Krefeld Tischtennisclub fordert Schadenersatz

Krefeld · Die Turnhalle Lindenstraße wurde als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt. Vorm Wiedereinzug hat der TTC Blau-Weiß jetzt festgestellt, dass alle vereinseigenen Tischtennisplatten beschädigt sind.

 Quasi über Nacht musste der TTC Blau-Weiß 2014 die Turnhalle Lindenstraße räumen, weil dort Flüchtlinge untergebracht wurden. Viele Platten mussten in der Halle bleiben und sind nun kaputt. Der Verein fordert von der Stadt Ersatz.

Quasi über Nacht musste der TTC Blau-Weiß 2014 die Turnhalle Lindenstraße räumen, weil dort Flüchtlinge untergebracht wurden. Viele Platten mussten in der Halle bleiben und sind nun kaputt. Der Verein fordert von der Stadt Ersatz.

Foto: TL

Der Wiedereinzug in die sportliche Heimstätte Turnhalle Lindenstraße sollte für die Tischtennis-Sportler des TTC Blau-Weiß eigentlich ein Freudentag werden. Vor rund dreieinhalb Jahren musste der Verein, wie berichtet, die Halle von einem Tag auf den anderen räumen, weil dort auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise eine Notunterkunft eingerichtet wurde. Stattdessen wurde die erste Begehung der renovierten Halle nun zum Schockerlebnis: Alle fünf Tischtennisplatten und weitere Sportgeräte, die der Verein damals nicht in die Ersatz-Trainingsstätte mitnehmen konnte, sind ein Totalschaden.

"Die Tische des Vereins sind so stark beschädigt, dass sie für den Vereinsport nicht mehr nutzbar sind", berichtet Vorsitzender Sven Coenen. Alle Tische haben starke Rostschäden, bei einigen sind die Oberflächen mit Kratzern beschädigt. Bei einer weiteren Platte fehlt das ursprünglich fest installierte Netz, das nicht mehr nachbestellt werden kann, auch dieser Tisch ist somit nicht mehr zu nutzen. Hinzu kommen mindestens zehn bis 15 Spielfeldabgrenzungen, die zerstört sind. Der Schaden beläuft sich auf rund 5000 Euro, hat der Vereinsvorstand ausgerechnet. Und sieht die Stadt in der Verantwortung: "Alle Vereinsmitglieder können bezeugen, dass die Tische beim Auszug unbeschädigt waren", sagt Coenen. Er glaubt, dass die Zubereitung von Essen im Geräteraum der Halle und die damit verbundenen entstehenden Dämpfe zu den Rostschäden geführt haben. Die Stadt weist in einer ersten Stellungnahme des Fachbereichs Recht jede Verantwortung von sich. In einem Schreiben von Anfang April, das unserer Redaktion vorliegt, heißt es, dass "Ursache und Hergang des Schadens bisher ungeklärt sind" und daher ein Verschulden der Stadt, das Voraussetzung für eine Haftung wäre, nicht festzustellen sei. Es werde "kein Ansatzpunkt gesehen, der zu einer Haftung der Stadt Krefeld führen könnte".

 Rost hat fünf Tischtennisplatten unbrauchbar gemacht. Der Gesamtschaden beträgt rund 5000 Euro.

Rost hat fünf Tischtennisplatten unbrauchbar gemacht. Der Gesamtschaden beträgt rund 5000 Euro.

Foto: TTBW

Besonders sauer stößt Sven Coenen auf, dass die Rechtsabteilung weiterhin mitteilt, dass es "keine schriftliche Vereinbarung über die Unterbringung der Sportgeräte Ihres Vereins gibt" und "auch bei der Einweisung der Flüchtlinge keine Vereinbarungen über die weitere Lagerung der Geräte erfolgte". Die Stadt gehe davon aus, dass "sich auch seitens des Vereins niemand um die Geräte kümmerte".

"Wir sind bei der Einweisung der Flüchtlinge in die Sporthalle schlichtweg übergangen worden und haben damals von dieser Maßnahme überhaupt erst über die Presse erfahren", berichtet Coenen. Keinen Anruf oder Brief der Stadt habe es gegeben; die Clubmitglieder standen von jetzt auf gleich vor dem Nichts. Um eine Ersatz-Trainingsstätte für die 80 Aktiven musste der Vorstand sich selber kümmern; auch hier sei eine Unterstützung seitens der Stadt zu keinem Zeitpunkt erfolgt. Seither habe Schweigen geherrscht. "Es gab über einen langen Zeitraum keine proaktive Kommunikation seitens der Stadt", sagt Coenen. In der Ausweichspielstätte sei nur Platz für drei der Tische gewesen. Eine anderweitige Lagerung der verbleibenden Tische sei seitens der Stadt nie gefordert worden. "Angesichts der Tatsache, dass wir als ältester Tischtennisverein der Stadt Krefeld seit 30 Jahren Mieter dieser Sporthalle sind und die Sportgeräte dauerhaft in der Sporthalle untergebracht sind, ist die Argumentation der Stadt in keiner Form nachzuvollziehen", macht Coenen deutlich.

Der Schritt des Vereins, die Öffentlichkeit zu suchen, zeigt schnell Wirkung: Oberbürgermeister Frank Meyer hat sich per Facebook in die Diskussion eingeschaltet. Er schreibt auf der Seite des TTC Blau-Weiß: "Wir suchen ja gerade eine vernünftige Lösung, und ich bin mir auch sicher, dass wir diese finden." Auf Nachfrage unserer Zeitung kündigte die Stadt gestern Abend an, den entstandenen Schaden begleichen zu wollen. Dies werde dem Verein nun zeitnah mitgeteilt.

(RP)
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