Krefeld TÜV schlägt wegen Elektrik Alarm - Marienheim notgeschlossen

Krefeld · Das Pfarrheim Marienheim, das zur Kirche St. Johann Baptist gehört, ist praktisch über Nacht geschlossen worden. Grund: Der TÜV machte bei einer Routine-Begehung Brandschutzmängel aus.

In einer drastischen Aktion hat der verantwortliche Kirchenvorstand von "Maria Frieden" das zu St. Johann Baptist gehörende Pfarrheim "Altes Marienheim" Knall auf Fall geschlossen. Um sicherzugehen, dass niemand das Gebäude betritt, wurden sogar die Schlösser ausgetauscht. Hintergrund: Bei einer turnusgemäßen Begehung des "TÜV Nord Meditüv" haben die Experten Brandgefahr ausgemacht. Sie geht von unfachmännisch verlegten Elektro-Leitungen aus. "Die Dinge sind so gravierend, dass uns sowohl der TÜV Nord als auch ein Mitarbeiter des Generalvikariats nach einer weiteren Begehung dringend die Schließung empfohlen hat, um jegliche Gefährdung auszuschließen", sagte gestern Pfarrer Frank-Michael Mertens auf Anfrage unserer Redaktion.

Mertens ist Leiter der GdG Süd, zu der St. Johann Baptist gehört, und Vorsitzender des Kirchenvorstandes Maria Frieden, in dem Vertreter aus allen GdG-Süd-Gemeinden sitzen. Formal ist der Kirchenvorstand Eigentümer des Pfarrheims und also auch verantwortlich für die Sicherheit des Gebäudes.

Mertens sah keine andere Möglichkeit als die rasche, verlässliche Schließung samt Austausch der Schlösser. "Wir hatten keinen Überblick, wer Zugang zu dem Gebäude hat, und wollten sichergehen, dass niemand ins Gebäude gelangt", sagte er gestern zur Erklärung. Er verwies auf die Verschärfung der Gesetze seit der Brandkatastrophe auf dem Düsseldorfer Flughafen und der tödlichen Massenpanik bei der Love Parade in Duisburg.

Die Elektroleitungen sind offenbar von Ehrenamtlern verlegt worden, um Kosten zu sparen, erläuterte Mertens. Den Prüfern muss sofort ins Auge gesprungen sein, wie dilettantisch das alles war. Sie sahen die Gefahr von Funkenflug oder von Stromschlägen. Eine Rolle für das rigorose Vorgehen habe auch das benachbarte Caritas-Altenheim gespielt, das im Falle eines Brandes mit gefährdet gewesen wäre, erläuterte Mertens. All das wollte der Kirchenvorstand konsequent ausschließen. Die St.-Johann-Baptist-Gemeinde zeigte sich überrascht und geschockt. Gemeindepfarrer Joachim Schwarzmüller sprach in einer ersten Reaktion nach der Schließung von "Schockstarre in unserer Gemeinde"; es habe zunächst auch Unmut darüber gegeben, dass das Heim "ohne Vorwarnung" stillgelegt wurde. "Von heute auf morgen haben wir keinen Pfarrsaal mehr, keine Johannesküche, in der jeden Sonntag rund 70 Bedürftige beköstigt werden.

Auch die Künstler der 'Rhein-Ruhr Akademie', die die zweite Etage seit Jahren als Ateliers nutzen und regelmäßig Nutzungsentgelt gezahlt haben und dort rund 3000 Kunstwerke gelagert haben und mit uns in einer sehr schönen Beziehung sind, wurden erst nach der Schließung per Mail davon unterrichtet", resümiert er. Nachdem sich die ersten Emotionen gelegt haben, sieht Schwarzmüller auch den Zugzwang, unter dem der Kirchenvorstand stand: "Man muss sagen, dass der Kirchenvorstand verantwortlich gehandelt hat; und muss man betonen, dass Pfarrer Mertens in den letzten Tagen verstärkt überlegt hat, wie man uns helfen kann." Mertens betonte, dass der Gemeinde Ausweichstätten angeboten worden seien.

Wie es mit dem Heim weitergeht, ist offen. Das Heim ist wie die Kirche St. Johann Baptist auf der Liste der Immobilien gelandet, für deren Unterhalt das Bistum Aachen keine Zuschüsse mehr zahlt; die Gemeinde muss also anstehende Reparaturen und Sanierungen selber bezahlen. Welche Kosten auf die Gemeinde zukommen, ist noch nicht klar.

(RP)
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