Krefeld Untreue in 91 Fällen: Tat die 53-Jährige es aus Liebe?

Krefeld · Angeklagte will "ihrer großen Liebe" 150.000 Euro geliehen haben. Der Mann streitet die Beziehung ab.

Eine Buchhalterin soll tief in die Firmenkasse gegriffen haben. Seit gestern muss sie sich wegen Untreue in 91 Fällen vor dem Krefelder Schöffengericht verantworten. Es geht um rund 260.000 Euro.

Die gepflegte 53-Jährige räumte einen Teil der Vorwürfe ein. Ein jüngerer Mann sei schuld, dass es soweit kommen konnte, sagte sie mit leiser Stimme. Er habe immer wieder Geld verlangt. "Ein Blick dieses Mannes genügte und ich tat, was er wollte". Es seien schätzungsweise 150.000 Euro gewesen, die sie ihm gab. "Ich habe mich bis über beide Ohren in ihn verliebt", sagte die dreifache Mutter über den Mann, den sie in der Straßenbahn kennengelernt hatte.

Zunächst habe sie ihm ihr privates Geld gegeben. Sie wollte ihm helfen, weil er seine kranke Mutter unterstützen musste. Später habe er gesagt, er werde bedroht und müsse sich freikaufen. Man werde ihn erschießen, wenn er nicht zahle. Auch das habe sie ihm geglaubt. Einmal sei sie sogar nach Dubrovnik gefahren, um sich dort mit ihm zu treffen. Die ganze Zeit über habe sie darauf vertraut, dass er das Geld an die Firma zurückzahle, wenn es ihm bessergehe. Noch erstaunlicher war die Aussage des 42-Jährigen. Er kenne die Angeklagte, habe aber nie eine Liebesbeziehung mit ihr gehabt, gab er an. Auch stimme es nicht, dass die Frau ihm Geld gab. Vielmehr habe er ihr Geld geliehen, das sie nicht zurückzahlte. Mit den 35.000 Euro habe die 53-Jährige eine Reinigungsfirma eröffnen wollen. Ihm habe sie 5000 Euro Leihgebühr versprochen. Nachweise gebe es aber nicht. Auch an genaue Zeiten erinnere er sich nicht.

Die Angeklagte verfolgte die Aussage des Zeugen größtenteils ohne sichtbare Regung. Bis er berichtete, dass sie seinem Sohn vor dem Kindergarten auflauerte. Das quittierte sie mit Kopfschütteln. So auch den Vorhalt, dass sie seiner Ehefrau Fotos schickte. Noch am Vorabend habe er mit der Angeklagten telefoniert, sagte der Zeuge. Auch sei es nach Bekanntwerden der Vorfälle immer wieder zu zufälligen und absichtlichen Treffen gekommen. "Ich werde gerade hier belogen", folgerte der Richter. Einer der beiden sage nicht die Wahrheit. Was geschah, soll mit Hilfe weiterer Zeugen aufgeklärt werden.

Im Juni tagt das Schöffengericht erneut, die Verhandlung wird dann fortgesetzt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort