Krefeld Was wird aus Krefelds höchster Kirche?

Krefeld · Bei den Katholiken gibt es Unruhe über die Zukunft von St. Johann Baptist - der Kirche mit dem höchsten Turm in der Stadt. Steht das prachtvolle Bauwerk auf der Roten Liste der Gemeinde?

 Die Sakramentskapelle von St. Johann Baptist wurde vor zehn Jahren eingeweiht; das Jubiläum wird im November feierlich begangen.

Die Sakramentskapelle von St. Johann Baptist wurde vor zehn Jahren eingeweiht; das Jubiläum wird im November feierlich begangen.

Foto: T.L.

Die Befürchtung geht um: Die Zukunft der Kirche St. Johann Baptist ist ungewiss - angeblich steht das Bauwerk auf der sogenannten "Roten Liste" der Gemeinde, also jener Liste mit Gebäuden, deren Zukunft ungewiss ist, weil sie nicht mehr vom Bistum unterhalten werden können. Pfarrer Frank-Michael Mertens kann die Befürchtung nicht zerstreuen - er ist zum Stillschweigen verpflichtet. Nur soviel sagt er: Entschieden ist nichts; und es gibt auch keine heimliche Vorentscheidung. Das hängt auch mit dem Prozess zusammen, der zurzeit läuft.

 Der 97 Meter hohe Westturm ist der höchste Kirchturm der Stadt - und mit 1792 Quadratmetern gilt die Kirche auch als Krefelds größte.

Der 97 Meter hohe Westturm ist der höchste Kirchturm der Stadt - und mit 1792 Quadratmetern gilt die Kirche auch als Krefelds größte.

Foto: Thomas lammertz

Gemeint ist "KIM" - das Kirchliche Immobilienmanagement. Es geht es darum, die Zahl der Gebäude der Kirche an die Geldmittel der Kirche anzupassen. Laut Bistum unterhält jede "Gemeinschaft der Gemeinden" im Schnitt 45 Gebäude, deren Unterhaltung jährlich 18 Millionen Euro kostet. Das Bistum verfügt aber nur über zwölf Millionen Euro, muss also seine Zuschüsse an die Gemeinden um ein Drittel kürzen. Heißt grob: Die Gemeinden müssen sich von einem Drittel ihrer Gebäude trennen - oder deren Erhalt künftig ohne Zuschüsse aus Aachen allein stemmen.

Pfarrer Mertens bestätigt, dass sich die drei Pfarreien von Krefeld-Süd pflichtgemäß auf eine "Rote Liste" verständigt haben. Diese Liste wurde - wie immer in dieser Phase - zur Genehmigung nach Aachen geschickt. Aachen prüft quasi die Stichhaltigkeit der Vorschläge: "Wenn eine Gemeinde auf die Idee kommt zu sagen: Wir brauchen keine Kirchen mehr, und keine Kirche für Zuschüsse aus Aachen vorsieht, dann wird das Bistum intervenieren", erläutert Mertens. Das Konzept des Gebäudemanagements muss also schon schlüssig und konsensfähig sein. Krefeld-Süd wartet zurzeit noch auf die Rückmeldung aus Aachen, ob seine Liste dort akzeptiert wird. Die Frage, ob St. Johann Baptist auf dieser Liste steht, muss Mertens wegen der vereinbarten Verschwiegenheit offenlassen - er schwieg dazu eisern.

Wird die Liste genehmigt und dann veröffentlicht, bedeutet das laut Mertens nicht automatisch, dass sich die Gemeinde von allen Gebäuden auf der Liste trennt. Im nächsten Arbeitsschritt wird es darum gehen, mit Hilfe des Bistums Machbarkeitsstudien über die Zukunft der Gebäude auf dieser Liste zu erstellen. Mertens betont allgemein, dass Aachen niemals der Umwidmung einer Kirche in eine Moschee zustimmen würde. Auch Nutzungen, die nicht zur Würde des Gebäudes passen, lehnt Aachen demnach ab. "Aachen ist sehr daran gelegen, dass ein sozialer Aspekt erkennbar bleibt, wenn man eine Kirche aufgeben muss", sagt er.

Modelle dafür finden sich in der Region: Kirchen werden zu Begräbniskirchen oder - wie in Mönchengladbach geschehen - zu einer Kletterkirche, in der ein Raum zur Meditation und natürlich der Name "Kirche" erhalten geblieben ist. Was St. Johann Baptist angeht, so weist Mertens darauf hin, dass die Kirche im Bistum und für Krefeld nicht nur wegen ihrer Größe eine besondere Rolle spielt: Einmalig ist die dortige Sakramentskapelle, in der täglich der Leib Christi in Form einer konsekrierten Hostie angebetet werden kann. Den Anstoß für die Einrichtung der Kapelle gab das Jahr der Eucharistie, das Papst Johannes Paul II. im Oktober 2004 ausrief. Damit wollte er "die Betrachtung des Angesichts Christi in die Mitte des pastoralen Einsatzes" stellen. In der Sakramentskapelle ist diese Idee umgesetzt. In der kleinen Kapelle mit nur wenigen Bänken leuchten helle Strahler die Monstranz mit der konsekrierten Hostie an. In diesen stillen Raum des Gebets und der Versenkung kommen viele Gläubige von weit her, nicht nur aus der eigenen Gemeinde.

Im November feiert die Gemeinde das zehnjährige Bestehen der Kapelle, die im November 2005 unter dem Patronat von Mutter Theresa von Bischof Heinrich Mussinghoff geweiht wurde.

Das Jubiläum werde feierlich mit einem Festhochamt begangen, der Bischof werde kommen und einen indischen Gast mitbringen, kündigt Mertens an.

Diese Wertschätzung könnte ein Indiz sein, dass es um die Zukunft von St. Johann Baptist nicht schlecht bestellt ist.

(RP)
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