Krefeld Unmut über leere Zeltstadt in Forstwald

Krefeld · Auf dem ehemaligen Kasernengelände in Forstwald ist eine Zeltstadt für 1000 Flüchtlinge fertiggestellt - doch auf dem Gelände tut sich nichts. Jetzt macht sich Unverständnis in der Bevölkerung breit.

Das Flüchtlingslager in Krefeld-Forstwald
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Das Flüchtlingslager in Krefeld-Forstwald

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Foto: Carola Puvogel

Nach Aussage von Stadtdirektorin Beate Zielke leben derzeit in Krefeld 3618 Flüchtlinge. 770 haben in städtischen Turnhallen eine erste Unterkunft gefunden, 290 Menschen wurden provisorisch in Traglufthallen einquartiert, die die Stadt für 24 Monate angemietet hat. Die neue Zeltstadt für 1000 Flüchtlinge in Forstwald aber wird nicht genutzt. Und das sorgt für Unmut.

Mit der jüngsten Entscheidung, die fertiggestellte Unterkunft in Forstwald leer stehen zu lassen, sorgt die Landesregierung bei Bürgern für Kopfschütteln. "Es kann nicht sein, dass dort eine mit Steuergeld finanzierte Unterkunft für 1000 Menschen leer steht und bewacht wird, zeitgleich die Stadt händeringend 1000 Plätze sucht, damit Schüler und Vereine ihre Turnhallen wieder für den Sport nutzen können", so Peter Bergemann, der seit 35 Jahren in Krefeld lebt. Mit offener Kritik an der Landesregierung hält sich die Verwaltung zurück. Stadtdirektorin Zielke erklärte allerdings, dass über manche Entscheidung des Landes an "kommunaler Stelle nicht immer Freude" aufkomme.

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Foto: dpa, rwe jai

Hintergrund: Die Bezirksregierung Düsseldorf und das NRW-Innenministerium haben entschieden, dass in den Leichtbauhallenkomplex bis auf Weiteres keine Flüchtlinge einziehen werden. Erst für den Fall eines erneuten Anstiegs der Zahlen - und wenn die anderen Landeskapazitäten nicht ausreichen sollten - wird auf die Plätze zurückgegriffen. Das Gelände in Forstwald wird derzeit entsprechend gesichert und bewacht.

Zwischen Bezirksregierung und Stadt gibt es eine klare Absprache, dass die 1000 Flüchtlinge in der (Landes-)Unterkunft Forstwald dem städtischen Flüchtlingskontingent angerechnet werden. Die Konsequenz: (Städtische) Flüchtlinge aus Krefeld könnten an andere Kommunen weitergeleitet werden. "Verträge sind dafür da, dass sie eingehalten werden", erklärte Zielke. Das hieße im Umkehrschluss: In Forstwald ziehen zwar keine Flüchtlinge ein, trotzdem soll die Zahl der (leeren) Plätze in den Verteilungsschlüssel einbezogen werden.

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Foto: Dieter Weber

Parallel ist die Verwaltung auf der Suche nach zusätzlichen festen Unterkünften im Stadtgebiet. "Wir versuchen, freie Unterkünfte zu finden", so Zielke. "Doch wir haben keine Messehallen, die in anderen Kommunen als Provisorium genutzt werden." Die Dezernentin wäre dankbar, wenn das Land in seinen Einrichtungen die Menschen länger halten würde: "Das tut es aber nicht."

CDU-Ratsfrau Britta Oellers fordert von allen Beteiligten eine "durchdachte" Entscheidung: "Die Unterkunft in Forstwald soll in der Planung des Landes als Erstaufnahmestelle genutzt werden. Das ist mit einer dauerhaften Unterkunft wie zum Beispiel in Traar nicht vergleichbar." Für die Bevölkerung im Umfeld ergeben sich gravierende Unterschiede: In einer Erstaufnahmeeinrichtung sind die Menschen nur wenige Tage oder Wochen. Eine intensive Betreuung - wie etwa Sprachangebote - ist dort weder möglich noch nötig. Oellers: "Wichtig ist, dass die NRW-Regierung endlich eine landesweite Bestandsaufnahme macht, damit die Kommunen Planungssicherheit bekommen. Die derzeitige Hinhaltetaktik verunsichert alle Seiten. Es müssen endlich klare Konzepte auf den Tisch."

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Foto: dpa, awe

Ein weiteres Thema, das für Unmut und Unverständnis sorgt: Die Stadt bräuchte 1000 zusätzliche Unterkunftsplätze, um auch die derzeit belegten Turn- sowie die angemieteten Traglufthallen wieder "freiziehen" zu können. FDP-Parteichef Joachim C. Heitmann legte während der jüngsten Sitzung des Unterausschusses für Flüchtlingsfragen den Finger in diese Wunde: "In anderen Kommunen stehen die Turnhallen wieder zur Verfügung. Wie sollen wir unseren Bürgern erklären, dass dies in Krefeld nicht möglich ist?"

(RP)
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