Krefeld Strümpfe sind die Stütze des Geschäfts

Krefeld · August Stelkes hatte mit seiner Geschäftsidee 1947 einen Nerv getroffen. Die Frauen in Krefeld rissen ihm die Nylonstrümpfe, die er in einem Seesack von seiner Einkaufstour in Augsburg bei der Firma Elbeo mitbrachte, förmlich aus den Händen.

 Seit den Anfängen des Krefelder Fachgeschäfts Strümpfe Stelkes im Jahr 1947 hat sich das Angebot an Feinstrümpfen stark verändert. Heute gibt es Variationen in allen möglichen Farben und mit unterschiedlichen Motiven.

Seit den Anfängen des Krefelder Fachgeschäfts Strümpfe Stelkes im Jahr 1947 hat sich das Angebot an Feinstrümpfen stark verändert. Heute gibt es Variationen in allen möglichen Farben und mit unterschiedlichen Motiven.

Foto: Thomas Lammertz

Die Geschichte von "Strümpfe Stelkes" hat viel mit der Emanzipation der Frau zu tun. Nach dem Zweiten Weltkrieg trugen die Krefelderinnen noch Röcke und Kleider. Die Hose setzte sich beim weiblichen Geschlecht erst Jahrzehnte später durch. Für Firmengründer August Stelkes war das eine goldene Zeit. Mit viel Fingerspitzengefühl, Mut und Fleiß versorgte er seine Kundschaft mit Nylonstrümpfen von Elbeo - der ältesten Strumpfmarke der Welt. Er reiste selbst zum neuen Firmensitz nach Augsburg und überzeugte die Verantwortlichen dort, ihn als Partner und Kunden zu akzeptieren. Mit einem Seesack voller Nylonstrümpfe fuhr er in die Seidenstadt zurück, um sie den Krefelderinnen anzubieten. Die rissen ihm die begehrte Ware förmlich aus den Händen. Die Häufung der Fahrten nach Bayern nahm zu, die Stückzahl der eingekauften Strümpfe stieg auf ein Niveau, das Elbeo bewog, den Krefelder Geschäftsmann selbst zu beliefern.

Enkel Michael und Ehefrau Esther erzählen lebhaft von den Zeiten, als das Familienunternehmen, das seit 1951 an der Rheinstraße ansässig ist, sich als Fachgeschäft für Strümpfe seinen Markt eroberte. Nylonstrümpfe, das war etwas, was sich nicht jeder leisten konnte - ein modisches Accessoire. "Damals hat mein Vater bisweilen auch Kaffee statt Geld für ein Paar Nylons bekommen", berichtet Wolfgang Stelkes, der mit seiner Frau Petra das Geschäft Ende des Jahres an die dritte Generation übergeben will.

 Michael und Esther Stelkes übernehmen Ende des Jahres in dritter Generation das Fachgeschäft Strümpfe Stelkes von Wolfgang Stelkes. Bis dahin bekommt der Laden eine neue Einrichtung.

Michael und Esther Stelkes übernehmen Ende des Jahres in dritter Generation das Fachgeschäft Strümpfe Stelkes von Wolfgang Stelkes. Bis dahin bekommt der Laden eine neue Einrichtung.

Foto: Lammertz Thomas

In den 70 Jahren hat sich viel verändert: Die Frauen trugen plötzlich Hosen. Und es wurden immer mehr, die Hosen trugen. Die Strümpfe-Branche reagierte mit Vielfalt und Neuerungen. Sie verkaufte Strumpfhosen, farbige Strumpfhosen und Feinstrümpfe, bemusterte farbige Strumpfhosen und Feinstrümpfe, mit Motiven bedruckte farbige Strumpfhosen und Feinstrümpfe, Socken, Kniestrümpfe, Leggins, Stützstrümpfe, Forming-Strumpfhosen, Sneaker-Socken und vieles mehr.

Auch Wolfgang Stelkes hat sich in der Zeit eine Menge einfallen lassen, um neue Kunden zu interessieren und vorhandene Kunden zu betreuen. "Wir haben unter anderem Strümpfe aus dem 19. Jahrhundert ausgestellt, die wir aus dem Elbeo-Museum dafür überlassen bekommen hatten", berichtet er. Für den KEV lieferte Strümpfe Stelkes in den 1990-er Jahren eigene Socken mit Eishockey-Motiv, die auch im Fan-Shop verkauft wurden. Zu Zeiten, als die lokale Konkurrenz der Krefelder Preussen dem Puck hinterherjagte, warb der Familienbetrieb in der Rheinlandhalle an der Tribüne für sein Geschäft. "Wir haben jahrelang die Ensembles der Theater in Krefeld und Essen ausgestattet", erzählt Wolfgang Stelkes.

Über die privaten Kunden schweigt er. Diskretion gehört zum Geschäftsprinzip. Welcher Herr der Gesellschaft in Krefeld rote Feinstrümpfe mit Spitze für Frau oder Freundin kaufte, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis. Dass einige Kostbarkeiten darunter waren, ist zu erahnen. Bis vor wenigen Jahren beschäftigte Stelkes eine eigene Repassiererin - also eine Fachkraft, die feinste Strümpfe reparieren konnte. Für Stammkunden haben sie Ware bereits bis ins australische Sidney verschickt.

"Wir sind das einzige Strumpffachgeschäft in der Stadt", betont Esther Stelkes. Intensive Beratung gehöre zu den Stärken. Zu Festlichkeiten wie Hochzeiten wünsche die Braut nicht selten etwas Besonderes, sagte sie. Dazu zählen neuerdings auch Print-Strumpfhosen aus Israel mit Motiven wie die Zunge der Rolling Stones, Big Ben oder eine Eiscremetüte. Auch für den Herren kann Strümpfe Stelkes Außergewöhnliches liefern - Herrensocken der Marke Falke aus Kamelhaar zum Preis von 700 Euro. "Die Herren sind durchaus modebewusster und anspruchsvoller geworden", bilanziert Wolfgang Stelkes. "Sie legen großen Wert auf Tragekomfort und wählen auch bunte Farben, die zu Einstecktuch und Krawatte passen."

(sti)
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