Krefeld Wegen Steuern: Fressnapf verlagert Vermögensverwaltung nach Venlo

Krefeld · Die Geschäftsführung der Fressnapf-Gruppe hat den Umzug der eigenen Immobilien- und Vermögensverwaltungs GmbH zu Beginn des kommenden Jahres in die Niederlande beschlossen.

Fressnapf verlässt Krefeld mit einer kleinen und starken Einheit in Richtung Niederlande. "Im Rahmen einer steuerlichen Analyse haben sich erhebliche Wettbewerbsnachteile in Krefeld ergeben", begründete das Unternehmen gestern seinen Schritt, die eigene Gesellschaft für Immobilien- und Vermögensverwaltung GmbH (FIV) im ersten Quartal des kommenden Jahres ins nahe Venlo zu verlegen. Die FIV erbringt Dienstleistungen innerhalb der Fressnapf-Gruppe und ist beispielsweise als Mietvertragsverwalter aller 1400 Märkte im In- und Ausland zuständig. Sie verwaltet sowohl die eigenen Immobilien als auch die der Franchise-Partner. Der Wert des verwalteten Vermögens dürfte im Milliardenbereich liegen. Über die Umsätze der FIV ist öffentlich nichts bekannt. Aus Fressnapf-Kreisen war zu hören, dass die Geschäftsführung eine solche Entscheidung nicht wegen weniger tausend Euro Steuerersparnis treffe.

Nach Unternehmensangaben sind rund zwei Dutzend Beschäftigte vom Standortwechsel in die Niederlande betroffen. Die Belegschaft sprach von der doppelten Zahl. "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zum Thema nicht weiter äußern werden. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir uns aktuell in vertraulichen Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern befinden", erklärte Fressnapf-Sprecher Kristian Peters-Lach gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Die Betroffenen seien frühzeitig und transparent über den geplanten Schritt informiert worden.

Anspruch des Unternehmens sei es, mit dem bestehenden Team von Venlo aus die forcierte Internationalisierung weiter zu betreiben. Im Übrigen habe die geplante Verlagerung der FIV keine Auswirkungen auf den Standort der Unternehmenszentrale in Krefeld. Dort habe die Unternehmensgruppe in den vergangenen Jahren rund 60 Millionen Euro in den Neubau des Logistikzentrums und neue Software-Systeme investiert.

Maßgebend für die Standortverlegung, so der Sprecher, sei das im Jahr 2013 initiierte unternehmensweite Strategieprogramm Challenge 2020, dessen übergeordnetes Ziel der Ausbau der europaweiten Marktführerschaft sei. Dabei liege ein wesentlicher Fokus auf der internationalen Expansion, die im Wesentlichen aus eigenen Mitteln vorangetrieben werde. "Hierzu ist es elementar, Potenziale innerhalb der Unternehmensgruppe zu identifizieren und auszuschöpfen", erklärte Fressnapf.

Offensichtlich lassen sich diese unter Steuergesichtspunkten am Standort Krefeld nicht optimal realisieren. In Krefeld beschäftigt Fressnapf rund 600 Mitarbeiter in der Verwaltung sowie 400 in der Logistik. Weitere 50 kommen aus dem Equiva-Markt für Reitsport und Pferdefreunde hinzu. "Die Gewerbesteuer ist in Krefeld relativ hoch", kritisierte Toeller. Und leider seien die örtlichen Politiker noch gewillt, weiter an der Steuerschraube zu drehen, betonte er anlässlich des 25-jährigen Firmenbestehens.

Zu anderen Aktivitäten ist der Firmengründer und Verwaltungsratsvorsitzende Torsten Toeller weniger mitteilsam. Etwa zu seiner angeblich zehnprozentigen Beteiligung an der Signa Prime Selection AG, die durch den Erwerb zahlreicher Karstadt-Immobilien in Deutschland, darunter auch das KaDeWe in Berlin, von sich reden machte. Signa ist unmittelbar mit dem Namen René Benko verknüpft, der ein schillerndes Image pflegt. Immobilien scheinen Toeller zu interessieren. Mit seiner Firma Devario Invest im nordrhein-westfälischen Steuerparadies Monheim baut der Fressnapf-Chef bislang unwidersprochen Studentenheime mit Rundum-Sorglos-Paketen.

Die geänderte Rechtsform des Unternehmens Fressnapf, das nunmehr als SE firmiert, und die Verlagerung einiger Firmen nach Monheim hätten keine Auswirkungen auf die Höhe der Gewerbesteuern, die Fressnapf in Krefeld zahle, sagte Toeller. Da der Profit seiner Unternehmungen in stärkerem Maße steige als der Umsatz, dürften auch die Gewerbesteuerzahlungen an die finanziell klamme Stadt Krefeld in den kommenden Jahren steigen, erklärte er vor gut einem Jahr.

(RP)
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