Krefeld TV-"Superstar" macht 277 Fans glücklich

Krefeld · Thomas Godoj gewann im Jahr 2008 eine Castingshow. Nun trat er in Krefeld auf. Im Club ist er bestens aufgehoben.

 Thomas Godoj wurde von seinen Fans in der Kufa euphorisch gefeiert. Der ehemalige DSDS-Sieger stellte sein fünftes Album vor.

Thomas Godoj wurde von seinen Fans in der Kufa euphorisch gefeiert. Der ehemalige DSDS-Sieger stellte sein fünftes Album vor.

Foto: MK

Guten Musikern gönnt jeder den Erfolg. Sie dürfen in riesigen Hallen spielen, tausende Fans anlocken und die Titelseiten der Musikmagazine schmücken. Doch einen entscheidenden Nachteil hat das Ganze: Die Stars sind in den riesigen Arenen weit vom Publikum weg, manchmal nur über eine Leinwand überhaupt richtig zu erkennen. Viel besser ist es doch, wenn ein talentierter Musiker in einem kleinen Club spielt. So wie Thomas Godoj am Sonntagabend in der kleinen Halle der Kulturfabrik.

2008 hatte der Sänger aus Recklinghausen die RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar" gewonnen, danach startete er richtig durch. Sieben Jahre später sind die Fans weniger geworden, der Hype um den rockigen und doch sanften Musiker ist abgeebbt, obwohl er noch immer genau das macht, was er schon immer gemacht hat: gute Musik zwischen Hart und Zart mit ehrlichen, deutschen Texten.

Vor der Bühne in der Kulturfabrik gibt es keine Absperrung, und wenn sich Godoj nach vorne beugt, sieht es fast so aus, als ob er ein Bad in der Menge nehmen möchte. Beim Singen schaut er seinen Fans fest in die Augen und hat immer alle im Blick. Als sich ein weiblicher Fan aus den vorderen Reihen etwas mehr an den Rand zurückzieht, um durchschnaufen zu können, blickt Godoj zum leeren Platz, scheint zu suchen und erleichtert aufzuatmen, als er die Frau am Rand wieder entdeckt.

Das Konzert, mit dem er sein neues Album "V" vorstellt, scheint auch in Krefeld eine Familienangelegenheit zu sein. Einige Fans warteten schon seit 14.30 Uhr vor der Kufa, Neuankömmlinge wurden euphorisch begrüßt. Genauso euphorisch geht es jetzt vor der Bühne weiter. Die Fans singen jede Zeile der Songs mit, tanzen, klatschen im Takt mit und schwenken die Arme. Anderthalb Stunden lang. Bis die Musiker den letzten Ton der Zugabe gespielt haben.

Die Fans sind eine wichtige Säule für die Musik von Thomas Godoj -diesmal haben Sie ihm sogar das Album vorfinanziert. Eine Crowdfunding-Kampagne hat es möglich gemacht. Und während andere hoffen und bangen, ob sie ihr Ziel erreichen, hatte der Recklinghäuser das Geld binnen weniger Stunden zusammen.

Kein Wunder, nicht nur musikalisch ist die Rockröhre, sondern auch noch nett. Nach dem Konzert verkriecht er sich nicht lange im Backstage-Bereich, sondern kommt sofort nach vorne, quatscht mit den Fans, macht Fotos und gibt Autogramme. Ein Superstar zum Anfassen. So schüchtern, wie er noch bei seinem letzten Gastspiel wirkte, ist er nicht mehr. Er kämpft für sich und seinen Traum, die Musik. Und das macht ihn selbstsicher. Ganz lässig steht er auch auf der Bühne, in Jeans und dunklem T-Shirt, die langen Haare streicht er immer wieder mal aus dem Gesicht. Wie ein Superstar wirkt er nicht, eher wie der Kumpel von nebenan. Der in einem kleinen Club auch viel besser aufgehoben ist, als in einer Arena.

Da wird es wohl auch niemals hingehen. Der ganz große Charterfolg blieb für den Ex-Superstar nach seiner Abnabelung von DSDS aus. Für ihn scheint das jedoch nicht schlimm zu sein, kann er nun doch machen, was er schon immer wollte: Rockmusik mit deutschen Texten. Er legt sein Herzblut in seine Kunst, erinnert sich immer an seine Wurzeln und Ziele, bekommt keinen Höhenflug. Die Fans danken es ihm. Und gehen nach anderthalb Stunden zufrieden und glücklich nach Hause.

(RP)
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