Krefeld Theater will Flüchtlinge auf Bühne bringen

Krefeld · Intendant Grosse und sein Team stellten gestern den neuen Spielplan vor: Es gibt 15 neue Produktionen und einige Dauerbrenner.

Mord, Blut und Totschlag. Aischylos "Orestie" - das Mammutwerk der Antike - steht in der nächsten Theatersaison auf dem Spielplan. Die Premiere ist am 17. Oktober. Hier eine Szene mit Eva Spott als Klytaimestra. Zu ihren Füßen liegen Agamemnon (Joachim Henschke) und Kassandra (Helen Wendt).

Mord, Blut und Totschlag. Aischylos "Orestie" - das Mammutwerk der Antike - steht in der nächsten Theatersaison auf dem Spielplan. Die Premiere ist am 17. Oktober. Hier eine Szene mit Eva Spott als Klytaimestra. Zu ihren Füßen liegen Agamemnon (Joachim Henschke) und Kassandra (Helen Wendt).

Foto: Matthias Stutte

"Lampedusa" ist bisher nur ein Arbeitstitel. Und die Idee, ein Stück über Flüchtlinge auch mit Flüchtlingen auf der Bühne zu inszenieren, ist bisher noch Wunsch von Schauspieldirektor Matthias Gehrt. Fest steht, es wird ein Projekt, das Aufsehen erregt - wegen seiner Aktualität und der kontroversen Diskussionen, die das Thema auslöst. Es ist eine der neuen Produktionen im kommenden Theaterjahr, das mit dem Antike-Kracher "Orestie", dem Shakespeare-Thriller "Macbeth" und dem immergrünen Opernhit "Barbier von Sevilla" klassisch vielversprechend ist.

Mit einem Wort Thomas Manns begrüßt Generalintendant Michael Grosse im neuen Spielplanheft die Theaterbesucher: "Das Wort Spielen hat das Theater mit der Kindheit gemein. Es ist die Kindheit der Kunst. Kindheit als Kunst." Das brachte Grosse und die Spartenleiter auf die Idee, das Heft mit Fotos zu durchschießen, auf denen Künstler und Vorstände jeweils ein Kinderbild präsentieren, das sie selbst zeigt. Das bietet so manchen Schmunzel-Effekt dadurch, dass die von Theater-Fotograf Matthias Stutte Abgelichteten oft die Haltung zu imitieren versuchen, die sie als Kind auf dem historischen Bild einnahmen. Ab sofort liegen die Hefte (Druckauflage: 30 000) im Theater aus.

Nach musikalischen Vorpremieren (in Krefeld mit zwei "Kino-Sinfonien" auf der Rennbahn, Mönchengladbach mit der Sommermusik Schloss Rheydt) startet die Saison in Krefeld am 4. September mit Schillers Drama "Kabale und Liebe", inszeniert von Matthias Gehrt. Seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren bringt der Schauspieldirektor erstmals einen "Schiller" auf die Bühnen am Niederrhein.

Am Rheydter Haus geht der Vorhang erstmals am 11. September hoch für die Verdi-Oper "Ein Maskenball". Andreas Baesler wird die "politische Oper", so Operndirektor Andreas Wendholz, inszenieren. Als historischer Plot liegt der Oper das Attentat auf den schwedischen König Gustav III. während eines Maskenballs zugrunde.

Musiktheater "Marlene, Judy, Marilyn" heißt der musikalisch-szenische Abend von Roland Hüve, bei dem Marlene Dietrich, Judy Garland und Marilyn Monroe ins Rampenlicht treten und singen (Krefeld ab 18. September). "Das Geheimnis des Edwin Drood" zieht nach Mönchengladbach. "In Krefeld läuft das Stück meist vor vollem Haus", berichtet Wendholz. Weitere Neuproduktionen sind die Operette "Frau Luna" von Paul Lincke und die sozial hochdramatische Emanzipationsoper "Katja Kabanova" von Leo Janáek, die aber erst in der übernächsten Spielzeit nach Krefeld kommen. Dafür wird "My Fair Lady" nach langem Mönchengladbach-Aufenthalt auf die Krefelder Bühne wechseln. Schauspiel Eine neue Komödie ist "Mondlicht und Magnolien" von Ron Hutchinson, eine Hommage an die Traumfabrik Hollywood. An Shakespeare-Nahrung für Fans des großen Elisabethaners ist kein Mangel: "Was ihr wollt" läuft in Rheydt, "Macbeth" in Krefeld. Ballett Es gibt drei Neuproduktionen: Ein Zweiteiler hat in Krefeld am 20. Februar mit "Rhapsodie und Rumba" Premiere. Vorerst nur in Mönchengladbach laufen das Ballett "Eine Frau ohne Namen" sowie die Choreografie-Werkstatt. "Tangonacht plus" geht nach Gladbach, "Petruschka/Offenbach" wandert in Gegenrichtung nach Krefeld.

Die Karten- und Abopreise steigen zwischen zehn und 15 Prozent an. Das ist notwendig, um nicht nur unterhaltsame Kost zu bringen, die sich an der Kasse absehbar zum Bestseller entwickelt, erklärt Intendant Grosse. Auch das Sperrige will das Theater wagen, um seinem Bildungsauftrag gerecht zu werden.

(RP)
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