Serie Ausbildung Bei Currenta (13) Rp-Leseraktion Historisches Krefeld Thermoplaste zum Verbiegen Erzählen Sie uns Ihre Krefeld-Geschichten

Krefeld · Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik der Fachrichtung Bauteile stellen Rohrleitungen her.

 Das Schweißen von Kunststoffen macht Auszubildenden Nico Wiesinger besonders viel Spaß. Die Temperaturen liegen je nach Stoff zwischen 280 und 395 Grad. Auch die Geschwindigkeit der zugefügten Luft ist unterschiedlich.

Das Schweißen von Kunststoffen macht Auszubildenden Nico Wiesinger besonders viel Spaß. Die Temperaturen liegen je nach Stoff zwischen 280 und 395 Grad. Auch die Geschwindigkeit der zugefügten Luft ist unterschiedlich.

Foto: RP-Foto u. Miserius

Diese Berufsbezeichnung ist der reinste Zungenbrecher. Nico Wiesinger beherrscht sie problemlos. Routiniert sagt er: "Ich mache eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik der Fachrichtung Bauteile und bin jetzt im zweiten Lehrjahr." Klaus Echterhoff, seit 14 Jahren Ausbilder bei Currenta in Leverkusen, ergänzt: "Bis 1997 nannte man das einfach Kunststoffschlosser. Seitdem hat sich der Beruf jedoch stark verändert. Er ist wesentlich vielschichtiger geworden."

 Immer gut informiert - auch vor dem Sprung ins kalte Wasser. Wir wissen nicht, ob dieser Zeitungsleser im alten Römerbad noch schnell die Wassertemperaturvorhersagen nachgeschlagen hat oderdie politische Weltlage.

Immer gut informiert - auch vor dem Sprung ins kalte Wasser. Wir wissen nicht, ob dieser Zeitungsleser im alten Römerbad noch schnell die Wassertemperaturvorhersagen nachgeschlagen hat oderdie politische Weltlage.

Foto: ""

Nico Wiesinger bearbeitet in seiner Ausbildung verschiedene Kunststoffe wie Thermoplaste und Duroplaste. Thermoplaste sind Stoffe, die sich in einem bestimmten Temperaturbereich immer wieder verformen lassen. Duroplaste dagegen lassen sich nur einmal erhitzen und formen und härten dann aus. Prominentes Endprodukt aus diesem Material: der Trabi. Aber auch Schutzhelme, Bremsbeläge oder Topfgriffe werden aus Duroplasten hergestellt. Thermoplaste wiederum stecken in Legosteinen, PET-Flaschen oder Zelluloid-Puppen. "Im dritten Ausbildungsjahr werde ich noch die Gummierung kennenlernen und Kautschuk bearbeiten", sagt Nico Wiesinger.

 Luftansicht vom alten Uerdingen. Diese Aufnahme ist im Jahr 1937 entstanden, aus einem Flugzeug heraus.

Luftansicht vom alten Uerdingen. Diese Aufnahme ist im Jahr 1937 entstanden, aus einem Flugzeug heraus.

Foto: NN

Eigentlich wollte der 22-Jährige Anlagen- oder Industriemechaniker werden. Als das nicht klappte, lernte er beim Tag der offenen Tür seinen jetzigen Ausbildungsberuf kennen. "Mir wurde gesagt, dass die Ausbildungen sich sehr ähneln, nur dass man statt Metall Kunststoff bearbeitet. Das wäre auch nicht so laut", erinnert sich Nico Wiesinger, der zurzeit in einem Tectrion-Betrieb im Chempark Leverkusen eingesetzt ist, der Thermoplaste verarbeitet. Mit Legosteinen spielen die Auszubildenden dort aber nicht. "Wir bearbeiten Kunststoff-Rohre für verschiedene Einsatzbereiche. Kunststoff-Rohre rosten nicht, halten hohem Druck stand und sind temperaturbeständig", zählt der Auszubildende auf.

 Das Carl-Wilhelm-Denkmal ehrt den Komponisten der "Wacht am Rhein". Heute steht die Büste im "Klöske".

