Krefeld Ulrich Peltzer und die verpatzten Utopien

Krefeld · Der vielfach preisgekürte Autor diskutierte mit Thomas Hoeps über "Das bessere Leben" - und machte neugierig.

 Erfolgsautor Ulrich Peltzer (r.) stellt sich den Fragen des Krefelders Thomas Hoeps: Permanente Selbstoptimierung hält er nicht für einen Weg zu besserem Leben.

Erfolgsautor Ulrich Peltzer (r.) stellt sich den Fragen des Krefelders Thomas Hoeps: Permanente Selbstoptimierung hält er nicht für einen Weg zu besserem Leben.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Als Sohn der Seidenstadt wuchs er auf, und auch Eugen Gerritz, sein einstiger Deutschlehrer, gab sich die Ehre, als der mit etlichen Auszeichnungen bedachte Schriftsteller Ulrich Peltzer am Montag auf Einladung des "anderen Buchladens" im Glasfoyer des Stadttheaters aus seinem Roman "Das bessere Leben" las, mit dem er auf der Shortlist für den Deutschen Preis gelandet war.

Um die verpatzten Utopien der 1960er und 70er Jahre und um die erstaunlichen Wandlungen, die manch ein oppositioneller Student von damals zwischenzeitlich durchlaufen hat - darum dreht sich das Buch. Im Dialog mit Moderator Thomas Hoeps bekannte Peltzer allerdings, dass er es nicht für seine Aufgabe hält, Antworten zu finden auf die damit verbundenen Fragen, dass ihn an seinen drei Hauptcharakteren auch eher die Schilderung des nicht schlüssig Erfassbaren interessiert hat. Zwischen 1970, als sie zu den Revoltierenden an den Unis gehörten, und dem Jahr 2006, in welchem sie sich als Manager durch den neoliberalen Business-Dschungel bewegen, lässt Peltzer sie "real" und in ihren Erinnerungen pendeln. Dabei befinden sie sich gerade in persönlichen Sackgassen, und Hoeps stellte die Frage, ob Peltzer einen Desillusionierungsroman habe schreiben wollen.

Peltzer gewährte, wie öfters an diesem Abend, zwar Einblicke in seine philosophisch geprägte Denk- und Arbeitsweise, verriet ansonsten aber wenig. Immerhin ließ er sich entlocken, dass er permanente und rigorose Selbstoptimierung mitnichten für einen Weg zum besseren Leben halte. Er offenbarte aber auch, dass er, wie viele Künstler, nicht besonders fesselnd über seine Kunst zu sprechen vermag - kein Vorwurf, denn nicht ohne Grund haben sich Autoren für das Schreiben und Maler für das Malen entschieden. Was ihm als Autor und Vorleser bestens gelang, war die Schilderung jener bedrückenden Stimmung, die in einem Studentenwohnheimzimmer in Ohio herrschte, als Präsident Nixon - zu sehen auf einer kleinen schwarz-weißen Flimmerkiste - die Ausweitung der Angriffe von Vietnam auf Kambodscha bekanntgab und als Maßnahme zur baldigen Beendigung des Krieges auszugeben versuchte.

Diese Mischung aus politischem Zorn und Drogennebel kam ganz ohne Glorifizierung oder Denunziation daher und machte neugierig auf mehr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort