Krefeld Stelters humorvolle Eheberatung

Krefeld · Der beliebte Kabarettist kam nach Krefeld, um behutsam und humorig ein Plädoyer für die Ehe - diese spezielle Form des Zusammenlebens - zu halten.

 Bernd Stelter überzeugte sein Publikum mit präzisen Beobachtungen aus dem Leben eines durchschnittlichen Ehepaars.

Bernd Stelter überzeugte sein Publikum mit präzisen Beobachtungen aus dem Leben eines durchschnittlichen Ehepaars.

Foto: Bretz

Dieter Nuhr und Dieter Hildebrandt im Fernsehen konnten die Fans von Bernd Stelter am Sonntag nicht beeindrucken. Sie pilgerten zu seiner Show "Wer heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte", und so war die Kufa restlos ausverkauft. Bei allem unvermeidbaren Spott, den das Thema Ehe provoziert, war Stelter aber vor allem gekommen, um behutsam und humorig ein Plädoyer für diese Zusammenlebensform aufzubauen.

Von der Promiskuität des Steinzeitmenschen über etliche Umwege zur heutigen Einehe mit seitlicher Arabeske zum Zölibat, riss Stelter kurz und knackig den Weg auf, der momentan eher dahin führe, dass die Bräute ihre geworfenen Brautsträuße gleich selbst wieder auffingen. Aber "sich die Sorgen teilen" sollte bei ihm vor allem heißen, sich umeinander zu sorgen, zum Beispiel, indem sie ihm mit einem heißen Tipp beim Suchen hilft und erst nach dem dritten Mal erklärt, dass sie mit "links" das "andere links" meint - also rechts, wobei sich der Kamillentee übrigens im Bücherregal befand, und zwar im Nutellaglas mit der Aufschrift "Salz". Aber er nahm auch seine "unheilbaren Erkältungen" auf die Schippe und seine Esslust. Eine Ehe funktioniere halt wie das Zusammensetzen eines Schweizer Uhrwerks mit all seinen filigranen Kleinteilen: Grande Complication. In eingeschobenen Sketche gab er grandios einen bäuerlichen Silberhochzeitsredner aus dem leicht inzestuösen Sauerland und einen norddeutschen Standesbeamten, der sich auch für Schwulen- und Lesben-Ehen stark machte - schon deshalb, damit auch die Frauen mal erleben, wie das ist, mit einer Frau verheiratet zu sein. Beides brachte er übrigens mundartlich absolut stilecht mit rollendem sauerländischem "r" und "s-pitzem S-tein anne Küste". Mit seinem angenehmen Bariton sang er Gordon Lightfoots "If You Could Read My Mind" ebenso gekonnt wie eigene Lieder, von denen eines über Sex-Spielzeug an seinen Spaß am Karnevalistischen erinnerte, während "Die Liebe geht durch den Magen, doch was kommt hinterher?" Mey'schen Qualitätsstandards genügte. Und mit Kästner und Hesse kam sogar große Literatur ins Spiel. Leider hatte er keinen Roman über eine glückliche Ehe gefunden - nur eine Erzählung von Astrid Lindgren über eine 81 Jahre währende Liebe und Ehe auf mageren neun Seiten. Skandalös, fand Stelter, der seinen Ehe-Optimismus nicht nur seiner Frau, sondern auch dem guten Vorbild seiner Eltern verdankt. Auch denen widmete er am Schluss noch ein Lied zu ihrer Hochzeit - und zwar ganz ohne Schmalz. Das will gekonnt sein.

(RP)
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