Das Carl-Wilhelm-Denkmal ehrt den Komponisten der "Wacht am Rhein". Heute steht die Büste im "Klöske".

Foto: NN

Die Zahl der verschiedenen Kunststoffe, die meist auch auf unterschiedliche Weise verarbeitet werden müssen, ist hoch. So hoch, dass es inzwischen bei den Verfahrensmechanikern für Kunststoff- und Kautschuktechnik über zehn verschiedene Fachrichtungen gibt. "Man kann fast sagen, dass mit jedem neuen Stoff eine neue Fachrichtung entsteht. Heute werden Spezialisten gebraucht und entsprechend ausgebildet. Früher, als es nur wenige Kunststoffe gab, waren Verfahrensmechaniker Allrounder", beschreibt Ausbilder Echterhoff den Unterschied.

 Der Uerdinger Marktplatz um 1920: Bäume und Brunnen setzten Akzente auf der Promenierfläche.

Der Uerdinger Marktplatz um 1920: Bäume und Brunnen setzten Akzente auf der Promenierfläche.

Foto: KN

Auch Computerkenntnisse sind heute ein Muss. Schließlich werden viele Maschinen von Computertechnik gesteuert, wie eine moderne Drehmaschine, bei der die Werte nur noch eingetippt werden müssen. Analoge Drehmaschinen, bei denen noch richtig gedreht wird, gibt es im Chempark aber dennoch. "Wenn ältere Teile kaputt gehen, brauchen wir die analogen Maschinen, um die Teile schnell zu reparieren, damit die Maschine zügig ihren Betrieb wieder aufnehmen kann", sagt Echterhoff. Deswegen müssten auch Azubis die Handhabung der analogen Geräte beherrschen.

Nico Wiesinger hat seinen Traumberuf gefunden. "Das ist für mich der Jackpot, echt top", sagt er. Besondern gerne schweißt der 22-Jährige. Kunststoff zu schweißen, sei eine Herausforderung. Da jeder anders arbeite, müssten auch die Werte, mit denen die Schweißgeräte arbeiten wie Temperatur oder Luftgeschwindigkeit individuell angepasst werden. "Bei schwer zu verarbeitenden Kunststoffen müssen wir manchmal einen Monat lang üben, bis wir die perfekte Schweißnaht hinkriegen", erklärt Wiesinger. Perfekt ist die Naht, wenn sie an der Oberfläche grade und eben ist.

Verfahrensmechaniker brauchen neben einem ruhigen Händchen ein strukturiertes, logisches und räumliches Denken. Ein guter Hauptschulabschluss reicht. Wichtiger als die Noten ist was anderes. Echterhoff: "Wir gucken uns die unentschuldigten Fehlstunden an, die auf dem Zeugnis stehen. Sowas sieht nie gut aus. Daran sollten Jugendliche denken, wenn sie sich später bei uns bewerben wollen."

Ein Bild von früher - zufällig entdeckt - und schon läuft der Erinnerungsfilm. Plätze, Situationen, Menschen kommen in den Sinn. Die Rheinische Post sucht Ihre Erinnerungen an das alte Crefeld. Schicken Sie uns Ihre Fotos von früher mit den passenden Geschichten dazu.

Wir gehen auf Zeitreise und wollen wissen, welche Erinnerungen Sie an die Krefelder Vergangenheit haben, welche historischen Geschichten zum Familienschatz gehören - ganz gleich, ob es sich um wichtige geschichtliche Ereignisse dreht oder Impressionen eines Straßenzugs, der sein Gesicht verändert hat; um den Alltag in einem Traditionsunternehmen, das heute nicht mehr oder so nicht mehr existiert oder Szenen aus dem täglichen Leben, als die Milch noch regelmäßig beim Milchmann oder direkt beim Bauern geholt wurde. Die Rheinische Post zeigt Krefeld, wie es früher war, in Bildern und Berichten.

Bitte senden Sie uns Ihre Fotografien und Geschichte an die Redaktion: Rheinische Post, Königstr. 122, 47798 Krefeld oder per E-Mail an redaktion.krefeld@rheinische-post.de.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort