Krefeld US-Gitarren-Rock in der Kulturrampe

Krefeld · Die Band Delta Saints schwärmte immer raumgreifender in die Gefilde von Blues-Rock, West Coast und Underground aus und bediente sich gekonnt an deren Klangreichtum. Sänger Ben Ringel erinnerte an den unvergesslichen Tim Buckley.

 Die Delta Saints waren ohne ihren Keyboarder Nate Kremer auf den Großmarkt gekommen.

Die Delta Saints waren ohne ihren Keyboarder Nate Kremer auf den Großmarkt gekommen.

Foto: Alysse Gafkjen

An Fans herrschte kein Mangel am Montag im Biergarten der Kulturrampe, doch an diesem herrlichen Sommerabend taten sie sich ein wenig schwer, den Weg ins Innere zu finden, obwohl doch eigentlich alle gekommen waren, um die Delta Saints zu erleben.

Die dürften sich in dem feuchtwarmen Klima ganz zuhause gefühlt haben und begannen ihren Auftritt bluesig schleppend, zugleich ein bisschen undergroundig mit stark verzerrter E-Gitarre und vogelschrei-artigen Lauten aus der Kehle von Ben Ringel. Im Midtempo ging's weiter, von Ben Azzis Standtrommel und David Supicas Bass kam ein Rhythmus, der von einem Prärie-Indianer-Tanz hätte stammen können, darüber legte sich Sprechgesang und erst nach einer Weile kam Dylan Fitchs Gitarre wieder. Die spielte danach jedoch eine ständig größer werdende Rolle, denn Keyboarder Nate Kremer hatte seine Freunde während der Tour wegen eines Krankheitsfalls in der Familie "im Stich" lassen müssen. Also hatte Fitch mehr Arbeit, konnte aber auch seine stilistische Vielseitigkeit noch besser ausleben, was manch zusätzlichen Genuss bescherte. Und wer die Band zum ersten Mal hörte, wird auch keine großen Lücken im Klangbild bemerkt haben. Im inneren Spannungsaufbau der einzelnen Titel allerdings vermisste man Kremer schon, denn der gelang diesmal nicht wie sonst.

Dafür schwärmte die Band immer raumgreifender in die Gefilde von Blues-Rock, West Coast und Underground aus und bediente sich gekonnt an deren Klangreichtum. Mal waren es die Electric Prunes, deren Gruß sich heraushören ließ, mal Led Zeppelin. Eine Melodie klang wie von einem Appalachian Five-string-Banjo herunter gehüpft, eine andere wie auf Chicagos Südseite ausgebrütet. Nur ausgerechnet ein Song mit dem Titel "California" klang überhaupt nicht nach Kalifornien, sondern eher nach Texas.

Besonders bemerkenswert in dem abwechslungsreichen und ohne Pause durchgespielten Set war neben den Fähigkeiten von Dylan Fitch der Gesang von Ben Ringel. Die Vielzahl unterschiedlichster Riffs und Klangfarben, mit denen Fitch spielte, wurde zusammengehalten von einer Stimmung, die an den undergroundigsten aller Singer/Songwriter und ewigen Außenseiter Tim Buckley erinnerte. Ringels Stimme ist zwar höher gelagert und klang zumindest am Montag heiser, doch das passte ausgezeichnet zu den mitunter gewagten Intervallen und der eigenwilligen, zu Extremen neigenden Phrasierung, die ihn in Buckleys Nähe stellte. Außerdem kommunizierte Ringel prima mit seinem Publikum, und das trug ganz wesentlich zur tollen Laune in der Rampe bei.

(RP)
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