Krefeld Stahldorfer Muslime feiern mit Flüchtlingen Opferfest

Krefeld · Eine schöne Geste: Zur Feier des Opferfestes hat die Stahldorfer Yunus-Emre-Moscheegemeinde neben Freunden und Nachbarn auch die von der Stadt Krefeld aufgenommenen Flüchtlinge eingeladen. "Unsere Einladung richtet sich an alle Flüchtlinge, nicht nur an die Moslems unter ihnen", betonte Gemeindevorsteher Kenan Kiraz. "Entsprechend dem Charakter des Opferfestes wollen wir diesen Menschen unser Mitgefühl mit ihrem Schicksal zeigen."

 Flüchtlinge und Krefelder Muslime feiern in der Yunus-Emre-Moschee.

Flüchtlinge und Krefelder Muslime feiern in der Yunus-Emre-Moschee.

Foto: T. L.

Das Opferfest ist ein sehr hohes Fest aller Muslime. Es erinnert an den Propheten Ibrahim (Abraham), der bereit war, im Vertrauen auf Allah (Gott) seinen Sohn Ismael (Isaak) zu opfern. Als Allah (Gott) dieses Gottvertrauen wahrnahm, gebot er Einhalt. Dankbar opferten Ibrahim und Ismael daraufhin einen Widder. Dies taten sie im Kreise von Freunden und Bedürftigen. Der Koran erzählt die Geschichte in der Sure 37, die Bibel gibt die Geschichte von der Opferung Isaaks im Buch Genesis wieder. Muslime, die es sich leisten können, sollen zum Opferfest ein Tier opfern und es mit Freunden, aber auch Armen und Bedürftigen teilen.

In das benachbarte Schulgebäude der aufgelösten Theodor-Heuss-Hauptschule sind bereits 50 Flüchtlinge aus dem Balkan, Irak und Syrien eingezogen. "Unsere Vorfahren, die als Gastarbeiter aus anatolischen Dörfern in die fremde deutsche Lebenswelt kamen, waren anfangs sehr isoliert, bis sie über deutsche Kollegen auf der Arbeitsstelle stärker sprachliche und soziale Wurzeln schlagen konnten," blickte der Gemeindevorsteher Kiraz zurück auf die türkischen Einwanderer der ersten Generation. Der Gemeindesaal ist mit Besuchern gut gefüllt, als Kiraz in Anwesenheit des Imams (Prediger) der Gemeinde und des Religionsrates des türkischen Konsulates auf Deutsch die "neuen Nachbarn" begrüßt. Seine Worte werden von einem serbischen Dolmetscher für die vom Balkan stammenden Flüchtlinge übertragen. Dann übersetzt Saliha Schmitz die Worte ins Arabische. Die Tunesierin ist mit einem Deutschen verheiratet und hat sich als Helferin für die Flüchtlinge in der Glockenspitzhalle gemeldet.

Die jüngeren Kinder sind die ersten, die die vielen Reden nicht mehr aushalten und mit dem Essen beginnen wollen, das die Gemeinde jedem Besucher reicht. Später wird noch ein Lieferwagen voller Geschenke für die Kinder und ihre Eltern auf den Hof rollen, die die Gemeindemitglieder gesammelt haben. Flüchtlinge vom Balkan und aus dem Nahen Osten sitzen in Gruppen zusammen. Das gemeinsame Schicksal verbindet und noch ist der Schock der Flucht spürbar.

Die Flüchtlinge zeigen sich dankbar - so wie der Veterinär Ahmed Mousa aus dem ostsyrischen Dorf Der Ab. Er habe seine Familie in einem libanesischen Flüchtlingslager zurückgelassen, um sich in 20 Tagen allein nach Deutschland durchzuschlagen. Später wolle er seine Familie nachholen. Mousa genießt das Gefühl der Sicherheit, obwohl er seine Familie vermisst. Vor vier Tagen sei das jüngste seiner drei Kinder geboren worden. Der Iraker Salah Eldin aus Gazi Falin bezeichnet sich als "psychisch angeschlagen". Saddam Husseins Folterknechte hätten ihm ein Auge ausgeschlagen. Er sei mit seiner Frau und den beiden Söhnen vor der anhaltenden Unsicherheit im Irak geflohen. Seine beiden Söhne, so sagt der Autolackierer, seien aufgeweckt und begabt. Sein einziger Wunsch ist, dass sie sich in Deutschland entsprechend weiter entwickeln können.

Zwölf Jahre ist Mohamed alt, der mit seinem älteren Bruder und dessen Frau aus Syrien floh. Die erste Station der dreimonatigen Flucht sei der Libanon gewesen. Von dort sei es in die Türkei gegangen, von wo man schließlich eine Überfahrt ins griechische Mitilini bekommen habe. Auf dem winzigen Schlauchboot hätten sich 26 Personen gedrängelt. Um schwimmfähig zu bleiben, hätten die Flüchtlinge ihre ganze Habe über Bord werfen müssen. Dennoch sei die Nussschale in den Brandungswellen gekentert, wobei ein Flüchtling ums Leben gekommen sei. Als sie von der Insel das Festland erreichen, stand ein zwölftägiger Marsch an. Über Makedonien und Serbien erreichten sie Ungarn. Von dort ging es über Österreich nach Deutschland.

Saliha Schmitz blickt positiv auf die Kinder: "Diese Kinder sind aufnahmefähig. Sie lernen schnell und können das Gelernte dann an ihre Eltern weitergeben."

(RP)
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