Krefeld Studenten erfinden Seidenschleife neu
Krefeld · Ab 2018 wird der Modepreis wieder verliehen. Aber nicht mehr an renommierte Designer, sondern für "innovative Ansätze in der Textilbranche".
Ein weiteres glanzvolles Kapitel aus Krefelds textiler Geschichte ist beendet. Die "Goldene Seidenschleife" wird es so, wie viele Krefelder sie kennen, nicht mehr geben. Ab 2018 soll der Preis, der seit 1993 für gutes Modemarketing an renommierte Designer vergeben wurde, an junge innovative Designer gehen. Das Stadtmarketing hat Studierende des Masterstudiengangs "Fashion and Product Management" der Akademie für Mode und Design (AMD) beauftragt, Vorschläge für die Neuausrichtung des Preises zu erarbeiten. In einem Semesterprojekt unter der Leitung der Professoren Marion Steffen und Peter Schmies sind fünf Entwürfe entstanden, die jetzt einem Gremium aus Handwerk, Handel, Museen und Stadtmarketing präsentiert wurden.
Zwei Team haben den ersten Platz im Wettbewerb belegt: Dagmara Schumacher, Alexandra Schreiner und Jule Völker mit ihrem Konzept für ein "Stadtevent zum Thema Nachhaltigkeit" unter dem Titel "Innovation's Day by Goldene Seidenschleife" sowie Cosima Holzapfl und Jil Boßlet mit der Idee für ein "Kreftival" - ein dreitägiges Musikfestival, für das junge Designer "trendgerechte, nachhaltige und funktionelle Festivalkleidung" entwerfen, die prämiiert werden soll.
"Zukünftig sollen nicht mehr etablierte Modedesigner ausgezeichnet werden. Stattdessen wollen wir mit dem Preis nach innovativen Ansätzen in der Textilbranche suchen. Gleichzeitig bleibt die AMD als Kooperationspartner im Boot, so dass die Ausschreibung auch alle relevanten Modeschulen und Hochschulen erreicht", sagt Stadtmarketingleiter Uli Cloos. Im Herbst soll der Preis deutschlandweit ausgeschrieben werden. Denn im nächsten Jahr soll die neue "Goldene Seidenschleife" erstmals vergeben werden. Die Trophäe hat eine neue Form. "Im Sinne des Krefelder Perspektivwechsels haben ungewöhnliche Präsentationsformate, die die relevanten Themen von Innovation und Ressourcenschonung berücksichtigen, die größte Chance", sagt Cloos. Die Idee, junge (noch) unbekannte Designer zu fördern und auch speziell Ideen zu nachhaltiger und ökologisch wertvoller Mode zu prämiieren, ist in Krefeld nicht neu. Bereits 2009 hatten die SWK bundesweit den Designerpreis "Energie und Mode" ausgelobt. Die Entwürfe - einige tragbar, andere nur fantasievolle Hingucker - waren eine Bereicherung der "Größten Straßenmodenschau der Welt" gewesen und das, was auch das Deutsche Mode-Institut, das damals noch mit im Boot war, sich wünschte: eine Attraktion für textilen Nachwuchs.
Mode ist Ausdruck von Zeitgeist und braucht frische Impulse. Sie erfindet sich ständig neu und entspricht damit der Idee der Stadtmarketing-Kampagne "Perspektivwechsel". Von Förderpreisen für Nachwuchs können Stadt und Branche profitieren. Die "Größte Straßenmodenschau der Welt", die ein Vierteljahrhundert eine Marke war, die selbst in Berlin und Düsseldorf nicht getoppt wurde, hat mit dem neuen Konzept einen neuen Namen bekommen: Krefeld pur. Die Seidenschleife völlig umzuwidmen, bedeutet auch künftigen Verzicht auf den Glanz von Namen wie Escada, Cerruti, Cardin. Krefeld könnte sie auf Eis legen, bis es wieder Geld hat, um Couture und internationale Aufmerksamkeit zurückzuholen. Ein neuer Preis verdient einen eigenen Titel, der keine undankbaren Vergleiche heraufbeschwört.