Krefeld Ungewöhnliche Aktion an Baustelle: Freibier für Falschfahrer

Krefeld · Viele Autofahrer umgehen die Sperrung der Kreuzung Obergath/ Mühlenfeld: Sie fahren über den Parkplatz der Königshof-Brauerei. Die hat sympathisch reagiert und auf Risiken hingewiesen. Dazu gibt es eine Flasche Malzbier - gratis.

 Ermahnung und Freibier für Falschfahrer: fünf Kisten Malz waren nach 90 Minuten leer.

Ermahnung und Freibier für Falschfahrer: fünf Kisten Malz waren nach 90 Minuten leer.

Foto: BK

Ein bisschen Humor, aber auch ein bisschen erhobener Zeigefinger: Mit einer ungewöhnlichen Aktion hat Frank Tichelkamp von der Brauerei Königshof Autofahrer ermahnt, die verbotenerweise über den Privatparkplatz der Brauerei die Baustelle am Mühlenfeld umfahren wollten. Seit rund sechs Wochen ist das Abbiegen von der Obergath, einer der verkehrsreichsten Straßen Krefelds, in das Mühlenfeld nicht möglich, die Straße ist halbseitig gesperrt. Dort wird ein Mischwasserkanal aufwendig saniert.

"Jeden Tag beobachte ich unzählige Autos, die, anstatt die ausgeschilderte Umleitung über die Kölner Straße zu fahren, die Abkürzung über unser Firmengelände wählen und dabei auch nicht unbedingt langsam und vorsichtig fahren", sagt Tichelkamp. Er habe Angst um Anwohner und Mitarbeiter.

 Von der Obergath kommend suchen sich Autofahrer den Weg über die Privatstraße und den Brauerei Parkplatz. Hinter der Kurve (gelber Pfeil) hatte sich der Verkaufsleiter Frank Tichelkamp mit den Malzbier-Kästen platziert. Links im Bild ist mit einer roten Linie die halbseitige Sperrung der Straße Mühlenfeld angedeutet.

Von der Obergath kommend suchen sich Autofahrer den Weg über die Privatstraße und den Brauerei Parkplatz. Hinter der Kurve (gelber Pfeil) hatte sich der Verkaufsleiter Frank Tichelkamp mit den Malzbier-Kästen platziert. Links im Bild ist mit einer roten Linie die halbseitige Sperrung der Straße Mühlenfeld angedeutet.

Foto: Google Maps

Tichelkamp versperrte jetzt die Fahrspur der mit "Durchfahrt verboten/Lieferverkehr frei" gekennzeichneten Brauerei-Privatstraße mit Paletten, so dass die Falschfahrer anhalten mussten. Zu seinen freundlichen Erläuterungen, warum über das Privatgelände nicht gefahren werden darf, bekam jeder Autofahrer eine Flasche Malzbier gereicht - Geschenk des Hauses.

"Nach 90 Minuten waren fünf Kästen Malz leer", sagt Tichelkamp. Rund 100 Autofahrer hätten in der Zeit zwischen 14.30 Uhr und 16 Uhr die verbotene Abkürzung genommen. "Die Reaktionen waren zwischen 'peinlich berührt' und 'aggressiv'", erzählt der Verkaufsleiter. "Einer hat gemeint: 'Ich trinke ja auch euer Bier, dann darf ich hier auch fahren'", sagt Tichelkamp und schmunzelt. Doch manche hätten auch ganz anders reagiert: "Einige Fahrer sind, als sie die Sperrung hinter der Kurve wahrgenommen haben, sogar auf den Bürgersteig ausgewichen, und über Fuß- und Radweg Richtung Mühlenfeld gebrettert. Das ist schon echtes Verkehrsrauditum."

 Die Beschilderung ist eindeutig: Die Durchfahrt auf dem Brauerei-Gelände ist nur für Lieferverkehr erlaubt.

Die Beschilderung ist eindeutig: Die Durchfahrt auf dem Brauerei-Gelände ist nur für Lieferverkehr erlaubt.

Foto: ""

Sperren könne er den Parkplatz nicht, er brauche die Verkehrsfläche für seine Kunden. "Je länger die Baustelle dauert, desto mehr Autofahrer orientieren sich am vermeintlich bequemen Weg." Besonders bei Badewetter sei viel Verkehr Richtung Neptunbad auf der Privatstraße zu beobachten. Auch die Polizei habe dort schon kontrolliert, und 20-Euro-Knöllchen verteilt. "Wer so ein Fahrmanöver in der Fahrprüfung versuchen würde, würde schlichtweg durchfallen", macht der Brauerei-Verkaufsleiter deutlich.

Zwei bis drei Wochen wird die Mühlenfeld Zufahrt noch gesperrt bleiben. Michael Schergens vom ausführenden Tiefbauunternehmen Schergens aus Anrath erklärt auch, warum aktuell dort nicht gearbeitet wird: "Wir haben vor zwei Wochen die Betondecke neu betoniert, sie hat eine Spannweite von rund fünf Metern. Das Abbinden, also das Trocknen, dauert etwa 30 Tage, in dieser Zeit kann der Bereich nicht belastet werden, sonst würde die Decke einbrechen." Daher würden die Arbeiten in dieser Zeit ruhen. Ende der Woche soll es nun weitergehen, die Trocknung, die regelmäßig kontrolliert werde, liege bereits bei 80 Prozent.

Frank Tichelkamp überlegt unterdessen, die Malzbier-Ermahnaktion in dieser Woche zu wiederholen. Auf der Facebook-Seite des Unternehmens gab es viel positive Resonanz. Und ein Facebook-Nutzer wünscht sich sogar eine Ankündigung: "Sagt doch vorher, dass es 'ne Flasche Malz gibt, dann fahr ich da auch mal durch..."

(RP)
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