Krefeld Vielsprachiges Weihnachtskonzert in der Friedenskirche

Krefeld · Chris Kramer & Co. konnten nicht überzeugen. Nur der Gesang eingeladener Zuhörer vermochte das Herz zu erwärmen.

 Chris Kramer mit den Sängerinnen Floriana di Luca und Heike Meering sowie Schorsch Nebel am Piano.

Chris Kramer mit den Sängerinnen Floriana di Luca und Heike Meering sowie Schorsch Nebel am Piano.

Foto: T. Lammertz

Der ursprünglich als Blues-Barde bekannt gewordene Chris Kramer aus Marl greift gern auch blues-fremde Genres auf. So hatte er am Samstag - wie schon im letzten Jahr - als aufführender Musiker und Veranstalter zum Weihnachtskonzert in fünf Sprachen in die Friedenskirche geladen, und ein überwiegend nicht aus Krefeld stammendes Publikum war seinem Ruf gefolgt.

Geändert hatte sich seit dem letzten Mal wenig. Am Piano saß statt Niclas Floer Schorsch Nebel, die Sängerinnen Floriana di Luca aus Rom und Heike Meering aus Schwerte sangen wieder Texte in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Das waren im Wesentlichen dieselben Songs wie schon gehabt - leider auch mit den zuletzt bereits konstatierten Schwächen. Nicht nur in seiner Instrumental-Version von "Stille Nacht, Heilige Nacht" ließ Kramer seine Mundharmonika wie in einem Western-Film klingen, seines Gesangsversuchs über "Still, still, still" hätte sich vermutlich sogar Chris Howland geschämt. Und auch da, wo er sich eigentlich auf heimischem Terrain bewegte, nämlich in Freddie Kings "Christmas Tears" oder seinen eigenen "Happy Birthday Blues", vermochte er nicht zu überzeugen. Selbst als Kramer mit einem Harmonika-Solo über "I Feel Like Going Home" von den Notting Hillbillies durch den Kirchenraum wanderte, blieb die Wirkung, die er zuletzt erzielt hatte, aus. Zum Gruseln und insofern unverändert gerieten Leonard Cohens gemeinsam mit den Sängerinnen gecovertes "Hallelujah" und ebenso di Lucas Interpretation des "Ave Maria" von Bach/Gounod. Ihr Ton entwickelte Ähnlichkeit mit dem des knatschigen kleinen Heintje, nur, dass der selbst in extremen Lagen absolut tonsicher war. Die - vom Refrain abgesehen - einzig gelungene Gesangsdarbietung war das neu aufgenommene "Mary Did You Know", von Heike Meering mit dem Charme eines Chansons in Englisch und Französisch vorgetragen.

Einen versöhnlichen Abschluss gab es dennoch, denn dem zuvor über die Presse ergangenen Aufruf an aus dem Ausland stammende Krefelder zum Mitsingen in ihren Muttersprachen waren diesmal etliche Menschen gefolgt. Je eine Strophe "Stille Nacht, Heilige Nacht" war in glockenhellem Sopran auf Schwedisch und Finnisch zu hören, in einem tiefstimmigen Duett brasilianischer Damen auf Portugiesisch, von einem Tenor auf Vietnamesisch sowie weiteren Stimmen auf Polnisch und Thailändisch - heftiger Applaus für ungekünsteltes Singen mit Herz.

(RP)
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