Krefeld Tödliche Falle für Küken und Igel

Krefeld · Tierleid scheint die Stadt nicht zu interessieren. Sie verzichtet auf einfachste Maßnahmen, um das Leben von Jungtieren zu retten.

 Vor Susanne Effertz Augen waren drei kleine Entenküken an der Ecke Rektoratsstraße/Am Wehrspick durch die breiten Roste in einen der Gullys gefallen. Die Stadt kündigte den Austausch defekter Fangkörbe an. Getan hat sich trotzdem nichts.

Vor Susanne Effertz Augen waren drei kleine Entenküken an der Ecke Rektoratsstraße/Am Wehrspick durch die breiten Roste in einen der Gullys gefallen. Die Stadt kündigte den Austausch defekter Fangkörbe an. Getan hat sich trotzdem nichts.

Foto: Thomas lammertz

Wenn Susanne Effertz an das kommende Frühjahr denkt, dann verdunkelt sich ihr Blick. "Was wir in diesem Jahr erlebt haben, war schrecklich, und es wird sich wiederholen, da die Stadt Krefeld bislang keinen der fehlenden bzw. defekten Schutz-Auffangkörbe erneuert hat", sagt die Hülserin, die An der Alten Burg wohnt.

Unmittelbar dahinter fängt das Grün an, zu dem auch der Flöthbach gehört. Dort brüten im Frühjahr Enten. Wenn die Jungtiere geschlüpft sind machen sich die Elterntiere mit ihrem plüschigen kleinen gelben Nachwuchs auf den Weg in Richtung Weiher und wandern sehr zur Unterhaltung der dort lebenden Anwohner entlang der Straßen des ruhigen Wohngebietes. So auch am Abend vom 30. Mai. Allerdings endete dieser Ausflug für die Küken tödlich. "Meine Tochter wollte mit Freunden ins Kino. Doch kaum, dass sie aus dem Haus, kam sie zurück und klingelte Sturm", erinnert sich Effertz. Vor ihren Augen waren drei kleine Entenküken an der Ecke Rektoratsstraße/Am Wehrspick durch die breiten Roste in einen der Gullys gefallen, die direkt neben den Bürgersteigen liegen. Durch ihr beherztes Eingreifen, das im Öffnen der Senke bestand, konnte sie ein Küken retten. Doch aufgrund des defekten Auffangkorbes befanden sich die anderen beiden Jungtiere bereits in dem mit Wasser gefüllten Kanal. "Wir liefen mit zur Senke und hörten das Piepsen der Kleinen, kamen aber nicht ran", erzählt Effertz, die die Situation noch genau vor Augen hat. Kurzentschlossen rief sie die Feuerwehr an. Ein Zug aus Krefeld rückte an. Doch auch die Feuerwehrleute konnten nicht mehr helfen. Die Küken waren in den Tiefen des Kanals weggetrieben.

Für die Feuerwehr war es indes der zweite Einsatz an diesem Tag in Hüls in der gleichen Mission gewesen. Bereits am Vormittag waren Küken in einer anderen Senke verschwunden, weil auch hier ein Schmutz-Auffangkorb defekt war. Die Feuerwehrleute nahmen sich die Zeit und überprüften zusammen mit der Familie Effertz weitere Senken An der Alten Burg und den umliegenden Straßen. Das Ergebnis: Zweidrittel der Senken waren durchgerostet bzw. fehlten ganz. Vor dem Hintergrund, dass Effertz schon kleine Igel, die in ebendiese Senken gefallen waren, gerettet hatte und sich der Gefahr bewusst ist, die die defekten bzw. fehlenden Körbe bilden, wandte sie sich an die Kommunalbetriebe Krefeld und den Stadtservice Krefeld. Sie schilderte den Fall in schriftlicher Form. Von den Kommunalbetrieben bekam die Antwort, dass ihre Mail weitergeleitet worden sei. "Eine entsprechende Meldung habe ich an den zuständigen Fachbereich bei der Stadt Krefeld, Fachbereich Tiefbau, mit der Bitte um Überprüfung und eventuell weiterer Veranlassung gesendet", hieß es in einem Schreiben vom 12. Juni. Der Stadtservice meldet sich nicht. Juni und Juli vergingen. Es geschah nichts. Im August wandte sich Effertz direkt an den Fachbereich Tiefbau, schilderte die Vorkommnisse nochmals und bat um eine Erneuerung dieser Fangkörbe. Auf eine Antwort als auch ein aktives Handeln wartet die Familie bis heute.

Die Familie wandte sich jetzt an die Rheinische Post, denn das nächste Frühjahr kommt und damit die bekannte Problematik. Auf Nachfrage der Rheinischen Post teilte die Presserstelle der Stadt Krefeld mit: "In Hüls gibt es unterschiedliche Systeme der Entwässerung, sogenannte Nass- und Trockensenken. In letzteren gibt es Schmutzkörbe, die im Laufe der Zeit kaputt gehen. In dem fraglichen Gebiet war dies an zwei Stellen der Fall. Diese Schmutz-Auffangkörbe werden bis Ende des Jahres erneuert. Die Entwässerung funktioniert aber auch mit den defekten Schmutzkörben." Dass die Entwässerung auch mit defekten Körben funktioniert, streitet niemand ab. Die Jungtiere scheinen der Stadt indes völlig gleichgültig zu sein. Und selbst der angekündigte Wechsel ist bis zum heutigen Tag nicht erfolgt. Das nächste Frühjahr kommt sicherlich und damit die nächsten Jungtiere wie Küken und Igelkinder. Die Familie Effertz machte zudem noch eine andere Beobachtung. Aus den defekten Körben kletterten vor dem eigenen Tor Ratten von unten nach oben und liefen über die Straße.

(RP)
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