Krefeld Wegen Nothaushalts: SWK planen tiefe Einschnitte bei Bus und Bahn

Krefeld · Die SWK fahren mit Bus und Bahn jährlich ein Defizit von rund 17 Millionen Euro ein. Zusätzlich soll die Stadttochter den defizitären Krefelder Haushalt mit Millionen füttern. Das geht an die Substanz.

 Im kommenden Jahr sollen zwölf weitere neue Straßenbahnen der Marke Bombardier in Krefeld verkehren. Dafür haben die Stadtwerke Krefeld um Carsten Liedtke (r.) und Kerstin Abraham etwa 30 Millionen Euro ausgegeben.

Im kommenden Jahr sollen zwölf weitere neue Straßenbahnen der Marke Bombardier in Krefeld verkehren. Dafür haben die Stadtwerke Krefeld um Carsten Liedtke (r.) und Kerstin Abraham etwa 30 Millionen Euro ausgegeben.

Foto: Thomas Lammertz

Die Stadt Krefeld hat kein Geld, und der Kämmerer will die finanzielle Schieflage unter anderem damit beheben, dass städtische Töchter wie die Stadtwerke Krefeld (SWK) ihre Gewinne abführen. Im konkreten Fall plant Kämmerer Ulrich Cyprian höhere Summen ein, als der SWK-Vorstand an Erlösen für die kommenden Jahre einkalkuliert.

Hinter verschlossenen Türen spielen die SWK-Chefs deshalb verschiedene Szenarien durch, um etwa ihr rund 17 Millionen Euro großes Defizit im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu reduzieren. Die Wirtschaftsplanung für die Jahre 2015 bis 2019 geht deshalb von radikalen Einschnitten ins bisherige Angebot aus. Je nach Umfang der Streichung von Bus- und Bahnlinien wollen die SWK jährlich bis zu 5,5 Millionen Euro sparen.

Bei dem Konzept zur Reduzierung der Kosten durch Reduzierung des Angebots konzentrieren sich die SWK nach vertraulichen Unterlagen, die unserer Zeitung vorliegen, auf Linien, die nur von wenigen Fahrgästen genutzt werden oder parallel zu einem anderen ÖPNV-Angebot existieren. So ist daran gedacht, das komplette Nachtnetz abzuschaffen. Ferner könnte für alle Linien statt um Mitternacht bereits um 22 Uhr Betriebsende sein. Die Linien 045 und 047 würden eingestellt und die Linie 069 nur noch im 60-Minuten-Takt (statt 30 Minuten) fahren.

Hinzu käme ferner der Verzicht auf den zweiten Ringbus in Hüls, für den es gerade erst eine politische Mehrheit gegeben hatte. Das Einsparpotenzial für dieses Paket beziffern die SWK mit rund 1,5 Millionen Euro im Jahr.

Den Sparbetrag verdoppeln würden laut Szenario 2 folgende Einschnitte: Die Linien 059 und 060 würden eingestellt, die 927 bliebe nur zwischen Uerdingen und Rheinhausen erhalten, und die 054 würde ihren Verkehr auf die Strecke Hauptbahnhof bis Anrath beschränken.

Szenario 3 liegt überwiegend die Idee zugrunde, die Taktzeiten zu verändern. Statt eine halbe Stunde müssen die Kunden 60 Minuten auf die nächste Bahn und den nächsten Bus auf den Linien 058, 057 und 052 warten. Die Linie 051 würde eingestellt und nur noch alle 30 Minuten (statt 15 Minuten) vom Hauptbahnhof bis Lindental fahren. Verringert würde die Frequenz für die Linie 041 (15- statt Zehn-Minuten-Takt) und für die Linie 044 zwischen Hauptbahnhof und Rheinhafen (30- statt 15-Minuten-Takt). Mit diesen Maßnahmen würde sich das Einsparvolumen auf etwa 5,5 Millionen Euro erhöhen.

Die SWK machen in ihrem Papier darauf aufmerksam, dass von vielen Maßnahmen insbesondere die Schüler stark und sehr stark betroffen wären. Die Linien 057 und 058 stechen dabei für die Stadtteile Königshof, Verberg, Traar, Elfrath und Inrath besonders heraus.

Die Stadtwerke geraten durch einen zusätzlichen Beitrag zur Rettung des defizitären Stadthaushalts finanziell unter Druck. Ein Griff in die Rücklagen geht an die Substanz, mindert die Eigenkapitalquote und verschlechtert das Rating der SWK. Das bedeutet, dass die Stadttochter sich zu schlechteren Konditionen Geld leihen muss als mit einem besseren Rating. Mit einer simplen Erhöhung der Strompreise ist es ebenfalls nicht getan. Der Wettbewerb ist groß und die SWK würden unter Umständen Marktanteile verlieren.

Gleichwohl dürften die Sparvorschläge der städtischen Kämmerei vor dem Hintergrund, dass die SWK gerade erst 30 Millionen für zwölf neue Straßenbahnen ab 2015 investiert haben und die Stadt Krefeld den Ostwall als zentralen ÖPNV-Umstieg für 20 Millionen Euro herrichten lässt, zu kontroversen Diskussionen in Politik und Bürgerschaft sorgen.

(RP)
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