Krefeld Weltkulturerbe - neue Wege der Information

Krefeld · Digitale Museumsarbeit und mehr Projekte für Kinder: Beim Informieren über das Weltkulturerbe schlägt Burg Linn eine neue Richtung ein.

 Ich bin dann mal weg - in der Römerzeit: Schüler der Paul-Gerhardt Schule aus Uerdingen haben bei einem Tag im Museum Burg Linn vieles über Kleidung und Bräuche der Römer am Niederrhein am eigenen Leib erfahren.

Ich bin dann mal weg - in der Römerzeit: Schüler der Paul-Gerhardt Schule aus Uerdingen haben bei einem Tag im Museum Burg Linn vieles über Kleidung und Bräuche der Römer am Niederrhein am eigenen Leib erfahren.

Foto: Lammertz Thomas

Im Museum Burg Linn ist gestern der erste Info-Point am Niederrhein zum Thema "Welterbe - Niedergermanische Limes" eröffnet worden. Die Gestaltung hat der Anfang 2016 eingerichtete "Arbeitskreis Welterbe in Krefeld" übernommen. Im Foyer des Museums zeigt nun eine fünfminütige Animation verschiedene Kastelltypen in Krefeld, Grabungen und Fundstücken. Eine Infotafel und neue Flyer vermitteln allgemeine Informationen zum Thema Welterbe.

Der Flyer wurde mit dem Stadtmarketing entworfen und wird von Dirk Senger, Historiker und Mitglied des Arbeitskreises Welterbe in Krefeld, als gute Möglichkeit bezeichnet, um die Geschichte der Römer in Krefeld und deren Bedeutung für das Welterbe-Projekt bekannter zu machen. Außerdem können Besucher ihre Ideen und Wünsche für das Vorhaben in einem Unterstützer-Buch festhalten. Ferner wird im Info-Point regelmäßig ein Objekt aus dem Kastellbereich als "Fund des Monats" ausgestellt. In Vorbereitung ist eine neue Führung zum Thema Römer und Welterbe.

Anlässlich der Vorstellung des Info-Points startet im Museum Burg Linn eine Aktionswoche, in deren Rahmen gestern zwei Klassen der Unesco-Projektschule, der Paul-Gerhardt-Schule aus Uerdingen, das Museum besuchten. Dort erlebten sie einen Römertag: Die 54 Schüler haben mit zwei "echten Römern" lederne Geldbeutel gebastelt, Brot gebacken und wurden durch das Museum geführt.

Innerhalb der Aktionswoche findet außerdem am Donnerstagabend, 19 Uhr, im Rittersaal der Burg Linn, ein Vortrag von Steve Bödecker, Limes-Koordinator des LVR, über das Welterbe-Projekt statt. Der Eintritt zum Vortrag ist frei.

Der Antrag zum Unesco-Weltkulturerbe-Status für den Niedergermanischen Limes wird unter Federführung der Niederlande erst im Jahr 2020 eingereicht. Grund für die Verzögerung seien neue Unesco-Richtlinien. Die Bewerbung habe aber große Aussicht auf Erfolg, da erst mit der Anerkennung des Niedergermanischen Limes als Welterbe die "Grenzen des Römischen Reiches" in Nord- und Zentraleuropa komplettiert werden.

Die Bewerbungsvorbereitung wird vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege koordiniert. Durch Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen und Projekte sollen Menschen jedes Alters mit dem Thema Welterbe und Römer in Krefeld vertraut gemacht werden. Ein Schwerpunkt soll auf der Arbeit mit Schulen, Kindern und Jugendlichen liegen. Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn, sagt, dass es der Unesco wichtig sei, auch Jüngere direkt anzusprechen und mit dem Welterbe vertraut zu machen. Auch Migranten sollten hier besonders einbezogen werden. Ein guter Anfang sei der Besuch der Grundschüler in der Burg Linn gewesen. "Die Schulkinder mit Migrationshintergrund haben ihre Herkunftsländer auf der Karte des römischen Reiches sofort wiedergefunden. Der Unesco-Welterbe-Gedanke kann hier ein Gefühl der Verbundenheit auslösen", so Morscheiser.

Für sie ist der neu eingerichtete Info-Point eine Herzensangelegenheit: "Mit bis zu 50.000 Besuchern im Jahr haben wir hier im Museum Burg Linn die Chance, eine Vielzahl an Leuten zu erreichen und über den Limes zu informieren." Außerdem sei die Burg Linn laut Dirk Senger nach dem Landesmuseum Bonn erst das zweite Museum in NRW, das über solch eine Informationsstelle verfügt.

Gleichzeitig soll der Info-Point den Einstieg in eine modernere Museumsdidaktik darstellen. Der Animationsfilm, erstellt von Hans Peter Schletter, Archäologe am Museum Burg Linn und Mitglied des Arbeitskreises Welterbe in Krefeld, sei ein erster Ansatzpunkt für die Verwendung neuer Medien bei der Museumsarbeit. Eine App, die durchs Museum führt und Infos zu einzelnen Objekten liefert, soll es ab Ende nächsten Jahres in einer Kinder- und einer Erwachsenen-Version geben.

In Zukunft wird es ähnliche Info-Points auch in anderen Kastellen in NRW geben.

(RP)
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