Krefeld Uerdingen: Eindrucksvolle Protestaktion

Krefeld · Der Aufruf zur Bildung einer Menschenkette rund um die Uerdinger Bücherei war von Erfolg gekrönt: Der schützende Ring aus Menschen um den Block mit der von Schließung bedrohten Bücherei wurde tatsächlich geschlossen.

400 Bürger demonstrieren mit Menschenkette für Bücherei
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400 Bürger demonstrieren mit Menschenkette für Bücherei

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Am Samstag haben in Uerdingen nach Schätzung der Polizei rund 400 Bürger für den Erhalt der Bücherei protestiert. Zwischen Niederstraße, von-Brempt-Straße, Kurfürstenstraße und Alter Krefelder Straße streckten die Menschen ihre Arme aus und umschlossen die Zweigstelle der Mediothek und die umliegenden Häuserblocks symbolisch mit einer Menschenkette. Abschließend trafen sie sich vor der Bücherei und sangen für deren Rettung ein Protestlied.

Zu der Aktion hatte der zehnköpfige Arbeitskreis "Erhalt Bücherei Uerdingen" aufgerufen. Vorausgegangen war ein Vorschlag der Stadtverwaltung, die Bücherei im Zuge der einprozentigen Haushaltskürzung zu schließen. Susanne Tyll, Sprecherin des Arbeitskreises, zeigte sich über den Zuspruch für ihre Aktion erfreut. "Trotz der Kälte sind viele Leute unserem Aufruf gefolgt. Ich denke, dass wir unser Ziel, für Gesprächsstoff über den Stadtteil hinaus zu sorgen, erreicht haben." Sie hoffe nun, dass die Parteien die Schließung des Standorts überdenken. Aktuell lägen jetzt 5329 Unterschriften für den Erhalt der Bücherei vor

Angaben der Stadt, wonach die Mitglieder- und Anmeldezahlen der Einrichtung in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen sind, zweifeln Bürger in Uerdingen an. Bernhard Hennen vom Arbeitskreis verweist auf andere Erfahrungen: "Ich war zuletzt am vergangenen Donnerstag in der Bücherei und habe mitbekommen, wie während meines Aufenthalts drei Mitglieder verlängerten und ein neues hinzukam." Es gelte nun, mit der Protestaktion ein Zeichen an die Politik zu senden.

Pier Musebrink ist extra aus Moers zum Uerdinger Marktplatz gereist, um an der Demonstration teilzunehmen. Die 14-Jährige war eine Woche zuvor mit ihrer Mutter in Uerdingen einkaufen und erfuhr von der Aktion. "Ich habe keinen Ausweis für die Bücherei und werde sie vermutlich niemals nutzen. Nichtsdestotrotz sollte ein so großer Stadtteil wie Uerdingen in meinen Augen eine Bücherei besitzen."

Die Initiatoren der Kundgebung versuchten auch am Samstag, Passanten für ihr Anliegen zu gewinnen. "Sprecht die Leute an!", riefen sie immer wieder ihren Mitstreitern zu. Mittels eines Megafons skandierten sie Protestrufe wie "Das geht gar nicht", und "Die Bücherei muss bleiben".

Andreas Henning leiht vor allem Sachbücher und Literatur für seine Kinder in Uerdingen aus. Der 42-Jährige hat von der Kundgebung im Internet erfahren. "Das Angebot in Uerdingen ist sehr vielfältig. Außerdem kann man jederzeit ergänzend auf Medien des Standorts Theaterplatz zurückgreifen." Henning fürchtet im Falle einer Schließung vor allem die hohen Fahrkosten in die Innenstadt. "Die 2,60 Euro pro Fahrtsrecke mit der Bahn dürfte sich nicht jeder leisten können." Nachdem die Menschenkette bis auf einen Teil an der Kurfürstenstraße um den Häuserblock herum geschlossen war, trafen sich die Demonstranten vor der Bücherei und sangen das Lied: "Die Gedanken sind frei." Die Version des Stücks von Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter wird meist im Kontext politischer Unterdrückung verwendet, etwa 2010, als viele Chinesen zugunsten des inhaftierten Schriftstellers und Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo demonstrierten.

(RP)
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