Krefeld Uniformen und Schützensilber im Museum Burg Linn

Krefeld · Museumschef Reichmann: "Die Ausstellung hat einen kulturgeschichtlichen Schwerpunkt, der ganz Krefeld einbezieht."

Für eine persönliche Abrechnung wegen einer weggeschnappten Braut - so jedenfalls legt es die Gravur nahe - nutzte der damalige Schützenkönig, der Landwirt Ludwig Cutzer, das Königssilber der ältesten Linner Schützenplakette von 1611: "Die Lieb ist unveracht, aber das Geld hat den Kauf gemacht" ist dort zu lesen. Diese Plakette und weitere interessante Exponate zeigt die Ausstellung über das Krefelder Schützenwesen, die am Sonntag im Museum Burg Linn an der Rheinbabenstraße eröffnet.

"Unsere Ausstellung hat einen kulturgeschichtlichen Schwerpunkt, der ganz Krefeld einbezieht", erklärt Museumschef Christoph Reichmann, der die Ausstellung kuratiert und auch das lesenswerte Begleitbuch geschrieben hat. Geholfen haben ihm dabei der Fischelner Benedikt Lichtenberg und der Linner Charly Foncken, die Archivare der beiden Schützenvereine. Die Ausstellung drängt sich nicht mit einer Überfülle an Teilthemen auf. Vielmehr bildet sie durch Exponate gut belegte Schwerpunkte, zwischen denen der Besucher wie über Trittsteine durch die Zeit springt. Offene Fragen beantwortet das Begleitbuch, das für zwölf Euro an der Museumskasse erhältlich ist. Für Schützenvereine bietet das Museum Führungen an.

Das Schützenwesen wurzelt in früher fränkischer Zeit, wie Waffenfunde in Gelleper Gräbern beweisen. Damals gab es so gut wie keine staatlichen Ordnungsstrukturen, so dass man gezwungen war, sich selbst zu helfen. Das Tragen von Waffen zeichnete den freien Mann aus.

Mit der allmählichen Verstädterung kam die Verpflichtung der Bürger, die Stadtmauern zu verteidigen. In Köln übernahmen die Zünfte diesen Auftrag. Die von ihnen organisierten Gaffeln besaßen ein starkes Selbstbewusstsein, an dem sich die Patrizier der Stadt oft die Zähne ausbissen. Die Gaffeln der Zünfte gelten als die Vorläufer der Kölner Karnevalsvereine. Im 16. Jahrhundert wurden die Schützen von Landsknechten und Söldnern in ihrer Bedeutung überholt, die besser bewaffnet waren. Dennoch blieben sie wichtig für viele Ordnungsdienste, vor allem in Landgemeinden. Von ihrem Selbstbewusstsein kündet das Schützensilber, also die Silberplakette, die ein Schützenkönig auf eigene Kosten prägen lassen musste und später der Kirche zur Verfügung stellen sollte.

(oes)
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