Warum sind Sie ausgetreten, Herr Herzog?

Krefeld · Überraschender Austritt: Hans-Jürgen Herzog hat den Bürgerverein Forstwald verlassen. Jetzt spricht er über die Gründe.

 Hans Jürgen Herzog auf der Treppe des Krefelder Rathauses. Ihm war es als AKB-Chef immer wichtig, dass das Gremium politisch unabhängig ist.

Hans Jürgen Herzog auf der Treppe des Krefelder Rathauses. Ihm war es als AKB-Chef immer wichtig, dass das Gremium politisch unabhängig ist.

Foto: T. L.

Hans-Jürgen Herzog, 18 Jahre Vorsitzender des Bürgervereins Forstwald und auch Vorsitzender aller Krefelder Bürgervereine im AKB, ist vor einer Woche aus dem Bürgerverein Forstwald ausgetreten. Über die Gründe war bisher nichts bekannt. Im Interview mit unserer Redaktion äußert sich Herzog erstmals.

Herr Herzog, Sie haben den Bürgerverein Forstwald verlassen, der ja lange ihr Kind war. Zuletzt waren Sie dort sogar noch Ehrenvorsitzender. In Krefeld waren Sie zudem viele Jahre als Stimme aller Bürgervereine bekannt. Wie kam es zum Zerwürfnis?

Hans-Jürgen Herzog Ich bin mit dem Vorstandspersonal dort nicht einverstanden. Herr Porst, FDP- Ratsmitglied, und Herr Ruhland, ehemaliges CDU-Ratsmitglied, machen dort nach meiner Meinung zu viel Parteipolitik. Sie nutzen den Verein für ihre politischen Interessen. Dadurch verschwindet die Effektivität des Gremiums.

Können Sie Ihre Kritik an bestimmten inhaltlichen Punkten festmachen?

Herzog Konkret stört mich die Position des Bürgervereins zum Thema Wiederaufforstung der Kaserne. Ich bin für eine Wohnbebauung dort, in moderatem Stil - Forstwald braucht neue Bürger. So hat es der Bürgerverein vor zehn Jahren schon vorgeschlagen in zwei Workshops mit dem Planungsamt. Dieses Baugebiet steht auch im Flächennutzungsplan. Unter Porst und Ruhland ist auf einmal die Position, dass das Kasernengelände aufgeforstet werden soll. Dabei kann sich das die Stadt gar nicht leisten. Und im neuen 20-Millionen-Paket, das die Stadtverwaltung jetzt vorgeschlagen hat, ist von der Wiederaufforstung auch nicht die Rede. Die Realität, dass wir uns die Aufforstung nicht werden leisten können, verkennen viele Bürger in unserem Stadtteil. Da hängen die Bürger große Transparente mit dem Wort "Aufforstung" heraus, wissen aber nicht, dass das niemals finanzierbar sein wird.

Der Bürgerverein Forstwald hat 450 Mitglieder. Gibt es Stimmen im Verein, die sich wie Sie für eine Wohnbebauung aussprechen?

Herzog Die gibt es auf jeden Fall. Aber sie werden nicht gehört.

Wie viele sind es?

Herzog Das kann ich ehrlich gesagt nicht abschätzen. Aber ich würde sagen, dass es eine relevante Zahl von Mitgliedern ist.

Ist die Kritik an der Forderung nach Aufforstung der einzige Grund, warum Sie den Bürgerverein verlassen haben?

Herzog Nicht der einzige, es gibt einige andere. Aber ich möchte meine Kritik jetzt nicht ausufernd ausbreiten. Ich habe mit dem Bürgerverein jetzt abgeschlossen. Das ist Geschichte.

Mit Verlaub: Manchmal neigt man im Alter auch zur Verklärung - man hält das eigene Wirken für besser als das der nachfolgenden Personen. Können Sie eine solche Verklärung für sich ausschließen?

Herzog Ich glaube schon, dass wir als Bürgerverein in den Jahren meiner Amtszeit eine Menge gestemmt haben. Ich will nicht alles aufzählen, aber für Forstwald haben wir eine Menge bewegt. Ob die Forderung nach Aufforstung, die jetzt mit dem Bürgerverein verbunden wird, Forstwald voranbringt, möchte ich bezweifeln.

In den kommenden Jahren wird die Frage nach der Aufforstung ohnehin in den Hintergrund rücken. Die Kaserne Forstwald wird Flüchtlingsquartier, die Bezirksregierung bereitet gerade alles vor, um die Kaserne für den Aufbau von Leichtbauhallen zu präparieren. Waren die Flüchtlinge auch ein Streitpunkt, warum Sie das Gremium verlassen haben?

Herzog Dies auf keinen Fall. Und da muss ich den beiden Vorsitzenden auch ein Lob aussprechen. Ihre Stellungnahme zu einer Flüchtlingshalle in Forstwald fand ich vernünftig, das ist auch meine Position. Keine Frage, wir müssen Flüchtlinge aufnehmen, aber wir halten den Standort Forstwald hier nicht für gelungen. Die Flüchtlinge würden hier zu abgeschieden leben, sind vom städtischen Leben doch völlig abgeschnitten. Insofern halte ich es für einen Fehler, hier Flüchtlinge unterzubringen. Was nicht heißt, dass ich gegen Flüchtlinge bin. Ich habe gerade erst das Angebot ausgesprochen, als Deutsch-Lehrer für Flüchtlinge tätig werden zu wollen.

Wie ist es mit Ihrer Bürgervereinsarbeit - Sie haben zuletzt immer noch an den Sitzungen des Arbeitskreises Krefelder Bürgervereine als übergeordnetem Bürgervereinsgremium mitgewirkt. Wenn Sie nicht mehr Mitglied in Forstwald sind, dürfen Sie dort auch nicht mehr teilnehmen.

Herzog Das weiß ich.

Und jetzt?

Herzog Ich denke, ich werde einen Weg finden, mich weiterhin zu beteiligen.

SEBASTIAN PETERS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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