Krefeld Ständig entgleisen Straßenbahnen am Ostwall

Krefeld · Am Dienstag entgleiste an der Haltestelle Rheinstraße zum wiederholten Male eine Straßenbahn. Das Problem betrifft SWK und Rheinbahn gleichermaßen. Die Ursache ist im komplexen Weichensystem am Ostwall zu suchen.

 Die Streifen links von der Weiche zeugen von einer Entgleisung.

Die Streifen links von der Weiche zeugen von einer Entgleisung.

Foto: L.S.

Seit rund eineinhalb Jahren ist die Haltestelle an der Rheinstraße nach den umfangreichen Baumaßnahmen nun schon in Betrieb. Und immer wieder sorgte sie in dieser Zeit für Schlagzeilen. Diese befassten sich zumeist mit dem Glasdach, dessen Sprüngen und Undichtigkeiten.

Eine mechanische Weiche: Jedes Rad drückt die Weiche zur Seite; wenn das Rad passiert hat, springt die Weiche zurück; fährt die Bahn nicht komplett mit allen Rädern durch, steht ein Rad im falschen Gleis - die Bahn entgleist, wenn sie anfährt.

Eine mechanische Weiche: Jedes Rad drückt die Weiche zur Seite; wenn das Rad passiert hat, springt die Weiche zurück; fährt die Bahn nicht komplett mit allen Rädern durch, steht ein Rad im falschen Gleis - die Bahn entgleist, wenn sie anfährt.

Foto: Lothar Strücken

Doch eine weitere Problematik der neuen Haltestelle rückte bis dato nicht in den Fokus. Am Dienstag nämlich entgleiste zum wiederholten Male eine Straßenbahn. Aufgrund dieser Entgleisungen kam es nun schon einige Male zu großen Verzögerungen, weil Bahnen wieder in ihr Gleis gehoben werden mussten. "Es ist richtig", sagt Dirk Höstermann, der stellvertretende Pressesprecher der Stadtwerke, die auch für die Straßenbahnen zuständig sind, "dass es hier hin und wieder zu Problemen kommt. Ich kann bestätigen, dass es in Fahrtrichtung Hauptbahnhof zu einigen Entgleisungen gekommen ist. Sach- oder gar Personenschaden gab es aber bei keinem dieser Fälle."

Was passiert dort? Der Hintergrund ist die Tatsache, dass an der Rheinstraße eine seltene Form der Bahnführung vorliegt, denn die U76 der Rheinbahn mit einer Spurbreite von 1,435 Metern, sowie die Straßenbahnen der SWK mit der Spurbreite von einem Meter werden am selben Bahnsteig abgefertigt. Daher müssen beide in einer Schiene fahren. Aus diesem Grunde wird kurz vor der Haltestelle der auf vier Schienensträngen laufende Schienenverkehr auf drei Schienen zusammengeführt und nach der Haltestelle wieder getrennt.

Diese Trennung des inneren Schienenstrangs führt zu besagten Problemen. Fahren Bahnen der Rheinbahn und der SWK zu dicht hintereinander, dann kann die Weiche zwischen diesen nicht schnell genug umspringen und die Bahn entgleist. Es handelt sich also nicht um ein technisches, sondern um ein menschliches Versagen. Beide Unternehmen haben ihre Fahrer intensiv auf diese Problematik hingewiesen und angemahnt, genug Abstand zu lassen. Allerdings kam es in den letzten Jahren insgesamt viermal, je zweimal pro Unternehmen, dazu, dass Fahrer hier zu unaufmerksam waren, zu dicht auffuhren und mithin die Bahnen entgleisten. "Das ist eigentlich auch keine große Sache. Es führt nur zu Verzögerungen, die für unsere Fahrgäste natürlich ärgerlich sind", sagt Höstermann.

Der aktuelle Fall aber habe mit dieser Problematik nichts zu tun, denn die U76 sei auf dem Stück zwischen Rheinstraße und St. Anton Straße entgleist, das der Rheinbahn gehört. Die Auflösung hierzu liefert entsprechend der Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher: "Bei der Entgleisung am 1, August handelte es sich um menschliches Versagen. Die Fahrer müssen komplett in ihre Parkposition fahren, da die Weiche mit einer Feder arbeitet. Das Rad der einfahrenden Bahn schiebt sie aus der Ausfahrtposition und sie schnellt zurück, so dass sie bei der Ausfahrt immer richtig steht. Am Dienstag war der Fahrer nicht komplett hinein gefahren, so dass ein Rad noch hinter der Weiche stand. Als er dann in die Gegenrichtung fuhr, lief dieses Rad natürlich in eine andere Richtung, als die anderen, was zur Entgleisung führte", sagt er.

Die Rheinbahn habe alle ihrer Fahrer noch einmal explizit auf den Sachverhalt hingewiesen und hofft, dass es ein Einzelfall bleibt. Schumacher entschuldigt sich ausdrücklich bei allen Kunden, die durch den Unfall Wartezeiten in Kauf nehmen mussten. Er verweist aber auf die Mobilitätsgarantie der Rheinbahn, die bei Verzögerungen ab 20 Minuten greife und dem Fahrgast die Möglichkeit gebe, bis zum regulären Anschluss - in diesem Falle die Haltestelle Dießem - mit anderen Verkehrsmitteln einschließlich dem Taxi zu fahren.

(RP)
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