Krefeld Waldsee: Schwimmen mit Schildkröten

Krefeld · Wer in einem Natursee badet, der geht dort ins Wasser, wo zahlreiche Tiere und Pflanzen zu Hause sind. Das sollte eigentlich bekannt sein, führt bei Badegästen, die ansonsten von Menschenhand angelegte Becken bevorzugen, aber immer mal wieder zu Irritationen. So auch in Uerdingen.

Im Waldsee leben nicht nur Fische
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Im Waldsee leben nicht nur Fische

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Den dortigen Waldsee nutzen Schwimmvereine genauso wie ein Angelverein. Vor dem Vereinsgebäude des ASV Bayer 1957 Uerdingen informiert eine Tafel über die Fische, die im Gewässer leben. Dazu zählen Hechte, Barsche, Schuppenkarpfen, Zander und Aale. Besonders in den Abendstunden, wenn im Sommer der Ansturm der Wasserratten vorbei ist, sind die zum Teil beeindruckend großen Fische vom Ufer aus gut zu beobachten. Kinder, die zuvor mit viel Freude im Wasser geplanscht haben, sehen ihr Vergnügen angesichts der Größe der tierischen Badegäste plötzlich mit anderen Augen. Nicht selten ziehen sie danach den fischfreien Innenbereich dem Freiluft-Schwimmen vor - bis sie merken, dass die Fische vor ihnen flüchten.

Dann jedoch sehen sie etwas Neues, was nicht auf der Tafel zu finden ist. Ein gepanzertes Tier, das in aller Seelenruhe seine Bahnen durch den Waldsee zieht: eine Schildkröte. "Ja, die gibt es im Waldsee", bestätigt ein Angler. Er vermutet, dass die Tiere von ihren Besitzern ausgesetzt wurden, weil sie mit einer Panzer-Größe von rund 30 Zentimetern nicht mehr ins Aquarium oder in den Teich passten. Schmuckschildkröten seien es, weiß der Experte, und völlig harmlos.

Rotwangen-Schmuckschildkröten waren früher im Handel weit verbreitet. Die in freier Wildbahn in Nordamerika lebende Schildkrötenart darf inzwischen jedoch zu Handelszwecken nicht mehr nach Deutschland eingeführt werden. Der Grund: Ausgesetzte Tiere verfälschen die heimische Fauna.

Denn auch in Deutschland lebt eine Schildkrötenart, die Europäische Sumpfschildkröte, die man aber vorwiegend und auch dort nur noch selten in Ostdeutschland findet. Sie gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht. Im Waldsee wird sie deshalb nicht heimisch sein, sind die gesichteten Exemplare doch auch deutlich größer als es eine Sumpfschildkröte wäre. "Um welches Tier es sich genau handelt, kann man erst sagen, wenn man es anhand eines Fotos identifizieren kann", sagt Sandra Joppen-Hellwig, Pressesprecherin des Naturschutzbundes (Nabu). Von Schildkröten im Waldsee hat die Expertin bisher nichts gehört. "Bekannt ist aber, dass es einige Schildkröten im Kaiserpark und in Linn gibt. Wir gehen dort von ausgesetzten Tieren aus. Sie sind aber kein Problem."

"Die Schildkröten sind schon länger da und ungefährlich", weiß man auch beim SV Bayer Uerdingen 08. Generell gilt: Badegäste sollten Rücksicht auf alle Tiere nehmen, sie nicht ärgern oder verletzen. So ist es doch vielmehr ein besonderes Erlebnis, zusammen mit Hecht, Barsch, Zander und eben Schildkröten im See zu baden.

Wer die Natur und ihre Bewohner ungestört beobachten möchte, sollte Zeit mitbringen und in den ruhigen Abendstunden kommen. Mit etwas Glück wird er die seltenen Schildkröten im Waldsee entdecken. Und sich an ihnen erfreuen.

(RP)
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