Krefeld Trio "Criss-Cross" begeistert Publikum im Jazzclub

Krefeld · Während des Jazzherbstes haben die Musiker Thelonious Monk und Bill Evans neu interpretiert.

 Florian Weber (Flügel), Donny McCaslin (Saxophon) und Dejan Terzic (Schlagzeug) ernteten Zwischenapplaus und begeisterte Ausrufe.

Florian Weber (Flügel), Donny McCaslin (Saxophon) und Dejan Terzic (Schlagzeug) ernteten Zwischenapplaus und begeisterte Ausrufe.

Foto: Mojo Mendiola

Einen Hochgenuss bescherte das zweite Konzert des zweiten Krefelder Jazzherbstes am Mittwoch im Glasfoyer des Stadttheaters. Auf Einladung des Jazzklubs gastierte das Trio "Criss-Cross", benannt nach einem Album von Thelonious Monk, und dessen Musik spielte auch eine große Rolle an diesem Abend, ebenso wie die von Bill Evans. Die beiden Hauptakteure, Florian Weber an Flügel und Fender Rhodes sowie Donny McCaslin am Saxophon, hatten sich bei einer Session in New York bei eben dieser Musik kennen und schätzen gelernt.

Eine Suite, in der sie Themen der beiden großen Jazz-Musiker zusammengestellt hatten, nahm das ganze erste Set in Anspruch. Sie begann wie ein echter Langweiler mit ein paar dürftigen Akkorden am Klavier und gleichförmig langen Noten vom Saxophon, doch McCaslin brachte bald tremolierendes Leben ins Spiel, das einmal sogar an das "Gurgeln" von Jimi Hendrix auf dem Gitarrengriffbrett erinnerte. Weber griff es auf, und eine erste kleine Steigerung gab einen Vorgeschmack auf Kommendes.

Den bis zur musikalischen Brutalität querköpfigen Monk und den impressionistisch-lyrischen Evans unter einen Hut zu bringen, mochte zunächst als wahnwitziger Ansatz erscheinen. Doch Weber, sowohl in kammermusikalischer Finesse, als auch in beboppender Rage absolut überzeugend und mitreißend, vollbrachte gerade mit diesem Vorsatz die Leistung, Kompositionen von Monk zwar etwas leichter eingängig zu interpretieren als der legendäre Hipster selbst, ohne sie dabei aber zu verwässern.

McCaslin seinerseits begeisterte nicht weniger, zum einen durch seine ökonomische, aber höchst effiziente Tonbildung, in besonderem Maße durch seinen ausgeprägt individuellen Umgang mit dem Prinzip Tonleiter, vor allem aber durch seine Ausdruckskraft. Beide, Weber (knapp 39) und McCaslin (52), zeigten einerseits genug jugendlichen Abstand zu den beiden Idolen, andererseits genug eigene Reife, um Monk und Evans entstaubt und doch adäquat zu interpretieren, und so rissen sie ihr Publikum mit in den unwiderstehlich pulsierenden Flow ihres ganz eigenen Bebop-Feelings. Während sie die Führung in eher langen Intervallen wechselten, glänzte in der Kommunikation mit beiden auch der junge Schlagzeuger Dejan Terzic, der kurzfristig für Dan Weiss eingesprungen war, und löste seine anspruchsvolle Aufgabe mit einfallsreichem, wohldosiertem Spiel.

Zu dritt schufen die Musiker an diesem Abend - auch im zweiten Set - eine Spannung im Glasfoyer, die sich immer wieder in Zwischenapplaus und begeisterten Ausrufen aus dem Publikum entlud.

Krefeld ist für das Trio kein Neuland: Nach dem "International Jazz Day" und dem "Jazz an einem Sommerabend" im Jahr 2013 war dies bereits das dritte Gastspiel von Florian Weber beim Jazzklub Krefeld, und stets hat der Sohn klassisch musizierender Eltern Neues zu sagen. Mittlerweile sind elf CD-Alben von ihm erschienen, die meisten auf dem renommierten Enja-Label. Auch Donny McCaslin war schon einmal zu Gast in der Seidenstadt, nämlich 2009 im Jazzkeller. Sein neustes Album heißt "Beyond Now".

(RP)
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