Krefeld "Testament": Michael Grosse spricht Heine

Krefeld · Mit einer Textcollage aus Lyrik und Prosa gestaltet der Theater-intendant seinen vierten Solo-Abend: Heines Ansichten zum Fremd-sein und zu ethischen Werten sei höchst aktuell. Dienstag ist Premiere.

 Michael Grosse präsentiert Heinrich Heines Vermächtnis: "Testament" hat am Dienstag in der Fabrik Heeder Premiere.

Michael Grosse präsentiert Heinrich Heines Vermächtnis: "Testament" hat am Dienstag in der Fabrik Heeder Premiere.

Foto: Matthias Stutte

Mit Goethe hatte Heinrich Heine es nicht, eher mit Schiller. Und was ihm zu Carl Maria von Weber und der "Freischützmania", die er in Berlin anno 1821 auslöste, einfiel, hat sich gewaschen. Ironisch, bissig und pointiert konnte Heine formulieren. Das macht ihn zu einem Favoriten für Michael Grosse. Der Intendant des Theaters hat bereits mit seiner szenischen Version des Wintermärchens zahlreiche Krefelder für Heinrich Heine begeistert. Seinen vierten Solo-Abend widmet er wieder dem Dichterfürsten. In "Das Testament" fügt er Prosa und Lyrik zu einer Collage zusammen, die andere Facetten Heines zeigen sollen. Die Premiere am Dienstag in der Fabrik Heeder ist bereits ausverkauft. Bis Juni soll es in jedem Monat eine Vorstellung geben.

"Ich wollte einen Heine-Kosmos schaffen, in dem man surfen kann", sagt Grosse. Viele Texte begleiten ihn schon lange. In Mönchengladbach hat er eine neue Collage gezeigt, die er jetzt für Krefeld noch einmal variiert hat: "Heine hat eine große Aktualität: Was er, der im französischen Exil lebte, über Fremdheit sagt, über Toleranz und über Patriotismus, hat auch heute Bestand." Mit "Zahnweh im Herzen" hat er seine Gefühle der Heimatlosigkeit in den französischen Exiljahren beschrieben und trotz aller Melancholie und Enttäuschung immer auf eine bessere Zukunft gehofft.

Ausgehend von Heines Gedicht "Das Testament" - eine sarkastische Abrechnung mit der Welt - will Grosse an den sieben Strophen über verschiedene Lebenssituationen die großen Themen abarbeiten: Heines Verhältnis zu seiner Heimat Deutschland, seine Einstellung zu Katholizismus und Kommunismus, den er nur als Theorie kannte (Heine unterhielt Brieffreundschaften mit Marx und Engels) und sein Verhältnis zu Frauen. Dazu hat Grosse lauter Lieblingsstellen aus Lyrik und Prosa zusammengefügt: "Oft sind es Passagen, manchmal nur einzelne Sätze, die mir als besonders aufgefallen sind", sagt er. Es liegt ihm daran, auch für die weniger beleuchteten Gedanken und Schriften das Publikum zu gewinnen. "Es ist ein Best of Heine" mit Exzerpten aus "Das Buch Le Grand", "Briefe aus Berlin", "Buch der Lieder" - Lyrik und Prosa zu einem spannungsvollen Medley gemischt, das auch die Dialektik Heines zeigt: "Er hat sich schon manchmal selber widersprochen."

Grosse weiß, dass er dem Publikum mit dicken Brettern kommt: "Da hat man schon was, um sich daran zu reiben", sagt er. Aber es gibt auch Raum für Albernheiten. Und die Freude der Zuschauer an viel Text ohne große Inszenierung beweist die rege Nachfrage.

Übrigens: Heines "Wintermärchen" kommt demnächst nochmals auf den Krefelder Spielplan.

Premiere "Das Testament", Dienstag, 17. November, 20 Uhr, Fabrik Heeder, Virchowstraße 130. Die Premiere ist ausverkauft. Weitere Termine: 22. Dezember, 23. Januar, 19. Februar, 24. März, weitere Vorstellungen sind in Planung. Kartentelefon 02151 805125.

(RP)
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