Krefeld Textilmuseum erprobt Silberfaden-Reparatur

Krefeld · Licht, Staub, Feuchtigkeit: Für empfindliche Textilien sind das Erzfeinde. Das Deutsche Textilmuseum Krefeld hat eine überregional renommierte Restaurierungswerkstatt, die kostbare Gewebe mit erstaunlichen Erfolgen vor dem Verfall rettet. Jetzt beteiligt sich das Museum an einem zweijährigen Forschungsprojekt zur Restaurierung von textilen Objekten mit Silberbestandteilen aus dem Sammlungsbestand. Denn wenn Metallfäden in den Stoffen verarbeitet sind, ist die Behandlung extrem schwierig. Mit dem sogenannten Atmosphärendruck-Plasmaverfahren sollen durch Luftschadstoffe und Korrosion verschmutzte Silberfäden in Textilien punktuell gesäubert und konserviert werden, ohne das Silber abzutragen und die seidenen Textilfasern zu schädigen.

 Detailaufnahme der gelben Stola aus dem 18. Jahrhundert. Sie ist Vorlage für ein nachgefertigtes, künstlich gealtertes Textil, an dem das neue Reinigungsverfahren erforscht wird.

Detailaufnahme der gelben Stola aus dem 18. Jahrhundert. Sie ist Vorlage für ein nachgefertigtes, künstlich gealtertes Textil, an dem das neue Reinigungsverfahren erforscht wird.

Foto: Stadt Kre

Experten haben sich nun zu einem Gedankenaustausch in Braunschweig getroffen. Zu den hinzugezogenen externen Fachleuten gehörte auch Professor Jürgen Schram von der Hochschule Niederrhein in Krefeld. Diskutiert wurde unter anderem über die Konstruktion und Handhabbarkeit eines zu entwickelnden Gerätes für Restauratoren.

Das Forschungsprojekt wird gemeinsam vom Fraunhofer Institut Braunschweig, dem Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft aus Köln sowie dem Institut für Oberflächentechnik der Technischen Universität Braunschweig durchgeführt und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt aus Osnabrück finanziert.

Das Deutsche Textilmuseum Krefeld hat ein exemplarisch zu untersuchendes historisches Objekt, das Fragment einer Stola aus dem süddeutschen Raum (18. Jahrhundert), bereitgestellt. Zwei Studentinnen der Fachhochschule Köln haben das Objekt im Deutschen Textilmuseum intensiv erforscht und "Dummys" hergestellt, die in der Beschaffenheit der Originalstola entsprechen, nun künstlich gealtert und anschließend für Experimente nach Braunschweig weitergegeben werden.

Metallbestandteile wie Silber, die ursprünglich den Wert von Textilien erhöht haben und oft Rückschlüsse auf die soziale Stellung der Träger erlauben, sind für die Restaurierung und Konservierung eine heikle Angelegenheit: Die chemische Reaktion der Metalle unter anderem durch Luftschadstoffe verfärbt, schädigt und zerstört oft die zarten Fasern. Bisherige Reinigungsverfahren sind an solchen Objekten schwierig durchzuführen und erweisen sich oft als nachteilig für das textile Material. "Mit dem Atmosphärendruck-Plasmaverfahren hätten wir eine schonende Alternative für die Konservierung unserer Bestandsobjekte", sagt Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums. Das Verfahren wurde unter anderem für die Restaurierung von archäologischen Funden bereits erfolgreich genutzt.

(ped/RP)
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