Krefeld Viersen will Geschäft mit Kompost alleine machen und die EGN ausbooten

Krefeld · Der Kreis Viersen kehrt der Stadt Krefeld einmal mehr den Rücken. Nach der Entscheidung, den Müll nicht mehr in Elfrath verbrennen zu lassen, geht der Kreis nun auch bei der Verwertung von Bio- und Grünabfällen eigene Wege.

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Die Entscheidungen im Kreis Viersen entbehren nicht einer gewissen Pikanterie: Nach der Entscheidung, den Müll nicht mehr in Krefeld verbrennen zu lassen, will er die Verwertung von Bio- und Grünabfälle ab 2018 selbst übernehmen. Dazu sucht er neue Partner und orientiert sich zum Kreis Wesel und nach Duisburg. Die Müll-Ehe mit Krefeld ist gescheitert. Noch ist der Kreis aber vertraglich an die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) - eine Tochter der Stadtwerke Krefeld - gebunden. Die EGN haben ihren Firmensitz bezeichnenderweise in Viersen. Das Krefelder Unternehmen zahlt dort auch Gewerbesteuer und beschäftigt zahlreiche Mitarbeiter in der Verwaltung und auf der 30 000 Quadratmeter großen Kompostierungsanlage auf den Süchtelner Höhen.

Eben diese Anlage wollte der Kreis Viersen von der EGN kaufen oder pachten. Dabei, so war aus Unternehmenskreisen zu hören, sei das Angebot geradezu lächerlich gering gewesen. Die Anlage habe schließlich einen "strategischen Wert", der offenbar völlig außer Acht gelassen worden sei. Ferner war zu hören, dass die EGN das in Zukunft noch wachsende Geschäft mit der Kompostierung nach wie vor selbst machen möchte und deshalb kein Interesse an einem Verkauf der Geschäftsgrundlage - sprich: Anlage mit Aufbereitungshalle, Vorrotte, Nachrotte und Kompostlager - hat. Über eine Verpachtung ließe sich diskutieren. Allerdings müsse der Preis stimmen. EGN-Geschäftsführer Bernfried Ahle ist sich sicher, dass der Kreis Viersen besser fahren würde, wenn er den Auftrag öffentlich ausschreiben würde, statt sich selbst um die Verwertung von Bio- und Grünabfällen zu kümmern. Der Kreis Viersen will mit Wesel und Duisburg an der Abfallverwertungsanlage Asdonkshof in Kamp-Lintfort eine eigene Gesellschaft betreiben. Dazu müsse in Viersen ein Umschlagplatz eingerichtet und die dort gesammelten Mengen nach Asdonkshof transportiert werden. Dort werde zunächst eine zweistellige Millioneninvestition nötig, um die nötigen Kapazitäten für die zusätzlichen Mengen zu schaffen.

Der zukünftige Abfallwirtschaftsplan des Landes Nordrhein-Westfalen sieht nach derzeitigem Stand vor, dass deutlich höhere Quoten bei Bio- und Grünabfällen verwertet werden müssen. Während sich der Kreis Viersen mehr als zwei Jahre vor Auslaufen des aktuellen Vertrags mit der EGN zum 31. Dezember 2017 Gedanken über das weitere Fortgehen macht, bleibt die Stadt Krefeld locker. Auf die Frage, was sie als Kommune plane, um eine höhere Kompostierungsquote zu erreichen, antwortete sie: "Da der Abfallwirtschaftsplan des Landes noch nicht verabschiedet ist und auch noch keine Rechtsbindung entfaltet, steht auch noch nicht fest, ob es für NRW verbindliche Quoten oder nur unverbindliche Zielwerte geben wird. Insoweit warten wir das Ergebnis ab", erklärte Stadtsprecherin Angelika Peters auf Anfrage unserer Redaktion.

Während die Stadt Krefeld wartet, treibt der Kreis Viersen seine Vorstellungen voran. Ob die sich unter dem Strich rechnen, darüber streiten schon jetzt die Fachleute. EGN-Geschäftsführer Ahle bringt einen anderen Aspekt ins Spiel. Er wundere sich über die starke Zurückhaltung in der Viersener Politik. "Keiner hat uns gefragt, wie viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Auf unserer Anlage in Süchteln arbeiten 16 Menschen überwiegend aus Viersen. Insgesamt beschäftigen wir 700 Mitarbeiter." Mögliche Konsequenzen sprachen Vertreter des SWK-Aufsichtsrates schon 2012 an. "Wir könnten nach dem Rückzieher Viersens prüfen, ob der EGN-Firmenstandort vor dem Hintergrund noch gerechtfertigt ist."

(RP)
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