Krefeld Top-Unterhaltung für die Kinderschützer

Krefeld · Die Cellistin Julia Polziehn und der Kabarettist Christian Ehring unterhielten am Benefizabend für den Krefelder Kinderschutzbund in der Mediothek das Publikum und stellten dabei eindrucksvoll ihre fernseherprobten Qualitäten als Entertainer unter Beweis.

 Heimspiel für die Cellistin Julia Polziehn und den Kabarettisten Christian Ehring in der Mediothek.

Heimspiel für die Cellistin Julia Polziehn und den Kabarettisten Christian Ehring in der Mediothek.

Foto: Lothar Strücken

Die 200 Sitzplatzkarten für den Freitragabend in der Mediothek waren ruckzuck ausverkauft und Dutzende von Flanierkarten dazu, wussten Helmut Schroers, Gastgeber im Hause, und Birgit August, Gastgeberin vom mitveranstaltenden Kinderschutzbund Krefeld, zu berichten. So wurde das Benefiz für die Kinderschützer, wie schon im letzten Jahr, ein Heimspiel für die Cellistin Julia Polziehn und den Kabarettisten Christian Ehring.

Zu Beginn erinnerte Ehring daran, dass sein Klavierspiel nicht nur zur Begleitung kabarettistischer Lieder taugt. Gemeinsam trugen die beiden Künstler, die "als Kinder noch sehr klein waren" und sich im Flötenunterricht einer gewissen Frau Döll kennenlernten, ein romantisches "Nocturne" von Georg Goltermann vor.

Dann preschte Ehring mit scharfer Zunge vor. Er bewunderte Wolfgang Niersbach, der erheblich mehr punktgenau vergesse, als manch anderer je auch nur vage gewusst hätte. Für viel schlimmer als die unsportlichen Bestechungsskandale hielt Ehring jedoch die Betrügereien bei VW und wunderte sich, dass genau diese Autoindustrie uns demnächst mit dem selbstgesteuerten Auto beglücken wolle, wie zumindest Alexander Dobrindt zu wissen glaube. Allerdings solle man grundsätzlich hellhörig werden, wenn Dobrindt etwas zu wissen glaube.

Mit der 1. Suite für Cello solo von Johann Sebastian Bach lieferte Julia Polziehn nicht nur ein wunderschönes Klangerlebnis, sondern auch eine Portion von der humorigen Sorte Musikunterricht, die man in der Schule leider nicht hatte. Ihr meisterlicher Strich, ihr reifes Vibrato, ihre feinsinnige Phrasierung und vor allem ihre Stärke im Ausdruck sind immer wieder eine Freude und kamen in der zweiten Hälfte in einem Opus des Zeitgenossen Lucio Amanti noch einmal besonders schön zur Geltung. Da ließ sie ihr Cello sogar ein wenig rocken und erntete Riesenapplaus.

Ehring zeigte sich wenig begeistert vom frisch beschlossenen Einsatz der Bundeswehr in Syrien und verwies darauf, dass beim langjährigen Afghanistan-Engagement auch wenig mehr herausgekommen sei, als bessere Kenntnisse in Sachen Mülltrennung bei den Taliban.

Erdogan als "neuer Türsteher für den Club Europa" gefiel ihm auch nicht, vielmehr sah er in der weltweiten Migrationsbewegung die Chance zur selbstkritischen Betrachtung des westlichen Lebensstils und der westlichen Außenpolitik. "Here, There And Everywhere" von den Fab Four aus Liverpool - den Beatles - als Duett hätte den Schlusspunkt setzen sollen. Aber ohne Zugabe wollte das Publikum die zwei Könner nicht von der Bühne entlassen.

(RP)
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