Krefeld Trio Adorno überrascht bei Serenade mit Wiener Klassiker

Krefeld · Mit Haydn anzufangen, mag mancher denken, ist nie falsch. Da weiß man, was auf einen zukommt. Wie viele Vorurteile ist auch dieses falsch. Lion Hinnrichs, Pianist des Trio Adorno, gab vor dem ersten Serenadenkonzert im Rittersaal der Burg Linn Programmerläuterungen. Bei Haydn, sagte er, gibt es immer Überraschungen. So erlaubt sich der Wiener Klassiker im E-Dur-Trio Hob XV:28 nicht nur einen Ausflug ins Barocke, er lässt auch schon die Romantik anklingen.

Hinrichs und seine Streicherkollegen Christoph Callies (Violine) und Samuel Selle (Cello) arbeiteten diese stilistischen Nuancen fein heraus und bewiesen überhaupt Sinn für feine Zwischentöne. Eine fahle Tonbildung wurde dem langsamen Satz gerecht. Im Finale mischten sie den nötigen Schuss Wehmut in die Fröhlichkeit ein. Insgesamt verstanden sich die Musiker hervorragend auf klangliche Differenzierung. Die romantischen Werke spielten sie anschließend mit erheblich intensiverem, dichteren Ton.

Der Versuch, vergessene Komponisten wieder in Erinnerung zu bringen, misslingt mitunter. Bei so manchem barocken oder romantischen Tonsetzer drängt sich der Eindruck auf, dass er zu Recht aus den Programmen verschwunden ist. Ausdrücklich muss der Russe Anton Arenski (1861 - 1906) von einer solchen Einschätzung ausgenommen werden, auf jeden Fall sein Klaviertrio op. 32 d-moll. In der Interpretation des Adorno-Trios erklang eine fesselnde Wiedergabe. Was man dem Werk allenfalls anlasten könnte, ist, dass ein durchgehender Personalstil nur schwer erkennbar wird. Das Werk pendelt zwischen russischer Vitalität, Wiener Salon-Charme und sehr origineller, raffinierter Rhythmik. Aber es wird nie langweilig. Für die Spieler ist die Komposition dankbar, die Streicher dürfen sich über einschmeichelnde Melodik freuen. Mitreißend klang auch Mendelssohn-Bartholdys zweites Klaviertrio op. 66. Die Interpretation blieb nicht an der Oberfläche, da wurde nichts geglättet. Dem Spiel fehlte es nicht an Eleganz. Aber die ging nicht auf Kosten der Dynamik; intensiv drängte die musikalische Entwicklung nach vorne. Technisch blieben keine Wünsche offen, weder für die Geläufigkeit im Klavier noch für die Wurf- und Springbogentechnik bei den Streichern. - Das begeisterte Publikum hörte als Zugabe eine Bearbeitung von Bachs "Schafe können sicher weiden." Zwar gab es zu Bachs Zeiten noch kein Klaviertrio klassisch-romantischer Prägung. Aber wenn die Bläserpartie dem Klavier übertragen wird und die Streicher die Singstimme übernehmen, dann klingt das sehr reizvoll.

(RP)
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