmeistertitel: zwei - Sponsoren: null

Krefeld · Marc Leske und Michaela Staelberg gelten als große Ruder-Talente und peilen die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio 2020 an. Ohne die Unterstützung ihrer Eltern könnten sie Studium und Leistungssport nicht stemmen.

 Marc Leske und Michaela Staelberg (hier bei der Stadtsportbund-Aktion "Gold - made in Krefeld") gelten als Kandidaten für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Die beiden Ruderer haben beachtliche Erfolge in ihrer Sportart vorzuweisen - Sponsoren sind aber äußerst rar gesät.

Marc Leske und Michaela Staelberg (hier bei der Stadtsportbund-Aktion "Gold - made in Krefeld") gelten als Kandidaten für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Die beiden Ruderer haben beachtliche Erfolge in ihrer Sportart vorzuweisen - Sponsoren sind aber äußerst rar gesät.

Foto: Thomas Lammertz

Marc Leske hat in seiner sportlichen Biografie so einiges aufzuweisen. Im Jahr 2013 wurde er mit dem Deutschland-Achter, dem deutschen Flaggschiff des Ruderns, Weltmeister in der Junioren-Klasse. Ein Jahr später verteidigte er den Titel mit dem Team. Und im Jahr 2015 da wurde er, als junger Jahrgang, mit dem Achter in der Altersklasse der Unter 23-Jährigen Dritter bei der Weltmeisterschaft. Gleiches gilt auch für Michaela Staelberg. Seine Vereinskollegin vom Crefelder Ruderclub hat ebenfalls drei WM-Teilnahmen in Serie in ihrer Vita stehen.

Drei WM-Medaillen in drei aufeinanderfolgenden Jahren - wäre Marc Leske Fußballer, dann könnte er sich nun vermutlich eine Schubkarre anschaffen, um das Geld nach Hause zu bringen. Doch Leske ist nun mal Ruderer, und in dieser Sportart muss er eigentlich noch Geld mitbringen, um seine Leistungen zu erbringen. "Unser Trainingsaufwand liegt bei etwa 20 Stunden pro Woche, also täglich zwei Einheiten à zwei Stunden - ohne Krafttraining", erzählt Staelberg, die zusammen mit Leske in einer WG in Dortmund wohnt und gemeinsam mit ihm am Olympiastützpunkt in Dortmund trainiert. Da die beiden auch noch studieren - sie Wirtschaftspsychologie, er Maschinenbau, mit einem Aufwand von etwa 25 Stunden in der Woche - bleibt da keine Zeit mehr für einen Nebenjob.

So sind die beiden auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen, auch wenn sie von der deutschen Sporthilfe unterstützt werden - mit 100 Euro Grundförderung, 400 Euro sonstigem und 150 Euro Mietzuschuss. "Das reicht natürlich nicht zu Leben", sagt Marc Leske, "das Geld geht schon fast für die Miete drauf. Ich muss da auch ganz ehrlich sagen, wenn meine Eltern mich nicht zusätzlich finanziell unterstützen würden, dann wäre es das für mich mit dem Leistungssport".

Private Sponsoren zu finden ist in einer Randsportart wie Rudern, die im Fernsehen im Grunde nur alle vier Jahre bei Olympischen Spielen zu sehen ist (und dann auch noch vorrangig der Männer-Achter), unglaublich schwierig, sagt Marc Leske. "Ich habe mal versucht, mich an Autohäuser zu wenden, um zumindest an ein Auto vergünstigt zu kommen. Das war schier unmöglich. Da hatte ich Glück, dass eine Automarke aus Deutschland ohnehin vergünstigte Raten angeboten hat."

Ein Auto - das ist auch etwas, von dem Michaela Staelberg träumt und was ihr enorm Zeit sparen würde. "Von der Uni in Dortmund zum Trainingsort sind es mit dem Auto 20 Minuten. Wenn ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinfahre, brauche ich gut anderthalb Stunden. Da muss ich dreimal umsteigen, die U-Bahn ist häufig so überfüllt, dass ich gar nicht mehr hineinkomme. Und die letzten zehn Minuten muss ich laufen", erzählt sie. Immerhin haben die beiden jetzt in diesem Punkt Hilfe bekommen: Die Initiative Inspiration Sport bietet für Leistungssportler vergünstigte Leasingraten an und übernimmt die Kosten für die Versicherung, Steuern und Wartung des jeweiligen Autos. "Dadurch zahle ich demnächst 160 Euro im Monat Rate für das Auto", erzählt Michaela Staelberg.

Sie und Marc Leske hoffen, dass sich die finanzielle Situation vielleicht schon nach den Spielen in Rio im Sommer verbessert - weil sie dann eben die nächste Generation im Rudern sind, die für Medaillen sorgen sollen. Sicher ist das freilich nicht: "Sponsoren tun sich leichter damit, Medaillengewinner zu fördern als solche, die es erst noch werden wollen", sagt Marc Leske.

(RP)
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