Diesel-Poker in Krefeld Stadtwerke streichen Millionensumme ein

Krefeld · Die SWK haben ein neues Swapgeschäft für fünf Millionen Liter zur Dieselpreisabsicherung für die Jahre 2016 bis 2019 abgeschlossen. Ende 2015 hatte der neue Kontrakt einen negativen Marktwert von 2,7 Millionen Euro.

 Tagein, tagaus sind die Busse der SWK Mobil unterwegs. Dafür benötigen sie jede Menge Kraftstoff. Für die Gesellschaft ist der Verbrauch ein großer Kostenfaktor bei schwankenden Dieselpreisen. Für die Kalkulation benötigen die SWK Planungssicherheit und bedient sich eines schlecht beleumdeten Finanzinstruments.

Tagein, tagaus sind die Busse der SWK Mobil unterwegs. Dafür benötigen sie jede Menge Kraftstoff. Für die Gesellschaft ist der Verbrauch ein großer Kostenfaktor bei schwankenden Dieselpreisen. Für die Kalkulation benötigen die SWK Planungssicherheit und bedient sich eines schlecht beleumdeten Finanzinstruments.

Foto: TL

Mehrere Millionen Liter Kraftstoff benötigen die Stadtwerke Krefeld und ihre Töchter jedes Jahr insbesondere für den Öffentlichen Personennahverkehr, aber auch für die Müllabfuhr und die Stadtreinigung. Da kommen erhebliche Kosten in Höhe von einigen Millionen Euro für die Gesellschaften zusammen. Bei den ständigen Preisschwankungen kann das zum kalkulatorischen Problem werden.

Der Vorstand setzt deshalb auf ein Finanzinstrument, das mitunter einen schlechten Ruf genießt - das Swapgeschäft. Unterm Strich lagen die Verantwortlichen mit dieser Entscheidung bislang richtig. Seit der Einführung des Dieselpreisabsicherungsgeschäfts im Jahr 2009 bis zum 31. Dezember 2015 haben die Stadtwerke durch das Swap-Geschäft 1,9 Millionen Euro erhalten und damit unter anderem ihr Jahresergebnis in dieser Höhe positiv beeinflusst.

Swap-Geschäfte werden nicht selten auch als Preis- oder Zins-Wetten beziehungsweise -Poker bezeichnet. Selbst Bundesverwaltungsrichter bedienten sich dieser Begrifflichkeiten. Allerdings bei komplizierterer Konstruktionen, als die SWK sie abschließen. Die lassen auf diese Absicherungsgeschäfte nichts kommen. Daran ändert auch nichts, dass - die zurückliegenden zwölf Monate allein betrachtet - die SWK bei der Dieselbeschaffung gleichsam draufzahlen mussten. "Aufgrund des 2015 weiter gefallenen Referenzpreises (Rohstoffanteil) war der Marktwert der Swapvereinbarung zu allen monatlichen Bewertungsstichtagen negativ", heißt es im SWK-Geschäftsbericht.

Vereinfacht erklärt vereinbaren die SWK mit einem Partner - meist eine Bank - über die Vertragslaufzeit einen Dieselpreis pro Liter. Wird's auf dem Markt günstiger, zahlen die SWK den Differenzbetrag an den Vertragspartner. Wird der Diesel teurer, übernimmt der Vertragspartner die Mehrkosten.

Dorothee Winkmann, Sprecherin der Stadtwerke Krefeld, erklärt auf Anfrage unserer Redaktion, warum negative oder positive Marktwerte der Swapvereinbarungen nicht die entscheidende Rolle spielen. "Der SWK Konzern benötigt langfristige Planungssicherheit", sagte sie. Wir brauchen feste Kostengrößen, um zum Beispiel langfristige Transportaufträge kalkulieren zu können. Auf Basis dieser Zahlen geben die SWK-Gesellschaften ihre Angebote in den Markt. "Deshalb schließen wir seit dem Jahr 2009 so genannte Dieselpreisabsicherungsgeschäfte ab und fixieren damit faktisch den Diesel- und Heizölpreis für die gesamten im Konzern verbrauchten Mengen oder ab diesem Jahr für einen großen Teil der Mengen."

Im Konzern benötigten die SWK sehr viel Diesel sowohl bei der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN), der Gesellschaft für Städtereinigung und Abfallwirtschaft (GSAK), der SWK MOBIL - insbesondere für den Fuhrpark - und auch bei der Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK) als Betreiber der Verbrennungsanlage in Elfrath. Die SWK seien in 2008 davon ausgegangen, dass die Dieselpreise in den nächsten Jahren stark ansteigen werden - dies sei dann auch so eingetreten. Nach wie vor kauften die SWK die aktuell tatsächlich benötigen Diesel- und Heizölmengen zu Marktpreisen ein. Die Differenz zwischen dem Marktpreis und den jeweils durch Sicherungsgeschäft vereinbarten Preisen würden monatlich ausgezahlt. "Wir haben aus diesen SWAP-Geschäften bis einschließlich Dezember 2015 saldiert Zahlungen in Höhe von insgesamt rund 1,9 Millionen Euro erhalten und die günstigen Konditionen zum Teil auch durch günstige Preise an unsere Kunden weitergegeben", betont Dorothee Winkmann. Der Finanzpartner der SWK im Diesel-Poker ist die Commerzbank, informierten die SWK auf Anfrage unserer Redaktion.

"Im Übrigen haben wir zur Dieselpreisabsicherung für die Jahre 2016 bis 2019 ein weiteres SWAP-Geschäft in Höhe von fünf Millionen Liter Diesel pro Jahr abgeschlossen, da wir auf mittelfristige Sicht wieder von einem Anstieg des Dieselpreisniveaus ausgehen." Die Marktpreise lägen derzeit noch unter dem SWAP-Peis, jedoch sei im Moment bereits wieder eine eindeutige Preissteigerung festzustellen. "Wir betonen nochmals, dass wir nur Sicherungsgeschäfte tätigen für Mengen, die auch von uns verbraucht werden. Diese Geschäfte dienen somit nur der Kalkulationssicherheit und haben keineswegs einen spekulativen Charakter", sagte die SWK-Sprecherin.

(sti)
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